Bochum. Sechs Städte im Revier gestalten den Grünzug E, mittendrin sind Bochumer Flächen. Nun dürfen Bürger mitreden und Vorschläge machen. Was fehlt?
Der Anspruch ist hoch: Das Ruhrgebiet soll zur „grünsten und lebenswertesten Industrieregion der Welt“ werden, so Umweltdezernentin Nina Frense vom Regionalverband Ruhr (RVR) im vergangenen Jahr bei einem Treffen am Oelbachtal in Bochum. Sechs Städte wollen einen von Nord nach Süd verlaufenden Grünzug mitten im Revier schöner gestalten. Und jetzt sollen auch die Bürger dabei mitmischen.
Bürger können sich online an der Planung des Grünzugs E beteiligen
Bis Ende Januar 2025 können sie in einer Onlineumfrage (www.plan-portal.de/gruenzug-e) ihre Einschätzungen dazu, ihre Wünsche und Ziele äußern. Die Ergebnisse werden, so das Versprechen des RVR, in die weiteren Planungen eingebunden. Eine gemeinsame Strategie soll die beteiligten Städte – neben Bochum sind dies Herne, Castrop-Rauxel, Dortmund, Witten und Hattingen – dabei unterstützen, Fördermittel für ihre Projekte zu beantragen und die Entwicklung des Grünzugs voranzubringen.
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Der Grünzug E ist eine von insgesamt zehn Grünzugachsen im Ruhrgebiet. Er erstreckt sich über eine Fläche von etwa 75 Quadratkilometern und entspricht damit ungefähr der Größe von 10.000 Fußballfeldern. „Das grüne Band sorgt bereits heute für die Frischluftzufuhr in den angrenzenden Städten und hat einen hohen Wert für Naherholung und Artenschutz“, heißt es beim RVR. Allerdings sei er kaum als zusammenhängender Freiraum wahrnehmbar. Er ist zersplittert, zersiedelt, nicht an allen Stellen zusammenhängend.
Bochums Stadtbaurat wirbt dafür, Grünflächen aufzuwerten
Die Defizite sieht auch Bochums Stadtbaurat Markus Bradtke: „Wer mit dem Rad durch den regionalen Grünzug E fährt, dem fällt auf, dass es sich dabei nicht immer um attraktive Landschaftsräume handelt. Wir haben da die verlorenen Ecken zwischen zwei Städten, Zwischenräume und Infrastrukturkorridore wie beispielsweise Hochspannungstrassen. Wenn wir diese Flächen erhalten möchten, dann sollten wir etwas dafür tun, sie wieder aufzuwerten und erlebbar zu machen.“
Der Grünzug besteht aus fünf Teilen. Einer davon ist ein Gelände zwischen Witten und Bochum, das durch eine „abwechslungsreiche Topografie aus Tälern und Berghängen gekennzeichnet ist“, wie es heißt, und das land- und forstwirtschaftlich genutzt wird. Zahlreiche kleine Siedlungen und große Straßen teilen diese Fläche. Mit ihrer Gestaltung soll sowohl die landwirtschaftliche Nutzung gefördert als auch erreicht werden, den Zugang zu Erholungsräumen zu verbessern.
„Grüne Ruhrzone“ soll attraktiver werden
Ein weiterer Teil ist die sogenannte „grüne Ruhrzone“ mit großen Flussauen, feuchten Habitaten und Waldstücken; eine Landschaft, die besonders attraktiv für Besucher ist und die „eine gut ausgebaute Infrastruktur für Freizeitaktivitäten wie Wandern und Wassersport“ aufweist, wie es heißt. Hier gehe es vor allem darum, Biodiversität zu fördern und Erholungsgebiete zu schaffen.
Wie das gelingen kann und ob es noch andere Akzente geben sollte, dazu können sich jetzt die Bochumerinnen und Bochumer äußern.
Landschaftsgärtner soll Wege im Oberen Oelbachtal neu ordnen
Die Stadt fängt derweil schon einmal mit Maßnahmen an. Sie beauftragt einen Landschaftsplaner damit, im Oberen Oelbachtal das Wegsystem neu zu ordnen; dies geschieht ebenso auf dem benachbarten Dortmunder Oelbachtal-Gebiet; beides sind Naturschutzgebiete.
Der Haken bislang: „Aufgrund einer fehlenden und auf den Natur- und Artenschutz abgestimmten Wegeführung im Naturschutzgebiet gibt es seit vielen Jahren Probleme mit der Besucherlenkung. Die bestehende Erschließung ist durch zahlreiche unerwünschte Trampelpfade gekennzeichnet, die teilweise so breit und gut begehbar sind, dass man im Gelände den Unterschied zu den angelegten Wegen nicht mehr erkennen kann“, heißt es in der Ausschreibung des Bochumer Auftrags, der etwa 271.000 Euro kostet. Auch fehle ein Rundwegesystem, das das Gelände „über beide Stadtgebiete hinweg sinnvoll erschließt“. Das soll sich bald ändern.