Bochum-Altenbochum. Er war Goldgräber, Matrose, Weltenbummler: Der Kneipenwirt Fritz Bruch aus Altenbochum liebte die Gefahr. Heute erinnert nur wenig an ihn.
Er war Goldgräber, Holzfäller, Walfischjäger, Schiffbrüchiger – und kehrte schließlich nach einer sagenhaften Odyssee über sämtliche Weltmeere als einfacher Kneipenwirt zurück in seine alte Heimat: nach Altenbochum. Das abenteuerliche Leben des Fritz Bruch (1854-1937) ist heute weitgehend vergessen, nur wenig erinnert an den Weltenbummler, der vor 170 Jahren geboren wurde. Höchste Zeit für eine Hommage an einen der schillerndsten Bochumer, dessen verrückte Geschichte kaum jemand kennt.
Holzfäller, Matrose: Bochumer führte ein wildes Leben
Der Bochumer Historiker Hans H. Hanke hat Fritz Bruchs Biografie in einem Kapitel seines neuen Buches „Bochum auf den zweiten Blick“ zusammengetragen – und staunte bei der Recherche nicht schlecht: „Was dieser Mann alles erlebt hat, ist absolut ungewöhnlich“, sagt er. Ungewöhnlich vor allem deshalb, weil Reisen in ferne Länder wie Amerika und die Antarktis zur damaligen Zeit nur schwer zu bewerkstelligen waren.
Doch der junge Fritz, der als Sohn eines Gastwirts in Altenbochum aufwuchs, kannte wohl nur ein Ziel: hinaus in die Ferne. Mit 15 Jahren machte er sich heimlich auf nach Rotterdam und heuerte als Schiffsjunge auf einem alten Dampfer an. Sein Weg führte ihn von 1869 bis 1894 in exotische Länder wie Japan, China, Philippinen und Tasmanien. 16 Tage lang soll er als Schiffbrüchiger auf einem Floß getrieben haben. Er kam nach Australien, lebte lange in den USA und verdingte sich als Farmarbeiter, Holzfäller und Eisenbahnarbeiter.
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Gefahrvolle Expedition Richtung Nordpol
Bruchs wohl gefährlichstes Abenteuer war die Fahrt mit der USS Rogers im Jahr 1881, die ein verschollenes Schiff am Nordpol finden sollte. Bis zu den nördlichsten Breitengraden ging es für die 15-köpfige Besatzung durch schwere Stürme und bedrohliches Packeis. „Auf dem Schiff sah es aus wie in einer kleinen Arche“, berichtete Bruch im Jahr 1931. Mit an Bord sollen Hunde, Ochsen und eine Kuh gewesen sein. Die mühselige Fahrt führte bis vor die Küste Sibiriens zur Wrangelinsel. Eine Spitze im Nordosten der Insel wurde nach Fritz Bruch benannt, der die Mannschaft während der Fahrt mit der Mundharmonika unterhalten haben soll: „Bruch-Spit“.
Ab 1888 arbeitete er als Vermessungshelfer in San Francisco, wo er am Bau der berühmten Kabelstraßenbahn („Cable Car“) beteiligt war. Er wurde Betriebsleiter der Bahn, heiratete und wurde Vater von zwei Kindern. Nachdem er bereits in den Jahren 1874 und 1875 nach Bochum zurückgekehrt war, siedelte er 1893 endgültig zurück in die alte Heimat, wo er die Gaststätte seiner Eltern übernahm, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1937 betrieb. Den Gästen soll er abends am Tresen lang und ausgiebig von seinen vielen Abenteuern berichtet haben.
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Bruchspitze in Bochum erinnert an den legendären Abenteurer
Tatsächlich ist das Haus, in dem sich einst die Gaststätte befand, gut erhalten. Es befindet sich an der Wittener Straße / Ecke Wasserstraße. Wer genau hinschaut: Die Vorderseite des Hauses hat Bruch in Anlehnung an sein aufregendes Leben umgestalten lassen. Es zeigt mehrere Anker für die Seefahrt sowie Räder für die Straßenbahn. „Im hinteren Teil des Gebäudes befand sich früher vermutlich eine Kegelbahn“, erzählt Archivar Uwe Kriening vom Zentrum für Stadtgeschichte (Stadtarchiv).
Der Nachlass wurde dem Stadtarchiv von dem Altenbochumer Elektromeister Karl-Heinz Büscher übergeben: „Er lernte Bruch als Kind kennen und war von seinen Erzählungen sehr beeindruckt. Nachdem die letzten Pächter die Gaststätte aufgaben, konnte Büscher die Unterlagen sichern“, so Kriening.Der Nachlass von Fritz Bruch kann im Stadtarchiv unter der Nummer „NAP 96“ eingesehen werden.
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Auch die Bruchspitze, eine Straße in Altenbochum direkt gegenüber der ehemaligen Gastwirtschaft, erinnert bis heute an einen der größten Abenteurer, den diese Stadt wohl je erlebt hat.
Lesungen aus „Bochum auf den zweiten Blick“
In seinem Buch „Bochum auf den zweiten Blick“ hat der Autor Hans H. Hanke eine ganze Reihe ungewöhnlicher Anekdoten aus der Stadtgeschichte versammelt. Das Buch ist im Klartext-Verlag erschienen (186 Seiten, 18,95 Euro).
Bei zwei Lesungen stellt Hanke das Buch in der Buchhandlung Mirhoff & Fischer an der Pieperstraße 12 vor: am Donnerstag, 29. August, sowie am Mittwoch, 4. September, jeweils um 19 Uhr. Eintritt: zehn Euro. Anmeldung: 0234/9783170.