Bochum. Der VfL Bochum hat ein Angebot für Fans geschaffen, die im Ruhrstadion belästigt werden. Wie der Verein das bekannter machen möchte.
Der VfL Bochum möchte Fans helfen, die sich im Ruhrstadion belästigt oder bedroht fühlen. Der Verein hat deshalb im März vergangenen Jahres ein Angebot geschaffen, das bei jedem Heimspiel von zwei Freiwilligen betreut wird. Über eine Telefonnummer (0151/41 44 52 36) ist seitdem die Anlaufstelle „Achtzehn Achtung! Vierzig“ erreichbar.
Sie ist laut VfL Bochum für jegliche Form von diskriminierendem Verhalten der richtige Ansprechpartner. Fälle, die gemeldet werden, gehen „über alle Diskriminierungsformen hinweg“, sagt Dominik Meier aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility beim VfL Bochum.
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An den Spieltagen betreuen Freiwillige des VfL Bochum das Angebot. Per Telefon oder über gängige Messenger-Dienste sind sie erreichbar. Mindestens eine Frau ist immer im Dienst. Was es nicht gibt: einen Ort, an dem die Freiwilligen persönlich erreichbar sind. Der VfL Bochum betont, dass Ordner und andere Mitarbeiter von dem Angebot wüssten und Hilfe vermitteln würden. Auf Wunsch können Betroffene auch einen sicheren Raum in der Geschäftsstelle aufsuchen.
Anlaufstelle beim VfL Bochum: Nicht nur für sexualisierte Gewalt
Sowohl Frauen als auch Männer melden sich nach Vereinsangaben mit Problemen bei der Anlaufstelle. Der VfL habe sich bewusst dazu entschieden, sich nicht nur auf sexualisierte Gewalt zu konzentrieren. „Wir haben direkt gesagt, dass es für uns nur sinnvoll ist, wenn man sich bei jedem Unbehagen melden kann, deswegen haben wir uns nicht auf eine Diskriminierungsform festgelegt“, sagt Meier.
Dabei ist sexuelle Gewalt gegenüber Frauen in Fußballstadien durchaus ein Thema. Eine nicht repräsentative Umfrage des SWR zeigt, dass jede vierte Frau mindestens einmal im Stadion oder in Fanzonen sexuell belästigt wurde. Pro Spieltag gibt es beim VfL Bochum keinen bis zwei Fälle, bei denen die Freiwilligen eingreifen. Wie viele Fälle gemeldet werden, hänge von der Kommunikation des Vereins am Spieltag ab, sagt der VfL-Mitarbeiter.
„„Das ist ein relativ neues Konzept, daher gibt es natürlich Optimierungsbedarf.““
Es gibt zu jedem Spieltag Plakate, beispielsweise auf den Toiletten, der Stadionsprecher macht vor dem Anpfiff eine Durchsage. „Je mehr das kommuniziert wird, desto mehr Fälle werden gemeldet“, sagt Meier. Und dennoch gibt es eine Dunkelziffer. „Alle Fälle werden nie gemeldet. Aber wir versuchen, mit der Anlaufstelle einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung zu leisten“, sagt Meier. Manch ein Fan versteht das Angebot allerdings auch falsch. „Manchmal beschweren sich Fans, weil sie nichts richtig sehen können, weil eine Fahne vor ihnen geschwenkt wird“, erzählt Meier. „Das ist nicht der Fall, der dort landen sollte.“
Wer sich im Stadion unwohl fühlt, der kann auch über ein Codewort Hilfe bekommen. Fans können Ordnern die Frage „Ist Luisa hier?“ stellen. Dann wissen die Ordner, dass etwas nicht okay ist und bringen den Betroffenen in Sicherheit. Das Konzept wird auch in Kneipen im Bermudadreieck genutzt. Problematisch: Öffentlich kommuniziert wurde das vom Verein bislang nicht.
„Das ist ein relativ neues Konzept, daher gibt es natürlich Optimierungsbedarf.“ Der VfL will etwa für mehr Transparenz im Stadion sorgen. Aufkleber in jeder Toiletten-Kabine könnten für mehr Sichtbarkeit sorgen. „Wir sind da auch auf Feedback der Fans angewiesen“, sagt Dominik Meier.
DFL stellt Anforderungen an Vereine
Seit 2022 steht in den Nachhaltigkeits-Kriterien der Lizenzbedingungen der Deutschen Fußball Liga (DFL), dass sich die Vereine klar von Diskriminierung abgrenzen und sich zur Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion bekennen müssen. Außerdem müssen die Klubs nachweisen, dass sie ihre Mitarbeiter für die Themen Diskriminierung, Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion sensibilisieren.
Das sei allerdings nicht der ausschlaggebende Faktor für den VfL gewesen, die Anlaufstelle zu gründen, sagt Dominik Meier, aus dem Bereich Nachhaltigkeit & Corporate Social Responsibility beim VfL Bochum. „Jeder Verein kann das eigenständig entscheiden. Es gibt auch Vereine ohne Anlaufstelle, das ist komplett freiwillig“, sagt Meier. Konkrete Anforderungen an die Anlaufstelle gebe es nicht.