Bochum. Eine Umfrage in einem Bochumer Stadtteil hat ergeben: Das Sicherheitsgefühl der Menschen sinkt. Die Gründe - und was die Stadt dagegen tun will.

Angst im Dunkeln, Ärger über wilde Müllkippen, aber auch die Wohnungseinbrüche machen den Menschen in Hamme zu schaffen.

Wie sicher fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger in Hamme? Dieser Frage ging das Büro „barrio novo“ nach und ließ im Auftrag der Stadt die Bewohner zu Wort kommen. Mit den Ergebnissen erstellte das Büro im Rahmen des Stadtumbaus ein sogenanntes Sicherheitsaudit. Aus dieser Untersuchung will die Stadt die Missstände aufgreifen und angehen.

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„Auch bei uns im Haus wurde schon eingebrochen. Da fühlt man sich deutlich unsicherer“, sagt Lutz Leder. Er selbst habe zwar keine echte Angst, sich im Stadtteil zu bewegen, wohl aber seine Frau. „Die würde niemals mehr alleine nachts vor die Tür gehen.“ Der Stadtteil habe sich verändert. Vor Jahren hätten Frauen noch alleine durch Hamme gehen können, ohne Angst, belästigt zu werden. „Bei uns in der Sackgasse am Marbach stehen bei warmem Wetter Gruppen junger Männer mit Bierflasche in der Hand. Da möchte man nicht in deren Nähe kommen.“

Lutz Leder hat keine Angst, im Dunklen auf die Straße zu gehen. Wohl aber seine Frau.
Lutz Leder hat keine Angst, im Dunklen auf die Straße zu gehen. Wohl aber seine Frau. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Sicher fühlt sich Kenwa Mabuni, der vor zwei Jahren von Münster nach Hamme zog. Und fügt an: „Solange ich nicht angepöbelt oder angegriffen werde.“ Im Hammer Park kann er Menschen sehen, die auf den Bänken sitzen und Alkohol konsumieren, von denen fühlt er sich nicht bedroht. „Klar, hier leben viele verschiedene Nationalitäten, jeder bringt seine Gewohnheiten mit.“

Das Sicherheitsgefühl sei insgesamt geringer geworden

Das Sicherheitsgefühl sei insgesamt geringer geworden, nicht nur im Stadtteil Hamme, findet Sabine Wassermann. „Nachts durch den Park zu gehen, das hätte ich früher nicht gemacht und das mache ich heute auch nicht.“ Doch frühmorgens noch im Dunkeln zur Bahn zu gehen, „das ist zwar nicht das schönste Gefühl, doch ich fürchte mich nicht“.

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Eine Mitarbeiterin eines Second-Hand-Ladens an der Dorstener Straße hat ganz andere Ängste – vor einigen aggressiven Kunden. „Die verlangen die Ware kostenlos. Wenn wir abwinken, werden wir beschimpft, bespuckt und beleidigt.“ Deshalb sei der Spuckschutz-Thekenaufsatz an der Kasse auch nach Corona nicht beseitigt werden. Wenn sie dann abends ins Auto steigt, kommt kein mulmiges Gefühl auf. „Dann sind hier die Bürgersteige hochgeklappt.“

Hundefreund Ramon lässt seine Tochter nichts abends allein vom Sport nach Hause laufen.
Hundefreund Ramon lässt seine Tochter nichts abends allein vom Sport nach Hause laufen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Hamme sei gar nicht so schlimm, findet eine 21-jährige Bürgerin. „Wanne-Eickel, wo mein Freund wohnt, ist schlimmer. Da sieht man mehr betrunkene Leute auf der Straße.“ Dennoch versuche sie, nicht nachts herumzulaufen. „Ich wohne seit einem Jahr hier. Zum Glück ist mir noch nichts passiert.“

Bedrohungen und Aggressivität durch Gruppen im Park

Frank Dobrinski ist mit seinem Hund Fine viel im Stadtteil unterwegs, dabei oft im Volkspark. „Im Frühling und Sommer finden sich da Gruppen zusammen, schmeißen Partys und pöbeln die Leute an. Das ist eine ganz bestimmte Klientel. Nach 22 Uhr gehe ich dann nicht mehr in den Park.“ Er fühle sich unwohl, werde oft wegen seines Hundes beschimpft. „Dann habe ich auch Angst um mein Tier.“ Die zunehmende Vermüllung des Parks macht ihm auch zu schaffen.

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Auch an der Straße Seilpfad könne man gut spazieren gehen. Dort werde ihm mulmig, wenn vorbei sausende Rad- und E-Rollerfahrer ihn bedrohen. Dobrinski: „Eigentlich ist Hamme ganz schön, wir könnten alle zusammen was machen, doch die Kluft ist zu groß.“

Einen Hund hat auch sein Bekannter Ramon, der gerade aus dem Park kommt. „Ich selbst fürchte mich nicht. Habe ja einen Hund, wenn auch einen kleinen. Doch meine Kinder dürfen abends nicht in den Park.“ Seine 17-jährige Tochter treibe Sport. „Auch, wenn der Fußballplatz nur 500 Meter entfernt ist, ich hole sie abends ab.“