Bochum. Teppiche so teuer wie ein Mittelklassewagen: Der Bochumer Designer Jan Kath ist weltweit erfolgreich. Computerspiele prägen die neue Kollektion.

Er ist einer der weltweit führenden Teppichdesigner, setzt Millionen um, jettet um den Erdball, zählt Ex-US-Präsident Bill Clinton ebenso zu seinen Kunden wie internationale Popstars. Sein Luxusgut ist so teuer wie ein Mittelklassewagen. Dennoch ist er auf dem Teppich geblieben. „Ich fühle mich als Bochumer. Und das wird auch so bleiben“, sagt Jan Kath.

Teppich-Designer Jan Kath: Hausmesse mit erfolgreichem Neustart

„A Family Affair“ – eine Familienangelegenheit: So heißt die Hausmesse für Händler, Einkäufer und Designer, die der 50-Jährige jetzt erstmals seit der Corona-Pandemie wieder am Firmensitz an der Friederikastraße veranstaltete.

„Nachdem die Online-Formate in den letzten zwei Jahren gut funktioniert haben, war das durchaus ein Risiko“, sagt Jan Kath. „Aber die Messe hat gezeigt: Wir sind weiterhin in der Lage, durch die Kraft unserer Marke ein internationales Fachpublikum nach Bochum zu locken.“

Bei der Hausmesse „A Family Affair“ präsentierte die Jan Kath Design GmbH in der Firmenzentrale an der Friederikastraße ihre aktuellen Teppich-Kollektionen.
Bei der Hausmesse „A Family Affair“ präsentierte die Jan Kath Design GmbH in der Firmenzentrale an der Friederikastraße ihre aktuellen Teppich-Kollektionen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Fachgeschäft Keil & Kath firmierte einst auf der Bongardstraße

Das schillernde „JK Headquarter“ hat seinen bodenständigen Vorläufer in der Bochumer Innenstadt. Die Familie führte bis in die 90er Jahre das Teppichfachgeschäft Keil & Kath an der Bongardstraße. Jan Kath entschloss sich vor 25 Jahren, ins Teppich-Business einzusteigen: nicht nur als Händler, sondern auch als kreativer Kopf, mit zeitgemäßen Designs und Top-Qualität.

Längst ist Kath zum Global Player bei hochwertigen Teppichen aufgestiegen. Beim Verkauf sind die Bochumer in China und Südostasien ebenso unterwegs wie im Mittleren Osten, in Europa und den USA. Auch der Hochadel lässt grüßen: Der rote Teppich, über den Charlène und Albert von Monaco bei ihrer Hochzeit 2011 flanierten, stammt von Jan Kath.

Dessen Team in Bochum ist mit 30 Mitarbeitern überschaubar. In Indien und Nepal indes sind es 2500 Mitarbeiter, die für Kath als Knüpfer arbeiten: „zu fairen Bedingungen und anständigen Löhnen“, betont der Unternehmer, der mit seiner Frau seinen Hauptwohnsitz in Thailand unterhält.

Während der Corona-Pandemie zählte Kath zu den Gewinnern

Die Pandemie habe er gut überstanden, sagt Jan Kath während eines geschäftlichen Paris-Aufenthaltes im Gespräch mit der WAZ. In Indien seien die Beschäftigten anfangs zwar massenhaft erkrankt. „Es gab eine regelrechte Panik.“ Es sei zum Glück aber schnell gelungen, Corona in den Griff zu bekommen, sodass es in den Manufakturen nur zu geringen Produktionsausfällen kam.

Die Zahl der Kunden sei derweil sogar gestiegen, ebenso wie deren Kaufkraft: „Die Menschen hatten Zeit, ihre Häuser und Wohnungen zu renovieren. Weil man lange Zeit nicht reisen konnte, war auch das nötige Budget vorhanden.“ Fazit: Die Jan Kath Design GmbH sei „stärker aus der Pandemie rausgekommen als reingegangen“.

Bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter werden für die hochwertigen Kath-Teppiche aufgerufen.
Bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter werden für die hochwertigen Kath-Teppiche aufgerufen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Designer-Teppiche kosten bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter

Das manuelle Knüpfen eines Teppich-Quadratmeters dauert einen Monat. Die kriegsbedingt „explodierenden“ Rohstoff- und Transportkosten haben laut Kath zu einer zehn- bis 15-prozentigen Preiserhöhung geführt. Für einen Teppich werden jetzt bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen – klaglos bezahlt von Architekten und Inneneinrichtern von Geschäften, Hotels, Lounges oder Restaurants und deren vermögenden Auftraggebern, ebenso wie von Privatkunden, die Teppiche als Kunst und Geldanlage begreifen.

So wohl auch die jüngste Kollektion, die Jan Kath zusammen mit dem Fotokünstler Raphael Brunk entworfen hat. Eingefrorene Bilder von Computerspielen aus den 1990er Jahren werden dabei zu abstrakten Teppich-Mustern. „Insert Coin“ („Münze einwerfen“) heißen die Kreationen, mit denen Jan Kath seine erfolgreiche Maxime fortführen will: „Ich versuche nicht, mich an Trends anzuhängen, sondern sie zu setzen!“

Unternehmer hat noch immer eine Wohnung in Bochum

Bochum liefert dabei immer wieder Kraft, Intuition und Erdung. Drei- bis viermal im Jahr sei er in seiner Heimatstadt, berichtet Jan Kath. An der Bergstraße habe er noch immer eine Wohnung. „Das ist mir wichtig.“