Bochum. Unbekannte sind ins Bochumer Tierheim eingebrochen, haben ein Meer der Verwüstung hinterlassen. Nur eine positive Nachricht gibt es am Morgen.
„Es ist eine Vollkatastrophe“, sagt Nina Schmidt, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung. Am Donnerstagabend sind Unbekannte ins Bochumer Tierheim eingebrochen und haben alles verwüstet. Die Polizei Bochum bestätigte auf Nachfrage Einbruch und Einsatz am Tierheim.
Kameraaufnahmen vom Tierheim Bochum werden ausgewertet
Ersten Ermittlungen zufolge hätten sich die Täter am Donnerstagabend gegen 22.15 Uhr Zugang zum Gelände verschafft. „Die Uhrzeit kennen wir über die Kameras am Tierheim. Die Aufnahmen müssen nun ausgewertet werden“, erklärt Jens Artschwager von der Pressestelle der Polizei Bochum. Das Tierheim konnte inzwischen die Aufnahmen sichten. Nina Schmidt: „Zu sehen sind zwei Männer, und sie sprechen Deutsch.“
Die Einbrecher hebelten das Eingangstor auf. Anschließend hätten die Eindringlinge mehrere Fenster zerschlagen, Türen eingetreten und mit einem Kuhfuß zerstört. Drei Innentüren sind kaputt, drei Fenster zerschlagen und zwei Futtercontainer auf dem Außengelände zerstört.
Unbekannte verwüsten Tierheim in Bochum
Drei Stunden mussten Mitarbeiter und Helfer am Morgen draußen ausharren, um der Spurensicherung nicht ins Gehege zu kommen, ehe sie sich mit der Polizei umsehen konnten. Die gute Nachricht: Die Tiere sind noch alle da. Und: „Ihnen geht es gut“, so Schmidt.
„Den Tieren geht es gut.“
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Team des Bochumer Tierheims macht sich ans Aufräumen
Ab 10 Uhr konnte sich ein etwa 20-köpfiges Team ans Füttern der Tiere und ans Aufräumen machen, einige ehrenamtliche Helfer konnten zusätzlich mobilisiert werden. Gestohlen wurde nach aktuellem Stand lediglich die Kaffeekasse der Mitarbeiter, aus der sie etwa gemeinsame Frühstücke bezahlen. „Rund 700 Euro waren drin“, sagt Nina Schmidt. Die Täter plünderten auch die „Honigkasse“ mit rund 300 Euro: Auf dem Gelände versorgt eine Imkerin Bienen, das Tierheim verkauft dann den Honig.
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Die Zerstörungswut umfasste alle Räume. „Schränke wurden umgeschmissen, alles wurde herausgerissen“, sagt Nina Schmidt. „Wir sind fix und fertig.“ Im Obergeschoss wurden die Umkleiden der Mitarbeiter verwüstet, Trockenfutter ins Wasser geschmissen. „Sogar unseren Urlaubskalender haben die von der Wand gerissen“, ruft eine Mitarbeiterin, die gerade ein Büro aufräumt.
Aus einem Schränkchen rissen die Einbrecher Schlüssel zu sämtlichen Türen und Briefkästen heraus. „Die fanden wir alle später auf dem Gelände verstreut“, schildert Nina Schmidt. Sie glaubt: Die Täter müssen sich Zeit gelassen haben; sie ließen auch die Autoschlüssel zu den zwei Tierheimfahrzeugen mitgehen, die Autos stahlen sie indes nicht.
Die Wagen werden vorerst gesichert untergebracht und mit neuen Schlössern versehen. Jetzt wird ein Dienstleister beauftragt, der sonst nur nachts fährt, Fundtiere abzuholen. Ungewöhnlich findet es das Tierheim-Team auch, dass Münzgeld in der Kasse blieb, dass Laptops unangetastet blieben: „Ein absolutes Rätsel.“
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Dies ist schon der dritte Einbruch in diesem Jahr
Es ist dieses Jahr schon das dritte Mal, dass im Tierheim eingebrochen wurde, aber noch nie mit solcher Zerstörungswut. Tim Schallenberg vom Vorstand ist ebenso erschüttert wie alle Mitarbeiter: „So eine enorme Gewalt habe ich noch nie erlebt. Das zeugt von Verrohung und Rücksichtslosigkeit.“ Er schätzt den Schaden auf 50.000 Euro. Trotz aller Erschütterung räumt Schallenberg ein: „Wir können von Glück sagen, dass kein Tier verletzt wurde.“
Denn rücksichtsvoll gingen die Täter nicht vor: Im Kleintierhaus schlugen sie ein Fenster ein. Nur durch Zufall fielen die Scherben in ein leeres Gehege. Zur „Katzenküche“ wurde ebenfalls das Fenster zertrümmert, die Splitter landeten in den bereitgestellten Futternäpfen mit Medikamenten. „Wir mussten alles wegschmeißen“, sagt Nina Schmidt.
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Eigentlich hätte der Freitag der schönste Tag des Jahres werden sollen mit dem Ehrenamtlertreff. Dabei dankt das Tierheim allen rund 100 freiwilligen Helfern, ohne die die Arbeit mit den Tieren gar nicht zu leisten wäre. „Jetzt ist es der schlimmste Tag“, bedauert Nina Schmidt. Gefeiert wird aber dennoch.
Die Kriminalpolizei bittet unter 0234 909-4441 um Zeugenhinweise.
Tierheim bittet um Spenden
Die Versicherung hat sich am Freitagmorgen ein erstes Bild gemacht. Parallel erstellen Firmen erste Kostenvoranschläge für neue Türen und Fenster. Die Zugänge müssen einbruchssicherer werden, außerdem soll eine bessere Kameraanlage angeschafft werden. An ein normales Arbeiten sei in den nächsten Tagen wohl noch nicht zu denken, sagt Nina Schmidt. Das Tierheim ist jetzt mehr denn je auf Spenden angewiesen. Konto: Sparkasse Bochum, IBAN: DE73 4305 0001 0007 4253 90, BIC: WELADED1BOC. Oder online auf www.tierheim-bochum.de.