Bochum-Wattenscheid. Prachtvolle Platanen stehen dem Straßen- und Kanalneubau in Bochum im Wege. Die Verwaltung soll so viele Bäume wie möglich erhalten.
Die Anwohner, die Politik in Wattenscheid, das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung, das Bochumer Klimabündnis und die Stadtgestalter: Sie alle machen sich stark für den Erhalt möglichst vieler der 26 Platanen an der Graf-Adolf-Straße. Nach Ansicht der Stadtverwaltung stehen sie dem Kanal- und Straßenausbau im Weg. Das letzte Wort hatte nun der Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität.
Bochumer Koalition will Tempo-30-Zone prüfen lassen
Der beschloss mehrheitlich einen Änderungsantrag von SPD/Grünen, wonach die Verwaltung u.a. prüfen soll, ob die Graf-Adolf-Straße zur Tempo-30-Zone werden kann. Dort könnten dann auch Radfahrer die Straße nutzen. Wie schon die Bezirksvertretung Wattenscheid fordert der Mobilitätsausschuss, dass versucht werden soll, möglichst viele Bäume zu erhalten. Als Ersatzpflanzungen für gefällte Exemplare seien großkronige, heimische Bäume zu bevorzugen.
CDU-Fraktion will Gespräch mit Bochumer Anwohnern
Die CDU-Fraktion hatte sich in ihrem Änderungsantrag für eine Bürgerinformation starkgemacht; das fand indes keine Mehrheit. Deshalb lehnte die Fraktion den Koalitionsantrag wie auch die Verwaltungsvorlage ab. Der Vorschlag der Stadtgestalter, eine Einbahnstraße einzurichten, wurde abgelehnt.
Es geht um den zweiten Bauabschnitt, von der Westenfelder Straße bis zur Harkortstraße. Der erste Abschnitt wurde 2023 realisiert. Es ist ein Komplettausbau der Straße als auch ein neuer Kanal vorgesehen. Zudem sind die Gehwege in einem schlechten Zustand. Heute hat die Graf-Adolf-Straße eine Fahrbahnbreite von ca. sieben Metern. Die Gehwege weisen zwar mit gut drei Metern eine ausreichende Breite auf, jedoch wird diese durch die mächtigen Bäume erheblich eingeschränkt.
+++ Abonnieren Sie hier den kostenlosen Kultur- Newsletter aus Bochum! Kultur-Redakteur Sven Westernströer versorgt Sie jeden Donnerstag mit den besten Tipps aus dem Schauspielhaus, dem Musikforum und Co. +++
Die Graf-Adolf-Straße soll komplett neu aufgeteilt werden. Die Gehwege werden in der Regel 2,50 Meter breit, um eine durchgängige Nutzung mit Rollatoren, Rollstühlen und Kinderwagen zu ermöglichen.
Fahrbahn soll auf 5,50 Meter schmaler werden
Durch die generelle Verringerung der Fahrbahnbreite auf 5,50 Meter soll die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Das unkontrollierte Parken zwischen den Bäumen soll durch die Anordnung von Stellplätzen am nördlichen Fahrbahnrand verhindert werden. Am südlichen Fahrbahnrand dürfte auf der Straße geparkt werden.
+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++
Die Verwaltung beharrt darauf: Die Bäume müssen weg. Ihre Wurzeln seien im Laufe der Zeit so stark gewachsen, dass gehbehinderte Menschen den Gehweg nicht mehr nutzen könnten. Auch seien Schäden an Mauern und Zuwegen der anliegenden Grundstücke entstanden. Zudem würden Arbeiten in der Fahrbahn und im Gehweg die Wurzeln der Platanen beschädigen, sodass die Standsicherheit der Bäume nicht mehr sichergestellt werden könnte. Daher sei ein Fällen unumgänglich.
Die Bezirksvertretung Wattenscheid hatte in ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen, möglichst viele der Bäume zu erhalten. Auf Radwege soll verzichtet werden. Bei Ausweisung einer Tempo-30-Zone wäre das möglich, mit Änderung der Straßenverkehrsordnung im Frühjahr. Deshalb der gemeinsame Antrag von SPD, Grünen und der Fraktion UWG: Freie Bürger, die Entscheidung bis dahin auszusetzen und die Zeit zu nutzen, um den Bürgern Gelegenheit zu geben, sich einzubringen.
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++
Die Platanen sind 120 Jahre alt, mit Umfängen zwischen 95 Zentimetern und 2,46 Metern. Insgesamt 2,8 Millionen Euro kosten der Umbau der Fahrbahn (1,6 Millionen Euro), der Gehwege und ein neuer Kanal (850.000 Euro). In den Kosten sind auch 40 neue Bäume (Rot-Ahorne) enthalten, die als Ersatz für die Platanen gepflanzt werden sollen. Die Kanalbauarbeiten soll im ersten Quartal 2025 vergeben werden. Die Straßenbauarbeiten könnten dann mit der Baumfällung in der Fällperiode 2025/26 beginnen.