Bochum. Bochums Nachbarstadt Dortmund startet im Januar ein Pilotprojekt für Frauen-Nachttaxis. In Bochum waren sie auch schon Thema. Was wurde daraus?

Die Schlüssel zwischen die Finger geklemmt, ein rascher Blick über die Schultern, unauffällig die Straßenseite wechseln: Die Angst, allein nach Hause gehen zu müssen und dabei überfallen oder gar Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden, kennen viele Frauen gut. Manchmal lässt sich genau diese Situation aber nicht so leicht vermeiden, besonders wenn das Geld knapp ist.

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Bochums Nachbarstadt Dortmund bietet seit Kurzem eine neue Lösung für dieses Problem an, die auch in Bochum schon einmal ernsthaft im Gespräch war – das Frauen-Nachttaxi. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt können Frauen in Dortmund nachts nun vorerst vergünstigt und sicher nach Hause fahren. Aber wie genau funktioniert das Konzept und woran ist es in Bochum gescheitert? 

So funktionieren die Frauen-Nachttaxis in Dortmund

Schon seit einigen Jahren sind Frauen-Nachttaxis in verschiedenen deutschen Großstädten ein verbreitetes Konzept. Dortmund zieht nun zum Jahreswechsel nach: Das Angebot soll Dortmunderinnen ab 2025 auf den letzten Metern von der ÖPNV-Haltestelle bis zur Haustür ein besseres Gefühl geben.

Im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts führt die Stadt gemeinsam mit den Dortmunder Stadtwerken ein Gutscheinsystem ein. Der Wert eines Gutscheins beträgt acht Euro und deckt somit eher ein letztes Teilstück des Heimweges ab als den gesamten Weg. Insgesamt hat die Dortmunder Stadtverwaltung dafür 200.000 Euro einkalkuliert. Ist das Geld vor Ende des Jahres 2025 vollständig abgerufen, endet das Pilotprojekt.

Schon mehrfach im Stadtrat diskutiert: Frauen-Nachttaxis waren auch in Bochum im Gespräch

Bochum hat ein solches Angebot nicht – und das trotz mehrerer Anläufe: Bereits 2019 gab es in Bochum erste Diskussionen um ein Frauen-Nachttaxi. Damals hatte die NPD-Ratsgruppe die Bochumer Stadtverwaltung über den Rat gefragt, welche Kosten eine Einführung von Frauen-Nachttaxis verursachen würde. Zur Orientierung sollten der Stadt damals die Erfahrungen der Stadt Mannheim dienen, wo es solch ein Modell bereits gab.

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Für den Vorschlag erhielt die NPD-Ratsfraktion damals viel Zustimmung aus der Stadtgesellschaft: „Das Frauennachttaxi ist eine gute Idee“, meinte etwa Regina Czajka, die schon damals Gleichstellungsbeauftragte der Stadt war. Sebastian Pewny, damaliger verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Rat, sprach sogar von einer charmanten Idee, „auch wenn die NPD versucht, sie politisch zu instrumentalisieren“. Er konnte sich vorstellen, dass das Frauennachttaxi über kurz oder lang auch in Bochum eingeführt werde. 

Zwei Jahre später wagte die CDU-Fraktion einen erneuten Vorstoß und brachte die Frauen-Nachttaxis wieder ins Gespräch. Ein Antrag von CDU, SPD und Grünen, der die Verwaltung beauftragte, die Einführung eines Taxi-Gutschein-Systems zu prüfen, wurde im Rat einstimmig beschlossen.

Stadtverwaltung hielt Frauen-Nachttaxis bisher nicht für realisierbar: Die Gründe

Am 22. September 2022 veröffentlichte Stadt schließlich die Ergebnisse dieser Prüfung. Für letztere hatte die Verwaltung sich in anderen Städten nach bestehenden Modellen umgesehen. Die Erkenntnis: Von den analysierten Städten, darunter Rheine, Duisburg, Darmstadt, Köln, Solingen, Krefeld, Gelsenkirchen und Hamm existierten zum Zeitpunkt der Prüfung lediglich in Hamm und Gelsenkirchen ein städtisch gefördertes Taxi-Gutschein-System. Die Ausgabe der Gutscheine war jedoch an das Vorhandensein einer (Geh-)Behinderung gekoppelt. 

Ein ähnliches System gibt es auch in Bochum: Der Fahrdienst für Menschen mit Behinderungen richtet sich an Anspruchsberechtigte nach dem Sozialgesetzbuch. Für andere Personengruppen – etwa Frauen oder Seniorinnen und Senioren – fehle hingegen eine gesetzliche Grundlage. Die Kosten für Mobilität seien bereits in den Regelbedarfen von Sozialleistungen wie enthalten, heißt es in der Antwort der Stadt weiter.

Die einzige Möglichkeit, ein Frauen-Nachttaxi einzuführen, wäre somit über sogenannte freiwillige Leistungen der Stadt. Doch hier sah die Verwaltung 2022 keine Spielräume. „Angesichts der angespannten Haushaltslage sind entsprechende Mittel nicht verfügbar und auch kaum erschließbar“, hieß es in der Stellungnahme. Nach dieser Antwort der Verwaltung habe es in Bochum bislang keine weiteren Anfragen oder anderweitige Vorstöße in Sachen Frauen-Nachttaxi mehr gegeben, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger.  

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