Bochum. Bei diesem Krimi ist nicht nur die Handlung spannend: „Solon“ gilt in der Branche als einzigartig. Alles zu den derzeit laufenden Dreharbeiten.
Letzten Sonntag wurde die Sparkasse überfallen. Gangster. Blaulicht. Das ganze Programm. Nur die riesigen Scheinwerfer passten nicht ins Bild. Entwarnung! Die Kassenhalle am Dr.-Ruer-Platz wurde zum Schauplatz eines Kinofilms. Er heißt „Solon“ und trägt seine Besonderheit im Untertitel: „Eine Stadt dreht einen Film.“
+++ Einen Trailer zum „Solon“-Film sehen Sie hier +++
„Ein solches Projekt hat es noch nicht gegeben“, sagt Regisseur Samir Saad und schwärmt von seiner Arbeit „ausschließlich mit leidenschaftlichen Bochumerinnen und Bochumern vor und hinter der Kamera“ sowie „coolen Locations innerhalb des Stadtgebietes“.
Filmprojekt in Bochum: Aus Abschlussarbeit wird 110-Minuten-Thriller
Den Grundstein hatte der 55-Jährige Ende der 90er Jahre selbst gelegt: als Student der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität. Seine Abschlussarbeit war „Solon“: ein knapp 20-minütiger Kurzfilm, benannt nach einem der sieben Weisen der griechischen Antike. Angelegt als Krimi. Gedreht in Bochum. Mit komödiantischen Elementen. Aber damals wie heute weit weg von Ruhrpott-Klischees Marke „Manta Manta“ oder „Sommerfest“.
„Livingroom“-Chef macht Filmprojekt als Produzent möglich
Mehr als 30 Jahre habe er immer wieder daran gedacht, aus seinem „Solon“-Drehbuch einen kompletten Kinofilm zu machen, sagt Samir Saad, der am Nordring die Produktionsfirma „Kobayashi Film“ führt.
Mit seinem langjährigen Freund Lukas Rüger fand er einen trefflich vernetzten Unterstützer. Der Bochumer Gastronom, mit Seran Bahtijari Chef der „Livingroom“-Restaurantfamilie und einer der Macher des Zeltfestivals Ruhr, war von Anfang an begeistert: „Ein Kinofilm als gemeinsame, erlebbare Kulturarbeit unserer Stadtgesellschaft, der den Wandel Bochums als moderne Stadt dokumentiert: Das ist in der Tat einmalig!“
Viele Bochumer Betriebe leisten als Förderer ihren Beitrag
Rüger übernahm es als Produzent, Geldgeber für „Solon“ zu suchen. Er wurde schnell fündig. Von der Sparkassen-Kulturstiftung über Bochumer Unternehmen wie Baltz, Fiege, Tiemeyer, Juwelier Marc, Schmidtmeier, Jan Kath, Contra-Promotion und Picard bis zu Größen wie Vonovia, Junghans, Gerolsteiner und Eset Internet Security: Die Bereitschaft, einen Beitrag zu dem Kino-Projekt zu leisten, sei erfreulich hoch, berichtet Rüger und dankt auch der Wirtschaftsentwicklung Bochum.
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300.000 Euro umfasst das Budget für „Solon“. Nicht eben üppig im Vergleich etwa zu einer „Tatort“-Folge, die laut Samir Saad zwischen 1,2 und 1,8 Millionen Euro verschlingt. Doch alle Mitwirkenden sind kostenlos dabei oder verzichten auf einen beträchtlichen Teil ihrer sonst üblichen Gage. Darunter auch der renommierte Kameramann Martin Christ, Gewinner des Deutschen Fernsehpreises 2019.
Frank Goosen und Jochen Malmsheimer sind mit dabei
30 Akteure sind hinter der Kamera im Einsatz, 30 davor, allesamt mit Bochum-Bezug. Die Künstler-Plattform „Pottcast NRW“ mit Sitz an der Castroper Straße vermittelte einen Großteil der Schauspielerinnen und Schauspieler. Martin Horn und Anthony Arndt zählen zu den prominenten Darstellern, ebenso wie die Bochumer Urgesteine Frank Goosen, Jochen Malmsheimer und Thomas Anzenhofer, die alles spielen – außer sich selbst.
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Anfang August begannen die Dreharbeiten. Aktuell heißt es im „Livingroom“ in der Bochumer Innenstadt: Film ab! Drehorte neben der Sparkasse waren und sind bis Ende August zudem das Modehaus Baltz, die Fiege-Brauerei, die Ruhr-Uni, das Zeltfestival (als weiterer Förderer), die Teppich-Manufaktur Kath, das Exzenter-Hochhaus und der Bermuda-Club Rotunde.
Krimi soll im Herbst nächsten Jahres in die Kinos kommen
Über die Handlung – getragen von einer dreiköpfigen Frauen-Gang – mag Samir Saad nicht zu viel verraten. Um den Bankraub ranke sich „eine Geschichte vom Wunsch nach Geld, Rache und Strafe, nach Erkenntnis, Liebe und Vergebung“, heißt es in einer Vorschau. All das mit einem überraschenden Ende.
Ein Happy End soll „Solon“ in den Kinos finden. Ein Verleih sei unter Dach und Fach, sagt Lukas Rüger. Im Herbst 2025 soll der 110-minütige Bochum-Thriller bundesweit anlaufen. Zuvor soll er bei allen bedeutenden Filmfestivals in Deutschland zu sehen sein.