Bochum. Nach der Flucht aus der Ukraine kommt Daria (19) nach Bochum. Sie sprach kaum Deutsch. Nun hat sie ihr Abitur bestanden – „besser als erwartet“.

Es ist keine zweieinhalb Jahre her, da hat Daria Petrova ihren ersten Schultag an der Rudolf-Steiner-Schule. Zusammen mit ihrer Mutter ist sie vor dem Krieg in der Ukraine geflohen, kommt nach Bochum, weil dort schon ihre Tante lebt. Deutsch spricht die Schülerin zu diesem Zeitpunkt kaum. Das sieht heute ganz anders aus. Die 19-Jährige hat seit ein paar Wochen ihr Abitur in der Tasche.

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2,9 lautet ihre Abschlussnote. „Das ist viel, viel besser, als ich erwartet hätte“, sagt Daria. Ob sie überhaupt Abitur machen wird, ist der jungen Bochumerin im Frühjahr 2022 noch gar nicht klar. „Ich wusste, dass es sehr schwierig wird, hatte Angst davor.“ Gleichzeitig sagt sie sich: „Nichts ist unmöglich.“

Ein Jahr vor dem Abi denkt sich Daria: „Jetzt erst recht“

Daria hat eine Nachhilfelehrerin in Deutsch. Etwa ein Jahr vor der Abschlussprüfungen sagt diese zur ihr: „Ich weiß du bist gut, aber vielleicht geht das doch etwas zu schnell und das Abitur ist zu stressig für dich.“ Für die Schülerin ist das der entscheidende Ansporn. „Jetzt erst recht“, denkt sie sich.

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Sie wählt Mathe und Englisch als Leistungskurse, legt außerdem unter anderem Prüfungen in Geschichte und Deutsch ab. „In unserer Schule gab es sechs Fächer, vier schriftliche und zwei mündliche“, erklärt Daria, die mit der Rudolf-Steiner- auf einer Waldorfschule war. „Deutsch fand ich nicht so schwierig wie Geschichte“, so die 19-Jährige. Ein großer Vorteil für sie: Auch Russisch gehört zu den Fächern – und die Sprache spricht Daria fließend. „Da hatte ich eine eins“, sagt sie.

Daria Petrova schaut auf ihr Abitur-Zeugnis. Nach der Schule wird sie nun studieren, in Bremen.
Daria Petrova schaut auf ihr Abitur-Zeugnis. Nach der Schule wird sie nun studieren, in Bremen. © WAZ Bochum | Carolin Rau

Rückblickend sagt sie: „Ich bin sehr dankbar für diese Schule.“ Ihr Deutschlehrer und die anderen Lehrkräfte hätten sie sehr unterstützt, die Mitschülerinnen und -schüler – sie kennen sich untereinander schon seit Klasse eins – hätten die Ukrainerin total gut aufgenommen. „Die Menschen sind unglaublich nett, ich habe tolle Freunde.“

Ukrainerin spricht nach zweieinhalb Jahren fließendes Deutsch

Und auch durch die vielen Gesprächen mit diesen spricht die 19-Jährige mittlerweile fließendes und sehr gutes Deutsch, man hört nur noch einen leichten Akzent. Dabei fand sie die Sprache vorher gar nicht so cool. „Ich hatte Deutsch in der Ukraine als zweite Fremdsprache in der Schule, war aber eigentlich nicht so interessiert daran.“ Das hat sich mittlerweile geändert.

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Nun wird Daria auch in Deutschland studieren, genauer gesagt in Bremen. Die 19-Jährige ist bereits an der Hochschule für Künste eingeschrieben, für das Fach „Digitale Medien“. Kunst ist Darias Leidenschaft, in ihrer Freizeit gestaltet sie zudem Armbänder. Mit einem Portfolio, das aus analogen und digitalen Zeichnungen besteht, hat sie sich an der Hochschule beworben und wurde dort angenommen. „Das Studium beginnt am 1. Oktober“, so Daria. Aktuell sucht sie nach einer Wohnung oder WG in Bremen, was gar nicht so leicht sei.

Studium in Bremen

Bis dahin lebt sie mit ihren Eltern weiterhin in Bochum, ihre große Schwester studiert hingegen in Moskau. In ihrer Heimat war Daria seit Kriegsbeginn nicht wieder. „Ich habe Sorge, dass ich sonst nicht wieder nach Deutschland zurückkehre“, so die junge Frau. In der Ukraine sei natürlich vieles vertrauter und dadurch auch einfach. Trotzdem ist sich Daria sehr sicher: „Ich sehe meine Zukunft hier in Deutschland.“