Bochum-Mitte. An der Castroper Straße in Bochum ist ein außergewöhnliches Gründerzentrum entstanden. Film und TV, Workshops und Yoga: alles unter einem Dach.
Neulich war Thomas Menne da. Der langjährige Geschäftsführer von Walt Disney in Deutschland berichtete über seine aktuellen Pläne im Ruhrgebiet. Im Yogastudio nebenan zählt ein Box-Champion zu den Teilnehmern. Im Tagungszentrum treppab mieten sich regelmäßig Großunternehmen von Aral bis zur GLS-Bank ein. Film und TV, Yogis und Workshops: Ein unscheinbarer Hinterhof an der Castroper Straße unweit des VfL-Stadions ist Standort eines der wohl ungewöhnlichsten Gründerzentren in Bochum.
Es begann mit Dieter Hüsten. Vor mehr als 30 Jahren zog der Bochumer mit seiner Agentur für Mode- und Werbefotografie zur Castroper Straße 89, wo die Maschinenbaufirma Vogelsang einst eine Ankerwickelei betrieb. Im Obergeschoss entstand ein professionelles Fotostudio, die „network studios“.
Seminarzentrum „The Room“ steht vor dem zweiten Neustart
„Wegen Corona musste ich das Studio 2020 aufgeben“, berichtet Dieter Hüsten. Seither konzentriert er sich ganz auf „The Room“: sein 2019 gegründetes Seminarzentrum im Erdgeschoss, dessen Technik inmitten der alten Industriekulisse modernsten Ansprüchen genügt.
„Durch die Pandemie lag das Tagungsgeschäft lange Zeit brach. Dabei waren wir für Monate ausgebucht“, sagt der 63-Jährige. Inzwischen gehen wieder Anfragen ein, von Start-ups ebenso wie von Top-Adressen der deutschen Wirtschaft. Türen auf: „The Room“ steht vor dem zweiten Neustart.
„Pottcast NRW“ macht sich für Schauspieler stark
Auch oben, im 250 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Atelier, ist wieder Leben eingekehrt. Dabei wollten Lesley Higl (40) und Dirk Hermann (52) eigentlich nur kurz bleiben. Die Darsteller sind Gründer und Geschäftsführer von „Pottcast NRW“, einer Plattform für Schauspielerinnen und Schauspieler in Nordrhein-Westfalen. Im Frühjahr wollten sie das Studio für ein, zwei Tage anmieten. Daraus wurde eine dauerhafte Bindung.
Für einen Jahresbeitrag von 39 Euro können sich die „Pottcast“-Mitglieder (aktuell sind es 60) für Coachings, Castings und Fotoshootings anmelden, vor allem aber das engmaschige Netzwerk der beiden TV- und Film-Profis nutzen. „Wir sind ausdrücklich keine Agentur, betreiben aber Lobbyarbeit und Marketing für unsere Mitglieder“, sagt Dirk Hermann. Das sei bei 6000 Schauspielern allein in Nordrhein-Westfalen auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt dringend geboten.
„Yogaloft Ruhr“ hat sich auf Rückengesundheit spezialisiert
Dabei knüpft „Pottcast“ auch den direkten Kontakt zu Produzenten und Regisseuren. So wie bei einer Podiumsdiskussion im Oktober mit dem provokanten Titel „Karriere trotz NRW?“. Ex-Disney-Deutschland-Chef Thomas Menne stellte seinen geplanten Ruhrpott-Kinofilm „Kowalski“ vor. Handlung: Ein Rentner bringt die Asche seiner verstorbenen Frau mit dem Trecker aus Bochum nach Mallorca. Die Dreharbeiten sollen im kommenden Jahr in Bochum starten. „Das Casting wird bei uns stattfinden, mit Schauspielern aus der Region. Das ist längst nicht immer so“, weiß Lesley Higl.
„Castroper 89“: Hier gibt’s Infos
Der Seminarraum „The Room“ von Dieter Hüsten (stilecht mit Dönninghaus-Currywurst als Catering) eignet sich für Tagungen aller Art mit bis zu 18 Personen. Infos gibt es auf theroom.ruhr.Anna Alexiadis stellt auf yogaloft.ruhr sich und ihre Gesundheitsangebote vor.Die Schauspieler-Plattform von Lesley Higl und Dirk Hermann informiert auf pottcast.nrw.
Wird ein Fotograf benötigt? Dieter Hüsten steht bereit, ebenso wie sein „The Room“. Auch für Entspannung ist gesorgt. Anna Alexiadis (35) betreibt in einem 100-Quadratmeter-Raum als „Pottcast“-Nachbarin ihren „Yogaloft Ruhr“. Spezialität der Medizinischen Fachangestellten: Rückengesundheit, als Einzelunterricht („Das half mir durch den Corona-Lockdown“) und für Gruppen. Als Personal Trainerin ist sie u.a. für Alexander Frank im Einsatz. Der Box-Weltmeister im Schwergewicht (nach Version der WBCA und UBO) reist regelmäßig aus dem Sauerland an.
Unternehmer werben gemeinsam für „Castroper 89“
„Castroper 89“: So werben die drei Dienstleister gemeinsam für ihre Angebote. Vom „familiären Miteinander“ und gegenseitiger Unterstützung schwärmen sie im WAZ-Gespräch – und gewinnen der Pandemie zumindest ein Gutes ab: „Ohne Corona wäre das alles hier nicht passiert.“