Bochum. Der Finanzinvestor Triton hat das Bieterrennen um das 1,3 Milliarden Euro schwere Wärmetauscher-Segment von GEA mit Sitz in Bochum gewonnen. Durchschnittlich sieben Jahre gehören Unternehmen dem Fonds an. „Der neue Besitzer kann eine Chance sein“, sagt IG-Metall-Chefin Kerkemeier.
Die Ungewissheit ist gewichen. Etwa 600 Beschäftigte von Verwaltung, Engineering und Produktionsbetrieben des Wärmetauscher-Segments von GEA Bochum/Herne mit ihrer Zentrale an der Dorstener Straße wissen nun, wer voraussichtlich ihr neuer Arbeitgeber wird. Wenige Stunden vor der Konzern-Hauptversammlung von GEA am Mittwoch in Oberhausen ging die Meldung über die Ticker, dass der deutsch-schwedische Finanzinvestor Triton das Bieterrennen unter anderem gegen den Mannheimer Bau- und Industriedienstleister Bilfinger für sich entschieden hat. Sollte das Kartellamt dem Verkauf zustimmen, den GEA bereits im vergangenen Jahr wegen einer Neuausrichtung der Konzernstrategie angekündigt hatte, wird spätestens Anfang 2015 ein neuer Name über dem markanten Verwaltungsgebäude an der Dorstener Straße stehen.
In die Gewissheit über den künftigen Arbeitgeber mischt sich zugleich neuerliche Ungewissheit. Schließlich sieht das Geschäftsmodell Tritons nach Auskunft von Sprecher Max-Valentin Loebig so aus, dass Firmen gekauft, entwickelt und später wieder verkauft werden. Durchschnittlich sieben Jahre bleiben sie bislang im Portfolio, das momentan 25 Unternehmen mit 55 000 Beschäftigten und einen Umsatz von 13 Milliarden Euro umfasst.
Triton hat im Vorjahr 3,5 Mrd. Euro eingesammelt
Für 1,3 Milliarden Euro erwirbt Triton den Wärmetauscher-Sparte von GEA. „Wir sind davon überzeugt, dass Triton der richtige Eigentümer ist, um GEA Heat Exchangers auf seinem zukünftigen Wachstumskurs zu begleiten,“ sagt GEA-Chef Jürg Oleas.Triton ist spezialisiert auf Investitionen in mittelständische Unternehmen in Nordeuropa. Der jüngste, 2013 aufgelegte Fonds „Triton IV“ hat ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro.
Investitionen wurden versprochen
Auch die Tatsache, dass Triton erst unlängst die Wärmetauscher-Sparte des französischen Mischkonzerns Alstom erworben hat, regt die Fantasie an. Im Raum stehen könnte die Zusammenlegung von Betriebsteilen, um Synergien zu schaffen. Während Triton-Sprecher Loebig sagt, für strategische Fragen sei es noch zu früh, kann Bochums IG-Metall-Beauftragte Eva Kerkemeier zumindest in diesem Punkt Entwarnung geben: „Da gibt es keine Konkurrenzsituation, die Geschäftsfelder sind unterschiedlich.“ Das hätten die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat im Vorfeld abgefragt. Im übrigen hätte Triton einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen und Investitionen versprochen. „Nun muss man sehen, an welcher Stelle dies geschieht. Der neue Besitzer kann eine Chance sein.“ Am Dienstagnachmittag habe der Aufsichtsrat, dem Kerkemeier angehört, dem Vertrag zugestimmt.
Gleichwohl weiß die Gewerkschafterin um die Gefühlslage in der GEA-Belegschaft. „Als die Hiobsbotschaft vom Verkauf bekannt wurde, waren viele Geaner tief enttäuscht“ – zumal die Bindung der Beschäftigten an ihr Unternehmen besonders groß ist. Die IG-Metall-Chefin selbst gehörte einst zur Belegschaft der Traditionsfirma, die erst im GEA-Konzern aufgegangen ist und nach dessen Konzentration auf die Lebensmittelsparte nun veräußert wird.