Bochum. Nach einem Brand in Bochum, vor dem Bewohner verzweifelt aufs Dach flüchteten, läuft die Suche nach der Ursache. Die Polizei verrät erste Details.
Auch Tage nach einem Großeinsatz für die Feuerwehr Bochum am Sonntag läuft noch die Ursachenforschung. Sie gestaltet sich schwierig: Ein Ermittler sei gemeinsam mit einem Statiker vor Ort, teilte Polizeisprecherin Marina Sablic auf Anfrage mit. Wegen der Schäden durch das Feuer und Löschwasser vor Ort sei die Begehung des Einsatzortes aber nicht ohne Weiteres möglich. Zur Brandursache konnte die Polizei am Dienstagnachmittag so noch keine genaueren Angaben machen. Lediglich, dass es laut Gutachtern derzeit keine Anhaltspunkte für eine Brandstiftung gebe.
- Lesen Sie auch: Großeinsatz für Feuerwehr Bochum – Bilder vom Brandort
Gerüchte über wiederholte Brände in dem Haus: Das sagt die Polizei
Unterdessen kursieren seit Sonntagnachmittag in sozialen Medien Gerüchte, dass es in dem betroffenen Haus häufiger brenne. Ein Nutzer kommentierte unter einem Beitrag zum Thema auf Facebook etwa: „Zum dritten Mal in zwei Jahren.“ Ein anderer schrieb: „Alle Jahre wieder, dieses Haus.“
Nachgefragt bei der Polizei: Einen größeren Brand gab es dort tatsächlich schon einmal, am 21. August 2020. Damals wurden 15 Bewohner des Mehrfamilienhauses leicht verletzt, darunter zehn Kinder. Brandursache war den Ermittlungen zufolge seinerzeit ein technischer Defekt. In der Zwischenzeit seien keine weiteren Brände an oder in dem Haus in der Polizeistatistik erfasst worden, teilt Polizeisprecherin Sablic mit.
Zur Einordnung: Erfasst werden alle Einsätze, an denen die Polizei beteiligt ist. Brände werden also in den allermeisten Fällen in die Polizeistatistik aufgenommen, da die Polizei in der Regel nach der Brandursache ermittele. Lediglich bei sehr kleinen Feuern, komme es mal vor, dass die Feuerwehr ausrücke, nicht aber die Polizei, so Sablic. Ein Beispiel dafür sei auf dem Herd angebranntes Essen.
Wohnhaus in Bochum nach Brand teilweise einsturzgefährdet
Rückschau: Ab kurz nach 11 Uhr am Sonntag bekämpften rund 80 Feuerwehrleute den Brand des Wohnhauses an der Ecke Schürbankstraße/Castroper Hellweg in Gerthe. Wie Feuerwehrsprecher Simon Heußen mitteilte, sind zehn Menschen – sieben Kinder und drei Erwachsene – mittels Drehleitern aus dem Dachgeschoss beziehungsweise vom Dach des Hauses gerettet worden.
Sie alle seien mit Rauchgasvergiftungen, zum Teil auch schwerverletzt und mit Verbrennungen, in Krankenhäuser gebracht worden. Zahlreiche weitere Bewohner wurden evakuiert. Gegen 16 Uhr beendete die Feuerwehr ihren Einsatz an dem nun teils einsturzgefährdeten Haus.
Brand in Bochum: Feuerwehr schildert dramatische Szenen
„Unzählige Anrufer“ hätten das Feuer am Vormittag gemeldet; sie schilderten demnach eine starke Rauchentwicklung aus der Dachgeschosswohnung und beschrieben dramatische Szenen: Mehrere Bewohner des Hauses hätten sich auf das Dach geflüchtet, riefen von dort aus um Hilfe. Zwei Löschzüge, Einheiten des Rettungsdienstes sowie der Einsatzleitdienst rückten aus.
