Bochum. Weil er sich an einem 17-Jährigen sexuell vergriffen habe, steht ein Ex-Firmenchef vor Gericht. Es geht auch um Betrugs- und Untreue-Vorwürfe.

Seine Rolle als Chef einer kleinen Firma soll ein 46-jähriger Bochumer dazu ausgenutzt haben, sich an einem Praktikanten sexuell schwer zu vergehen. Der Mann steht seit Donnerstag vor dem Landgericht. Zurzeit sitzt er bereits wegen schwerer Betrügereien und Untreue in Strafhaft.

Praktikanten auf Auslandsreisen mitgenommen

Laut der neuen Anklage liegen die Vorwürfe wegen des Missbrauchs von Schutzbefohlenen schon sehr lange zurück, sie sind aber nicht verjährt. Im Jahr 2011 soll der Angeklagte den damals 17-jährigen Praktikanten mit auf Geschäftsreisen auf die Bahamas, nach Wien und nach Israel genommen haben. Er habe dem Jugendlichen eine Ausbildungsstelle in Aussicht gestellt und ihm diese später auch tatsächlich gegeben.

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Auf allen drei Reisen soll er den Realschüler zu schweren sexuellen Handlungen veranlasst haben. In einem Fall habe er vorher gesagt, dass er sein Mentor sei und in einem weiteren Fall auf dessen völlige Abhängigkeit verwiesen. Das mutmaßliche Opfer erlitt laut Anklage Schmerzen.

Der Staatsanwaltschaft bekannt geworden sind die Vorwürfe erst im Jahr 2022. Damals wurde der heute 31-Jährige im Zusammenhang mit anderen Ermittlungen gegen den Angeklagten vernommen. Dieser war schon zweimal – 2019 und 2021 – wegen Betrugs- und Untreuetaten mit einem Millionenschaden verurteilt worden. Deshalb verbüßt er seit April 2022 eine Gesamthaftstrafe in Höhe von zwei Jahren und neun Monaten. Sie dauert noch bis kommenden November. Anträge auf vorzeitige Haftentlassung auf Bewährung lehnte die Justiz ab. Zurzeit befindet er sich im offenen Strafvollzug, viele Monate saß er aber im geschlossenen Vollzug in der JVA Krümmede in Bochum ein.

Anklagevorwurf: Kunstmaler reingelegt

Neben den Missbrauchsvorwürfen werden dem Angeklagten auch jetzt wieder Betrügereien und Untreue zur Last gelegt. Aus dem offenen Strafvollzug heraus soll er im Juli 2022 einem Kunstmaler am Handy vorgegaukelt haben, eine TV-Produktion über ihn auf den Weg zu bringen. Als Honorar soll der Maler 71.400 Euro an den Bochumer überwiesen haben, obwohl dieser gar nicht zu einer Gegenleistung in der Lage gewesen sei.

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Sollte sich dieser Vorwurf in dem Prozess vor der 6. Wirtschaftsstrafkammer bestätigen, würde die Tat genau der Masche gleichen, für die der Angeklagte teilweise bereits verurteilt worden war: Falsche Versprechungen machen, Geld erschwindeln und die Geldgeber dann im Stich lassen.

In einem Fall aus einem früheren Prozess wurde eine betagte Ärztin um 560.000 Euro geprellt, indem der Angekagte sie mehrfach zu privaten Krediten überredete, die er wie von vornherein gewusst nicht zurückzahlen konnte. Dank seiner Eloquenz und Überzeugungskraft habe er die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft „schamlos ausgenutzt“, hieß es im Urteil von 2021.

Auch ein mutmaßlicher Gehilfe angeklagt

In dem Prozess ist auch ein zweiter Mann angeklagt. Der 55-Jährige soll den 46-jährigen Hauptangeklagten bei zahlreichen mutmaßlichen Untreuetaten in den Jahren 2020 und 2021 unterstützt haben.

Es geht „Scheinrechnungen“, mit deren Hilfe Gelder aus einer Firma, für die beide gearbeitet haben sollen, abgezweigt worden seien, um den Lebensunterhalt des 46-Jährigen zu finanzieren. Schaden laut Anklage: rund 42.000 Euro.

Im jetzigen dritten Prozess werden dem Mann auch Erschleichen von Corona-Soforthilfen (zweimal 9000 Euro) im Jahr 2020 vorgeworfen und zahlreiche Untreuetaten. In einem Fall soll er 75.000 Euro Steuergeld-Zuschüsse, die für drei Jugendreisen nach Israel vorgesehen gewesen seien, für eigene Zecke abgezweigt haben. Die Reisen fielen aus.

Alle jetzt angeklagten Vermögenstaten sollen einen Gesamtschaden in Höhe von rund 200.000 Euro versursacht haben.

Die Kammer hat 17 weitere Sitzungstage bis 6. Dezember angesetzt. Zum Prozessauftakt hat sich der Angeklagte noch nicht geäußert.