Bochum/Hattingen/Essen. Ein Bochumer Verein hat viel zu bieten, auch eine idyllische Lage. Doch kaum jemand weiß davon. Woran das liegt – und wie es sich ändern soll.
In diesem Monat wird am Ruhrufer gefeiert. Die Rudergesellschaft Linden-Dahlhausen wird 100. Dass es den Verein überhaupt gibt, weiß kaum jemand. Das hat mit seiner Lage zu tun. Der Club gehört zwar zu Bochum, ist aber auf der anderen Ruhrseite beheimatet. Offizielle Adresse: Essen, auf der Grenze zu Hattingen. Noch dazu liegen Vereins- und Bootshaus ziemlich versteckt, sind nur durch eine schmale Straße erreichbar. Hinweisschilder? Fehlanzeige.
„Sind unsichtbar“: Bochumer Verein wird 100 – und keiner kriegt‘s mit
„Ja, wir müssen mehr für die Öffentlichkeitsarbeit tun“, weiß Geschäftsführer Günter Schindler. Das habe man in der Vergangenheit vernachlässigt. Gut, dass Birgitta Buchmann seit zweieinhalb Jahren Vereinsmitglied ist. Die rührt ordentlich die Werbetrommel. „Ich habe schon zwölf neue Mitglieder geworben“, berichtet sie stolz.
Birgitta Buchmann ist durch Zufall auf die Rudergesellschaft aufmerksam geworden. „Mein Mann und ich wohnen hier in der Gegend und haben beim Spazierengehen die Tennisplätze entdeckt. Da ich Tennis spielen wollte, habe ich mich kundig gemacht. Ich wusste da noch nicht, dass die zum Ruderverein gehören.“ An Rudern hatte die 60-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch keinen Gedanken verschwendet.
„Seitdem bin ich süchtig, der Funke ist sofort übergesprungen.“
Das geschah erst, als Gisbert Soldat, seit rund 30 Jahren begeisterter Ruderer im Verein, sie aufforderte, mal mit ins Boot zu steigen. „Und seitdem bin ich süchtig, der Funke ist sofort übergesprungen“, sagt Buchmann. „Mein Mann und ich sind inzwischen fast jeden Tag auf dem Wasser. Das ist für uns wie Wellness. Es heißt inzwischen schon, wir schliefen auch unten auf dem Steg.“
Seither mache sie „Werbung ohne Ende“, denn der Verein sei „zu unsichtbar“, „zu versteckt“. „Ich sage immer allen, dass sie gar nicht wissen, wie schön das hier ist“, berichtet Birgitta Buchmann. „Und wo gibt es das schon? Rudern und Tennis in einem Verein.“
Doch damit nicht genug. Man könne auch im Kanu paddeln, das Drachenboot und ein paar Stand-up-Paddling-Boards nutzen, sagt Günter Schindler. Der Steg, direkt am Ruhrtalradweg, ist nur rund 150 Meter entfernt. Gegenüber liegen die Badestelle, der S-Bahnhof Dahlhausen und die Vereinsgelände von Ruhrlandbühne und Linden-Dahlhauser Kanu-Club (LDKC).
Bochumer Verein musste nach dem Krieg die Ruhrseite wechseln
Früher, erzählt Schindler, sei die Rudergesellschaft auch dort zu Hause gewesen. Das war in den ersten Jahren nach der Gründung am 29. August 1924. Dann kam der Zweite Weltkrieg und am 17. Mai 1943 die Sprengung der Möhnetalsperre. Das änderte für den Club alles. „Das Vereinsheim war damals eine Holzkonstruktion. Als das Ruhrtal überflutet wurde, rissen die Wassermassen alles mit. Es blieb nichts übrig, als hätte es die Rudergesellschaft nie gegeben“, berichtet Schindler.
Ein Neubau an selber Stelle sei nicht möglich gewesen. „Damals wurde nur der Wiederaufbau von Gebäuden genehmigt. Doch von uns war ja nichts mehr da, was man hätte erneuern können“, so Günter Schindler weiter. Also sei man auf die andere Ruhrseite gewechselt. Und friste dort seitdem nun ein Außenseiter-Dasein. Wohl auch, weil man weniger auf schlagzeilenträchtigen Leistungssport, sondern eher auf Freizeitvergnügen setze.
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Zu Tennis-Boom-Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf habe man mehr als 300 Mitglieder gehabt, blickt Schindler zurück. Heute seien es konstant um die 90. Doch wer weiß, wenn Birgitta Buchmann weiter so von der familiären Atmosphäre im Verein schwärmt, kratzt man im 100. Jahr vielleicht doch bald wieder an der 100er-Marke.
Feier am 24. August
Das 100. Jubiläum feiert die Rudergesellschaft Linden-Dahlhausen am Samstag, 24. August, ab 14 Uhr auf dem Vereinsgelände. Auf einen offiziellen Rahmen will der Verein verzichten und sich stattdessen lieber mit seinem Angebot präsentieren.
Die offizielle Anschrift lautet Burgstraße 163 in Essen. Leicht zu finden ist die Adresse nicht: Aus Bochum gesehen fährt man über die Pontonbrücke und dann später rechts hoch Richtung Essen. Nach 50 Metern geht eine schmale Straße (Auf dem Stade) rechts ab. Auf dieser gelangt man zur Trinkwassergewinnungsanlage – und am Ende eben auch zur Rudergesellschaft.
Kontakt: Tel. 0157/ 71 57 21 60, info@rulida.de und www.rulida.de .