Bochum. Auf seiner umstrittenen Comeback-Tournee will Schlagersänger Michael Wendler auch in einer Bochumer Disco auf. Was Bochumer davon halten.
Tritt Schlagersänger Michael Wendler in der Bochumer Disco „Prater“ auf, oder nicht? Und sollte man einem Sänger, der öfter durch Verschwörungsrhetorik aufgefallen ist, eine Bühne bieten?
Hintergrund: Der Schlagersänger Michael Wendler (52) will 2025 das erste Mal seit vier Jahren wieder in Deutschland auf Tour gehen und dabei auch im Bochumer Prater auftreten. Eine umstrittene Ankündigung, denn der seit 2016 in Amerika lebende Sänger („Sie liebt den DJ“) ist besonders während der Corona-Pandemie immer wieder kontrovers aufgefallen.
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Und jetzt? Mit seiner „Rückkehr des Königs“-Tournee will Wendler 2025 zurück nach Deutschland. Als Ankündigung zu einem geplanten Konzert in Oberhausen schrieb er auf Facebook: „Nichts kann aufhalten, was kommt. Obwohl sie alles versucht haben. Mit Zensur [...] Einschüchterung und Lügen“. Ende Oktober dann die Überraschung: Nachdem bereits zwei geplante Konzerte von den Veranstaltern wieder abgesagt wurden, will der 52-Jährige im Prater in Bochum auftreten.
- Die Bochumer Discothek „Prater“ äußert sich noch nicht zu dem geplanten Auftritt
- In Oberhausen haben Gegner des Schlagersängers eine Petition gestartet
- Nach Nazi-Vorwürfen sagt ein Veranstalter in Dorf Münsterland ab
Michael Wendler will in Bochum auftreten – die Ankündigung löst eine Debatte aus
Bochumer reagieren sehr unterschiedlich auf die Ankündigung des „German King of Pop“, wie er sich selbst in Amerika nennt. „Kann weg, würde ich sagen“, schreibt zum Beispiel Jessica Lahmer auf Facebook. Und Brigitte Held: „Dorf Münsterland hat den Auftritt von Wendler für 2025 bereits storniert. Ich glaube nicht, dass man ihn in Bochum sehen möchte“.
„Lasst ihn doch, warum sollte er nicht auftreten?“, schreibt wiederum Anka Igler. Und weiter: „Er hat damals das ausgesprochen, was fast jeder dachte [...]“. Auch andere verteidigen den Schlagerstar: „Ich finde, jeder sollte noch eine Chance verdient haben“, so Meggy Oder (62) bei einer Straßenumfrage. Sie persönlich mag Wendlers Musik und hat „den Rest gar nicht so mitbekommen“.
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„Naja“, schiebt Tochter Milla Oder (28) ein und klärt ihre Mutter auf. Dass der Sänger kritisch den Corona-Schutzmaßnahmen gegenüber war, sei eine Sache – das „wie“ eine ganz andere: „Der hat da echt Dinge miteinander verglichen, die man nicht vergleichen sollte“. Konkret bediente Wendler sich immer wieder aus Verschwörungserzählungen, leugnete die Pandemie als solche, und warf nahezu allen deutschen Sendern die staatliche Gleichschaltung vor. „Das gehört sich einfach nicht“, sagt die 28-jährige Milla Oder.
Andere Veranstalter haben Michael Wendler die Bühne verweigert. Der Prater berät sich noch.
Sollte man nun dem Sänger die Bühne bieten? „Lasst ihn doch einfach auftreten, jeder soll doch seine Bühne bekommen“, heißt es von Ole Kypooh unter einem WAZ-Bochum-Post. „Wer seine Musik nicht mag, muss ja nicht hin“.
Andere Veranstalter haben Michael Wendler die Bühne verweigert
Erst in Dorf Münsterland: Nachdem Schlagerkollege Ikke Hüftgold sein eigenes Konzert in derselben Location in Ledgen in Dorf Münsterland abgesagt und sich dabei heftig von Wendler distanziert hatte, ruderten die Veranstalter zurück.
Dann auch in Oberhausen: Nur wenige Stunden nachdem Wendler ein Konzert im Stadion Niederrhein in Oberhausen angekündigt hat, stellten sich die Vermieter der Fläche quer. Sie distanzierten sich ausdrücklich von dem gebürtigen Dinslakener. Die Entscheidung begründeten sie auf Instagram damit, dass sie für ein Schlagerevent angefragt worden seien – der Name Wendler sei nie gefallen.
Das teilt auch Stefan Neukirchen (52). Der Einzelhändler ist zwar kein Fan, findet es aber falsch, irgendjemandem die Bühne zu verbieten: „Ist doch egal, solange er mit seiner Musik und nicht mit seinen komischen Aussagen auf der Bühne steht“. Und weiter: „Veranstalter können sich ja distanzieren, obwohl sie ihn auftreten lassen. Man muss auch solchen Leuten ihre Bühne geben“. Das Team des Praters hat sich indes noch nicht zu dem angekündigten Auftritt geäußert.
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„Ob man mit einem Ticketkauf alles unterstützt, was eine Person sagt?“
„Ich finde mit Sicherheit nicht alles richtig und gut, was er gesagt hat, aber finde, das kann am Ende jeder selbst entscheiden“, so Gary Dressler unter dem WAZ-Post auf Facebook. Stefan Neukirchen fasst es auf der Straße indes so zusammen: „Er würde wohl merken, dass es so nicht geht, wenn Leute sich jetzt gegen eine Karte entscheiden“.