Bochum-Hamme. Wohnungen werden nicht gebaut, Projekte scheitern: In Bochum-Hamme kommt der Stadtumbau nicht voran. Regelmäßig werden Fördergelder gekürzt.
„Der Frust ist groß bei den Bürgern in Hamme“, sagt Michael Vornweg, Sprecher der Hammer Runde. Die Hammer Runde ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern aus Hamme. Und von denen fühlten sich viele von Bochum abgehängt, als fünftes Rad am Wagen.
Der Stadtumbau durch das vom Land geförderte ISEK (integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) komme nicht voran, sagt Vornweg. Immer wieder habe Düsseldorf die Mittel für Hamme gekürzt, oft auch ganz gestrichen, wie zuletzt 2022. So wurde durch die Stadt Bochum regelmäßig Geld beantragt für Maßnahmen, die den Stadtteil nach vorne bringen sollten. Immer mehr Abstriche waren nötig.
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Eine geplante Stadterneuerung in Bochum-Hamme begann gleich mit einem Fehlstart. Schon 2020 gab es keine Fördermittel vom Land. Das hatte zur Folge, dass das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) auf Eis lag. Im Jahr darauf flossen zwar Mittel – allerdings weniger als erhofft.
„Maßnahmen in Höhe von 21,75 Millionen Euro hatten wir beabsichtigt und mussten auf 10,7 Millionen Euro herunterfahren“, so Tabea Reichert, Projektleiterin für den Umbau in Hamme im Planungsamt, im Frühjahr vor zwei Jahren.
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Und das sei laut den Teilnehmern der Hammer Runde überall zu spüren. Es passiere zwar ein bisschen was, wie das Mobilitätskonzept, für das die Stadt eigenes Geld in die Hand nimmt. „Doch für die Bevölkerung sind keine Veränderungen sichtbar“, findet Vornweg. Er vermutet, dass es auch an der Stadt Bochum liege, dass Hamme immer wieder zu kurz komme. „Entweder werden keine realistischen Anträge gestellt oder man ist zu blauäugig in der Verwaltung.“
Städtebauliche und soziale Projekte in Bochum-Hamme
Zu den Projekten, die Hamme sozial und städtebaulich nach vorn bringen sollen, gehören u.a. der Umbau des Amtsplatzes, der mit 1,5 Millionen Euro vorgesehen war. Hier wünschen sich die Bürger Blumenbeete, moderne Sitzgruppen und ein Wasserspiel. Vorgesehen auch: der Umbau des Parks Präsident für fast 2 Millionen Euro und des Friedhofs im Stadtteil für 3 Millionen Euro ab 2027; die Bürger schlagen bessere Ausleuchtung und Grünpflege vor. Auch Kinderspielplätze sollen erneuert werden. Das haben Bürger für die Stadterneuerung bei Beteiligungsverfahren vorgeschlagen.
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Die Stadt setzt jetzt auf die Neuausrichtung der Förderrichtlinien, wonach nicht mehr Einzelprojekte, sondern gebündelte Gesamtmaßnahmen in Angriff genommen werden sollen.
Die geplante Wiederinbetriebnahme der Marbach-Deponie treibt viele Hammer um. Der Betreiber Outokumpu Nirosta GmbH (ehemals Thyssen-Krupp Nirosta) will die bislang formal nicht stillgelegte Deponie für Bauschutt wieder nutzen. „Die Entscheidung liegt nun bei der Bezirksregierung Arnsberg“, sagt Vornweg. Seit Jahren schwelt der Konflikt um die riesige Schlackendeponie im Ortsteil. Befürchtet werden vor allem Belästigungen durch viel Lkw-Verkehr auf der Gahlenschen Straße.
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Mehr Wohnungsbau in Hamme ist für Rudolf Malzahn möglich. „Bauland gibt es genug, Pläne auch“, sagt er, und zählt etwa den Standort Overdyker Straße auf, wo einst Flüchtlingsunterkünfte standen. Die Wohnbaupläne lagen lange auf Eis, weil der Boden verunreinigt war. Die Fläche wurde saniert. Bebaut werden sollten laut Malzahn auch die Grabeländer an der Gahlenschen Straße, am Hammer Park war eine zweite Seniorenwohnanlage geplant.
Ein Dorn im Auge ist der Hammer Runde eine Bauruine an der Dorstener-/Ecke Feldsieper Straße in exponierter Lage, die Fläche daneben dient als Schuttabladefläche. Hier gab es mal eine im Stadtteil beliebte Pommesbude. Jetzt hat der Abriss des Flachbaus begonnen. „Es war mal eine Grünfläche im Gespräch, aber ob das noch gilt“, so Vornweg.