Bochum. Lange herrschte Funkstille. Coronabedingt. Jetzt hat das Jobcenter Bochum erstmals wieder ein Job-Speed-Dating organisiert. Das Format hilft.
Ein Bewerbungsgespräch von Angesicht zu Angesicht? Was in Restaurants geht, das muss auch bei Suche nach Arbeit möglich sein, dachten sich das Jobcenter Bochum und der TÜV Nord. Sie haben ein Job-Speed-Dating in der VfL-Lounge des Ruhrstadions organisiert – zum ersten Mal wieder seit 2019.
150 Bewerber und 50 Firmen
Mehr als 150 Bewerberinnen und Bewerber trafen dabei im Zehn-Minuten-Takt auf 50 Arbeitgeber. Das Ziel: möglichst viele Beschäftigungsverhältnisse anbahnen.
Auch Markus Braun hat die Chance genutzt, mit potenziellen Arbeitnehmern in Kontakt zu kommen. Der Geschäftsführer der HSB Betreuungsdienst Bochum GmbH hat bei den Speed-Datings 2019 insgesamt 19 Mitarbeiter für seine Seniorenbetreuung gewonnen. „Ein Gespräch von Mensch zu Mensch, bei dem man sich sieht“, so Braun, sei der Schlüssel zum Erfolg. Das war während der Corona-Pandemie lange Zeit nicht möglich.
600 Vorstellungsgespräche an einem Tag
Auch Alexandra Neege war gespannt. Die 54-jährige Bochumerin will beruflich neu starten und sucht eine Stelle als Altenbetreuerin oder Schulbegleiterin. Vier Gespräche hat sie gegen Mittag bereits geführt: „Es ist etwas Anderes, direkt mit dem Arbeitgeber zu sprechen und einen persönlichen Eindruck zu hinterlassen, als eine Bewerbung per Post einzureichen.“
Genau das ist das Konzept hinter dem Job-Speed-Dating, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Georg Sondermann: „Gerade unsere Kundinnen und Kunden haben beim klassischen Bewerbungsverfahren oft das Nachsehen, da ihre Lebensläufe selten geradlinig verlaufen sind. Im persönlichen Gespräch können sie sich mitsamt ihren Fähigkeiten präsentieren.“ 600 Vorstellungsgespräche wurden diesmal an einem Tag geführt.
Vermittlungsquote von 40 Prozent
Der Erfolg des Formats spricht für sich. Die Vermittlungsquote bei insgesamt drei Veranstaltungen lag 2019 bei 40 Prozent. Dazu trug auch die intensive Vorbereitung aller Teilnehmer durch die TÜV Nord Bildung bei, so deren Geschäftsführer Frank Bahnsen. „Die drei- bis fünftägige Schulung im Vorfeld verleiht den zum Teil lange arbeitslosen Bewerbern neues Selbstbewusstsein, so dass sie gestärkt in die Gespräche gehen und wissen, worauf es ankommt.“
Daher sollen nun wieder öfter Treffen von Firmen und potenziellen Beschäftigten ausgetragen werden. „Es profitieren beide Seiten davon, Arbeitgeber und Arbeitssuchende“, so Jobcenter-Sprecher Johannes Rohleder. Am 10. November soll es das nächste Job-Speed-Dating geben.
Nachfrage nach Beschäftigten wächst
Die Nachfrage der Unternahmen nach Personal ist in jüngster Zeit deutlich angewachsen, heißt es beim Jobcenter. In Branchen, die schon seit geraumer Zeit Mitarbeiter suchen, wie die Logistik, Garten- und Landschaftsbau und Gesundheitswirtschaft, ist die Nachfrage noch einmal deutlich gestiegen. Und auch die Gastronomie suche händeringend nach Personal. Rohleder: „Im Grunde gilt das über viele Branche hinweg.“ Ergo: Gute Aussichten für Arbeitssuchende.