Bochum. Der Tierpark Bochum schlägt Alarm: Wegen Corona hat er schon 600.000 Euro Umsatzverluste gemacht. Die Lage sei existenzbedrohend.
Zuletzt hatte der Tierpark Bochum mit stetig steigenden Besucherzahlen große Erfolgsmeldungen gehabt. Bis Corona kam: Wie er am Montag auf WAZ-Anfrage mitteilte, haben die Pandemie und die damit verbundenen Zwangsschließungen Umsatzverluste in Höhe von rund 600.000 Euro verursacht.
„Uns fehlen schlicht die Einnahmen vor allem durch Eintrittsgelder, aber auch durch
zoopädagogische Angebote, Zooshop-Verkäufe und Pachteinnahmen“, erklärte Zoodirektor Ralf Slabik. Allein im Bereich Veranstaltungen seien die Erträge komplett weggebrochen, weil sämtliche Feste und Aktionstage wegen der Infektionsgefahr abgesagt werden mussten.
Tierpark Bochum beklagt starken Rückgang der Besucherzahlen
Bei der Umweltbildungsarbeit sind 60 Prozent der Erträge eingebüßt worden. Gewaltig auch der Verlust bei den Besucherzahlen. Slabik: „In den vergangenen zwölf Monaten, wovon wir 3,5 Monate schließen mussten, zählten wir rund 213.790 Besucher. Dies entspricht nur etwa 60 Prozent der Gesamtzahlen aus 2019.“ Erst vor einem Jahr hatte die WAZ getitelt: "Tierpark stellt neuen Besucherrekord auf." 332.000 Menschen waren 2019 in den Zoo gekommen.
Die Auswirkungen der Pandemie nennt der Tierpark dramatisch. Gerade die Herbst- und Winterzeit - mit normalerweise wetterbedingt verminderten Einnahmen ‒ müssen durch die im vorangegangenen Frühjahr und Sommer erwirtschafteten Rücklagen aufgefangen werden. Das Anlegen eines finanziellen Polsters sei im Jahr 2020 aber durch den ersten Lockdown im März und April, die anschließende Beschränkung der Besucherzahl und dann die erneute Schließung Anfang November "faktisch nicht möglich" gewesen.
200.000 Euro Kosten im Monat
Auch Einsparungen bei Betriebs- und Personalkosten sind nur geringfügig drin. Trotz der nun dreimonatigen Schließung betragen die fortlaufenden Kosten für die Pflege der Tiere, die Instandhaltung von Tieranlagen sowie fürs Personal im Monat rund 200.000 Euro, so Slabik. Hinzu kamen im Vorjahr zusätzliche Kosten in Höhe von 50.000 Euro für Hygienekonzepte, Investitionen in Schutzausrüstungen und die Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen
Nur wenige Kosten und Mitarbeiter können eingespart werden
„Unser Einsparpotenzial ist sehr begrenzt, denn auch in Krisenzeiten hat die optimale Versorgung der Pfleglinge für den Tierpark oberste Priorität und erfordert uneingeschränkten Einsatz." Lediglich in den Abteilungen der Zooverwaltung und der Zoopädagogik sei durch Kurzarbeit die Einsparung eines kleineren Teils der Personalkosten möglich. "Mehr geht nicht!", so der Zoodirektor.
Zur Linderung der Not bekam der Tierpark Liquiditätshilfen durch die Stadt in Höhe von 250.000 Euro - "schnell und unbürokratisch", so Slabik. Auch Spenden von Besuchern und Tierpaten seien "besonders wertvoll"; sie würden den Tierpark "sehr zahlreich und mit einer beeindruckenden Hingabe wertschätzen". Darunter sind auch solche Spender, die finanziell selbst nicht gut dastehen.
Die nach dem Frühjahr 2020 zugesprochenen Fördermittel des Landes für die NRW-Zoos konnten lediglich die Ertragsverluste durch den ersten Lockdown kompensieren, und dies nur in Teilen. Nun wartet der Tierpark auf die Auszahlung der dringend benötigten November- und Dezemberhilfen des Bundes, die - so Slabik - entgegen öffentlicher Versprechungen bis auf eine Abschlagszahlung auf die Novemberhilfe bis dato nicht erfolgt seien. „Aus der Sicht des Unternehmens ist die Tatsache, dass die Prüfung der Anträge so langwierig ist, existenzbedrohend, da die betrieblichen Kosten stetig weiterlaufen."
Da von einer Betriebsschließung bis zu den Osterferien ausgegangen werden könne, seien die Bundesmittel aus der Überbrückungshilfe III für die Monate Januar bis März 2021 "ebenfalls von existenzieller Bedeutung, wenn auch aktuell verfahrenstechnisch bedauerlicherweise noch ungeklärt“.