„Knifflig und spannend“: Wie der Transrapid nach Bochum kam
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Bochum-Dahlhausen. Das Eisenbahnmuseum Bochum hat einen neuen Hingucker. Der Schwertransport der Magnetbahn aus der Oberpfalz war eine aber echte Herausforderung.
Der 11. September 2024 wird als besonderer Tag in die Geschichte des Eisenbahnmuseums in Bochum-Dahlhausen eingehen. Ein 27 Meter langer Transrapid hat in der Nacht das Gelände nahe der Ruhr erreicht, wo die silberne Magnetbahn ab jetzt die Besucher direkt neben dem Eingang begrüßt. „Da ist das Ding“, freut sich Stephan, der mit seiner Frau extra aus Wuppertal gekommen ist, um einen Blick auf den tonnenschweren Koloss zu werfen. „Echt beeindruckend.“
Es ist 12.07 Uhr, als den etwa 50 Schaulustigen, die neugierig über den Zaun blicken, kurz der Atem stockt. Der Transrapid 07, der zu seinen Spitzenzeiten knapp 450 km/h auf den Tacho brachte, hängt jetzt an zwei riesigen Kränen, mit denen er innerhalb weniger Minuten aufs Museumsgelände gehievt wird.
„Ein Ereignis für die ganze Region“, meint Eisenbahnfan Arne, der mit seiner Kamera schon viele Züge ablichtete und sich extra einen kleinen Tritthocker für eine bessere Sicht mitgebracht hat. „Wenn man mal überlegt, was mit diesem Zug alles möglich gewesen wäre. In einer Stunde von Hamburg nach Berlin. Wahnsinn!“
Aufregende Stunden liegen hinter Volker Böhm aus dem Vorstand der Stiftung Eisenbahnmuseum und seinem Team, das nahezu komplett ehrenamtlich im Einsatz ist. Fast drei Monate an Planungen waren nötig, um den Transrapid aus Sengenthal bei Nürnberg in den Bochumer Süden zu bekommen. „Allein die Genehmigungsunterlagen umfassen 70 Seiten“, sagt Böhm. In den letzten Wochen wurde das Fundament errichtet, auf dem sich die Fahrwegträger des Zuges befinden. Erst nachdem der Transrapid auf seiner jetzigen Position liegt, können die Magneten montiert werden, die das Fahrzeug einst zum Schweben brachten.
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Zwei Nächte war der Konvoi aus der Oberpfalz unterwegs
„Spannend war die Fahrt aus Sengenthal hierher“, erzählt Böhm. Während zweier Nächte war der Konvoi, der aus vier Schwerlastern bestand, aus der Oberpfalz über 600 Kilometer lang in Richtung Ruhrgebiet unterwegs. Allein der Tieflader mit dem Transrapid an Bord hatte eine Länge von etwa 35 Meter. Am Mittwochfrüh gegen 2.30 Uhr kam der Konvoi in Dahlhausen an. Ausgerechnet die letzten Meter stellten die Fahrer vor besondere Herausforderungen, denn hier galt es, enge Straßen und zwei Kreisverkehre zu passieren. „Das war noch einmal kniffelig, aber am Ende hat alles super gepasst.“
Für einen symbolischen Euro hat das Eisenbahnmuseum den Transrapid von dem Bauunternehmen Bögl aus Sengenthal übernommen, wo er die letzten Jahre stand. Die Stiftung der Sparkasse Bochum unterstützt das Projekt mit 250.000 Euro. Davon werden die Transportkosten und das Aufstellen des Zuges bezahlt. Seine letzte „Ruhestätte“ hat der Transrapid ab jetzt für jedermann gut sichtbar direkt am Eingang des Museums gefunden – allerdings kann er nur von außen bestaunt werden. „Es wird den Besuchern nicht möglich sein, den Zug von innen zu erkunden“, sagt Volker Böhm. „Denn die originale Inneneinrichtung ist schon längst nicht mehr vorhanden.“
So erinnert der Bochumer Transrapid ab jetzt auch an ein gescheitertes Stück deutscher Eisenbahngeschichte. Sämtliche Versuche, eigene Trassen für den Hochgeschwindigkeitszug zu bauen, scheiterten letztlich vor allem an den Kosten. Der „Metrorapid“ sollte die Städte des Ruhrgebiets mit der Landeshauptstadt Düsseldorf verbinden, was 2003 aufgegeben wurde. Ähnliche Pläne gab es im Rhein-Main-Gebiet und in München, wo der Transrapid in nur zehn Minuten vom Flughafen zum Hauptbahnhof donnern sollte.
Transrapid-Pläne konnten nicht finanziert werden
„Das Konzept hat sich in über 40 Testjahren vor allem deswegen nicht durchsetzen können, weil das System nicht kompatibel mit der Eisenbahn ist“, meint Böhm. „Es benötigt eigene Trassen, was vor allem in Ballungsräumen ein großes Problem darstellt und einfach zu teuer ist.“
Eine goldene Zukunft ist dem Bochumer Transrapid aber gewiss: Hier wird die ausgemusterte Magnetschwebebahn ab jetzt zum Publikumsmagneten.
Tragisches Unglück sorgte für Transrapid-Aus
Traurige Berühmtheit erlangte das Nachfolgemodell des Transrapid 07 im September 2006, als bei einem Unfall auf einer Teststrecke im Emsland 23 Menschen ums Leben kamen. Das tragische Unglück markierte weitgehend das Ende des Versuchsbetriebs in Deutschland.
Bis heute ist die einzige öffentliche Magnetbahn eine 30 Kilometer lange Verbindungsstrecke in Shanghai. Weiterhin geplant sind Transrapid-Strecken in China und Japan.
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