Vor Ort habe sich die dramatische Lage bestätigt, berichtet Heußen. „Aus der Dachfläche sowie aus mehreren Fenstern drang dichter Brandrauch, zum Teil schlugen bereits erste Flammen aus den Fenstern.“ Wie ein Feuerwehrsprecher am Einsatzort mitteilte, hätten einige Bewohner aus einem Dachfenster auf sich aufmerksam gemacht, während andere auf das Dach geklettert waren, um sich selbst vor dem Feuer zu retten.
„Aus der Dachfläche sowie aus mehreren Fenstern drang dichter Brandrauch, zum Teil schlugen bereits erste Flammen aus den Fenstern.“
Mit zwei Drehleitern konnten alle Menschen in Sicherheit gebracht werden. Ein vorsorglich aufgebautes Sprungpolster habe glücklicherweise nicht zum Einsatz kommen müssen, so Simon Heußen.
Wie die Feuerwehr später mitteilte, brachten sich weitere 21 Menschen aus anderen Stockwerken des Brandhauses selbst über das Treppenhaus in Sicherheit und wurden ebenfalls durch den Rettungsdienst betreut. Von ihnen wurde demnach niemand bei dem Brand verletzt.
Feuer in Bochum seit dem Mittag unter Kontrolle
Seit 12 Uhr war der Brand den Angaben zufolge unter Kontrolle. Die Nachlöscharbeiten zogen sich allerdings noch bis in den Nachmittag. Bekämpft wurde der Brand vor allem von drei Drehleitern aus, außerdem von einem Baugerüst auf der Rückseite.
Zeitweise bekämpfte die Feuerwehr den Brand auch aus dem Inneren des Hauses. Der Dachstuhl sei allerdings einsturzgefährdet, teilte Feuerwehrsprecher Philip Derleth im Gespräch mit dieser Redaktion mit und spricht dabei von einem „dramatischen Feuerwehreinsatz“. Deshalb löschten die Einsatzkräfte den Brand schließlich nur noch von außen. Um besser an die Glutnester zu kommen, trugen die Feuerwehrleute auf den Drehleitern zwischendurch immer wieder Dachziegel ab.
Nicht nur der Dachstuhl ist einsturzgefährdet. Durch das viele Löschwasser sind laut Feuerwehr auch die Zwischendecken der darunter liegenden Geschosse teilweise eingestürzt. Eine Gefahr für die Gebäudeaußenwände bestehe nach Einschätzung eines Statikers jedoch nicht.
16 Bewohner in Bochumer Hotels untergebracht
Parallel zu den Löscharbeiten hat die Stadt Bochum sich in Zusammenarbeit mit dem Vermieter bereits um eine Notunterbringung der Bewohner für die erste Nacht gekümmert. 16 von ihnen werden demnach in einem Hotel untergebracht. Die fünf weiteren unverletzten Bewohner der unteren Etagen sind laut Feuerwehr privat untergekommen.
Die Feuerwehr Bochum war mit Einheiten aller vier Feuerwachen sowie mehrerer Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort, insgesamt rund 80 Einsatzkräften.
Castroper Hellweg weiter teilweise gesperrt
Der Einsatz hat auch nach den beendeten Löscharbeiten Auswirkungen auf den Verkehr in und durch Bochum-Gerthe: Aufgrund des Gebäudeschadens und der Gefahr von herabfallenden Dachteilen wird der Castroper Hellweg im Bereich an der Schürbankstraße einseitig gesperrt. Autofahrer werden gebeten, die gesperrte Stelle zu umfahren.
Hierzu wird von Castrop-Rauxel in Richtung Bochum eine Umfahrung über den Bövinghauser Hellweg, die Dieselstraße, An der Halde, die Kirchhapener Straße, die Lothringer Straße und die Hans-Sachs-Straße empfohlen – entgegensetzt für alle, die aus Bochum Richtung Castrop fahren.
Ebenfalls von der Teilsperrung betroffen sind laut Feuerwehr die ÖPNV-Linien 353 und 364.