Bochum. Die Marketinggesellschaft macht Verluste. Weihnachtsmarkt und Musiksommer waren nicht einträglich genug. Nun sollen die Steuerzahler helfen.
Die Stadt Bochum möchte ihre Marketinggesellschaft „Bochum Marketing“ mit einer Einlage in Höhe von 120.500 Euro vor der Überschuldung retten. Die Gesellschaft organisiert unter anderem den Weihnachtsmarkt, den Musiksommer und Dino City. An Bochum Marketing sind bisher je zur Hälfte die Stadt Bochum sowie 65 Unternehmen, Vereine und Institutionen aus der Stadt beteiligt.
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Die Corona-Pandemie, Inflation und gestiegene Kosten für Sicherheitsmaßnahmen hatten der Gesellschaft in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt. Fürs vergangene Jahr steht laut Stadt ein Verlust von 208.000 Euro in den Büchern, 2022 waren es 157.000 Euro.
Und auch fürs laufende Geschäftsjahr sieht es nicht besser aus. Jede der großen Veranstaltungen hat laut internen Papieren deutlich weniger eingebracht als geplant. Die Dokumente liegen dieser Redaktion vor. Die Marketinggesellschaft hat demnach im laufenden Geschäftsjahr rund eine halbe Million Euro zu wenig eingenommen – das entspricht 20 Prozent des geplanten Jahresumsatzes.
Der Weihnachtsmarkt etwa sei mit rund 270.000 Euro Ertrag geplant gewesen. Schon jetzt steht offensichtlich fest: Es werden rund 175.000 Euro weniger. Ähnlich dramatisch sieht die Bilanz des Musiksommers aus. Dort sind rund 107.000 Euro weniger in die Kassen geflossen. Bei Dino-City sind es rund 62.000 Euro, so heißt es im Bericht.
Bochum-Marketing-Chef äußert sich zurückhaltend
Geschäftsführer Julian Schmitz hatte sich zurückhaltend geäußert: „Wenn wir hier als Beispiel den Weihnachtsmarkt nehmen, kann man sagen, dass sich die Sicherheitskosten für Sicherheitspersonal, Sperrmaterial und weitere Dienstleistungen in den letzten fünf Jahren verdoppelt haben“, sagte er – und wiegelte gleich etwas ab. „Unsere wirtschaftliche Lage unterliegt naturgemäß Schwankungen, sodass es normal ist, dass es Monate gibt, die zu einem positiven betriebswirtschaftlichen Abschluss führen, aber auch welche mit einem negativen.“
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Die Stadt Bochum greift nun ein und möchte Mehrheitsgesellschafterin werden. Dafür möchte sie 120.500 Euro in die Marketinggesellschaft schießen. Damit sollen letztendlich Steuerzahlerinnen und -zahler einspringen. Eine Vorlage liegt dem Haupt- und Finanzausschuss vor. Der Rat entscheidet am 19. Dezember.
Die Stadt Bochum begründet die Investition damit, dass ansonsten Events wie Musiksommer, Weihnachtsmarkt, aber auch Kirmessen und andere Veranstaltungen gefährdet seien. Bochum Marketing sei ohne eine Investition in diesem Jahr bilanziell überschuldet.
Bochum erhöht Anteil an Bochum Marketing und zahlt Millionenbetrag ein
Mit der Aufstockung des Anteils am Unternehmen ist eine weitere finanzielle Verpflichtung verbunden. Bochum wird der Marketing GmbH zusätzlich knapp 1,66 Millionen Euro bereitstellen. Dies ist der Hälfte der Summe, die laut Gesellschaftsvertrag für Anteilseigner zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit binnen fünf Jahren eingezahlt werden müssen.
Die Entscheidung darüber, ob Bochum seinen Anteil an der Marketinggesellschaft aufstockt, trifft am 19. Dezember der Stadtrat.
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