Bochum-Harpen. Bau des Bürgerzentrums für Bochum-Harpen dauert wegen hoher Kosten länger. Politiker kritisieren die Verwaltung: „Versprechen wurden gebrochen“.

Während die Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Nord bei der Neuplanung des Bürgerzentrums Harpen aufs Tempo drücken, üben die CDU und die SPD im Bochumer Norden Kritik an der Verwaltung. Bei der CDU ist von „gebrochenen Versprechen“ die Rede.

Exorbitante Kosten und die Notwendigkeit einer Neukalkulation schieben das Projekt zunächst wieder in weite Ferne. „Es ist traurig, dass ein so wichtiges Projekt auf einmal so brutal ausgebremst wird, nachdem immer positive Zwischenmitteilungen kamen. Zusätzlich erhält die zuständige Bezirksvertretung die Nachricht aus der Presse, da stellt sich schon die Frage nach geeigneter Kommunikation“, kritisiert Andreas Konze, CDU-Fraktionsvorsitzender in der örtlichen Bezirksvertretung, den Positionswechsel innerhalb der Verwaltungsspitze.

CDU: Leere Wahlkampfversprechen

Noch am 1. September 2020 – bei der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Nord vor der Kommunalwahl – gab es positive Signale. Stadtkämmerin Eva-Maria Hubbert sprach im Bezirk von einer Machbarkeitsstudie und einer zeitnahen Umsetzung. Auch war die Rede davon, dass die Verwaltung wohl wisse, dass es sich um ein kostenintensives Projekt handele. Das neue Bürgerzentrum soll nach dem Abriss des Amtshauses Harpen auf demselben Grundstück gebaut werden.

„In der Bezirksvertretung wurde uns suggeriert, dass es bald losgeht“, sagt CDU-Ratsmitglied Tim Woljeme aus Harpen. „Leider haben sich unsere seinerzeit geäußerten Bedenken bestätigt. Für ein leeres Wahlkampfversprechen wurde mit den Hoffnungen der Harpener Bürgerschaft rund um das Amtshaus Harpen gespielt. Vor allem die Vereine brauchen endlich eine klare Perspektive. Die CDU erwartet nun schnell umsetzbare Lösungsvorschläge der Verwaltung für einen Bürgertreff in Harpen.“

SPD: Amtshaus-Abriss nur, wenn Neubau kommt

„Seit vielen Jahren quälen wir uns damit herum und kämpfen für einen sicheren Standort. Wir brauchen ein Bürgerzentrum, ebenso wie wir einen Jugendtreff in Harpen brauchen“, sagt Snezana Curuvija, Fraktionschefin der SPD im Bezirk Nord. Auch sie kritisiert die Verwaltung und verlangt, dass „jetzt eine klare Position erforderlich ist“. Was Angebote für Vereine und Jugendliche angeht, sei Harpen das Schlusslicht in Bochum. „Wir fühlen uns auch nicht wohl in unserer Haut, wenn wir für etwas kämpfen und die Verwaltung hat eine andere Position. Das kennen wir auch beim Thema Ecosoil.“

Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) sagt: „Wir haben die Garantie, dass das Amtshaus Harpen so lange erhalten bleibt, bis ein Neubau in trockenen Tüchern ist. Mittel für Instandsetzungen sind vorhanden. Das neue Bürgerzentrum muss ja keine Luxusstätte werden; wichtig ist, dass die Schützen aus Harpen und Hiltrop Bergen sowie das Hot Pott Sound Orchestra eine Bleibe bekommen.“

Grüne: Vereine und Bürger in Planung einbeziehen

Seit Jahren ist bekannt: Das alte Amtshaus am Harpener Hellweg kann wegen Brandschutzmängeln nicht mehr saniert werden. Die Stadt hatte einen Neubau am Standort vorgeschlagen, dessen ursprüngliche Planung mit angrenzenden Senioren-Wohngebäuden sich aber aus finanziellen Gründen als nicht tragfähig erwies. Christian Schnaubelt, Fraktionschef der Grünen im Bezirk Nord: „Nun ist eine komplette Neuplanung des Neubaus des Bürgerzentrums vorgesehen, die wieder einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Diese Zeit sollte aus Sicht der Grünen gut genutzt und insbesondere die Vereine und Bürger dabei stärker einbezogen werden.“

Der Stadtteil Harpen und der Stadtbezirk Nord benötigten ein Bürgerzentrum, das Zukunft hat. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Vereine hätten bereits viel in das Projekt investiert und lange Geduld bewiesen. Aber jetzt müsse das Tempo erhöht und endlich Planungssicherheit geschaffen werden, so die Grünen.

Der Abriss des ehemaligen Amtshauses Harpen, an dessen Stelle ein neues Bürgerzentrum gebaut werden soll, war im Herbst letzten Jahres von der Verwaltung und der Kämmerei in der Bezirksvertretung Nord vorgeschlagen und eine zeitnahe Prüfung der Bau- und Finanzierungsmöglichkeiten angekündigt worden.

Bezirksmittel fielen weg

2016 war noch von einer Sanierung des Amtshauses die Rede. Insgesamt 470.900 Euro hatte die Bezirksvertretung Nord zur Verfügung gestellt.Groß war dann im darauffolgenden Jahr die Empörung der Bezirksvertreter, als bekannt wurde: Die Sanierung des Amtshauses Harpen sei nicht länger Sache des Bezirks Nord, sondern liege nun in der Zuständigkeit des Rates. Das hatte zur Folge, dass nicht nur die 220.000 Euro an Eigenmitteln von 2015, sondern auch die Viertelmillion von 2016 weg waren, weil sie nicht ins nächste Haushaltsjahr übertragen wurden.

Schnaubelt: „Doch danach erhielt die Bezirksvertretung Bochum-Nord keine weiteren Informationen mehr. Eine Anfrage der Grünen Bezirksfraktion Nord vom April letzten Jahres zur Vorstellung des Planungsstandes und der Einbeziehung der Bürger und Vereine blieb bisher ebenso unbeantwortet wie eine ,kleine Anfrage’ der Grünen-Bezirksfraktion vom 13. Januar 2022. Wir hätten uns gewünscht, dass der Prüfprozess schneller durchgeführt sowie die Bezirksvertretung und die Vereine zwischenzeitlich besser über den Planungsstand informiert worden wären.“

Bis zur Umsetzung der Neuplanung müsse das ehemalige Amtshaus Harpen aber weiterhin für Vereine und Bürger geöffnet bleiben. Die Bezirksvertretung Nord habe in den letzten Jahren bereits mehrmals Gelder für die Instandhaltung zur Verfügung gestellt, jetzt sollte die Stadt Bochum als Eigentümer hier aktiv werden und zu der Zusage stehen, dass in Harpen weiterhin ein neues Bürgerzentrum errichtet werden soll.