Bochum-Langendreer. Die Langendreerer Dorfpostille erscheint im 40. Jahr und mit der 150. Ausgabe im Bochumer Osten. Respekt und Toleranz standen immer im Zentrum.

Bei jeder „Null“ wurde gefeiert, bei der 10. Ausgabe, der 20., der 30., und jetzt steht die 40 im Raum. Allerdings sind es die Jahre, die die Langendreerer Dorfpostille inzwischen auf dem Einband hat, und die 150. Ausgabe, die wie alle vorher verteilt worden ist. Noch eine Zahl spielt eine Rolle. Paul Möller, von Anfang an verantwortlich dabei, wird im Juli 75 Jahre alt. Das ist wieder ein Zeit-Punkt, an Veränderungen zu denken.

Dann soll „Langendreer hat’s!“, der Quartierverein im Bochumer Osten, die DoPo, die Dorfpostille, übernehmen, Karsten Höser, der Quartiersmanager, steht bereits im Impressum. Ganz aus der Hand geben wird Möller sicher längst nicht alles. „Ich bin übrig geblieben von, na, vielleicht 80 Leuten über die ganze Zeit“, überschlägt er.

Die 150. Ausgabe der Langendreerer Dorfpostille setzt mit dem 40-jährigen Bestehen einen Meilenstein.
Die 150. Ausgabe der Langendreerer Dorfpostille setzt mit dem 40-jährigen Bestehen einen Meilenstein. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Manches weiß er noch genau: „Wie wir mit ein paar Leuten den Rundlauf für die ersten Ausgaben im Laden gemacht haben, jeder ein Blatt auf den Stapel, und ganz am Ende wurde jede zusammengetackert.“ Der „Laden“, dann auch eingetragener, gemeinnütziger Verein, das war die Adresse schlechthin an der Lünsender Straße 23, ein kleines Ladenlokal.

Der „Laden“ in Bochum-Langendreer war ein Markenzeichen

Möller hatte selbst in der Siedlung an der Sonnenleite mit einer Mieterzeitung angefangen, wollte aber, wie viele damals aus dem Spektrum, alternativ sein. „Dabei war ich als Juso mit 34 Jahren, damals bei der Gründung, praktisch schon Opa“, meint er schmunzelnd. Außerdem machte er mit dem Genossen Ernst Otto Stüber, später Bezirksvorsteher, Landtagsabgeordneter und Oberbürgermeister, die SPD-Zeitung „Forum Ost“.

Die SPD hat er aber vor Jahren verlassen, er sah seine Ideale nicht mehr verwirklicht. „An Werten wie Bewahrung der Schöpfung, Einsatz für den Frieden und soziale Gerechtigkeit war diese Bochumer SPD damals nicht konsequent und nachhaltig orientiert“, stellt er fest.

Der Zeitgeist, die Technik und die Möglichkeiten haben auch die Dorfpostille verändert. Die Werte dahinter sind geblieben.
Der Zeitgeist, die Technik und die Möglichkeiten haben auch die Dorfpostille verändert. Die Werte dahinter sind geblieben. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

An den Werten hat er, hat damit auch die Dorfpostille, festgehalten. „Wir wollten Brücken schlagen“, sagt er mit leuchtenden Augen, „uns für das Zusammenleben von Jung und Alt, Einheimischen und Ausländern einsetzen - und konsequent gegen Nazis Stellung beziehen.“ Damit war auch ein Forum für Bürgerinitiativen gegeben, „die schossen ja wie Pilze aus dem Boden“, meint Möller. „Gegengift“ ist so ein Stichwort, das ihm dabei einfällt. Immerhin gab es die Umweltskandale im Bereich Grabeloh.

Dann kamen die vier Farben

Ganz aus der Zeit gefallen ist die Dorfpostille natürlich dann doch nicht. „Schwarz-weiß bis zur 100. Ausgabe“, sinniert Möller, „dann wurd’s bunt.“ Auslöser waren die Anzeigenkunden, gibt er ohne Murren zu, „erste waren noch nur die Anzeigen vierfarbig, dann haben wir das auch für den redaktionellen Teil übernommen.“

Seine Funktion hat der Religions- und Deutschlehrer an der Erich-Kästner-Gesamtschule immer im Korrektur-Lesen gehabt, „aber moderat“, denn allen Beteiligten war immer der Inhalt wichtig.

Forum für Initiativen

Nach wie vor will die Dorfpostille als Forum für Initiativen und Projekte dienen, die das Miteinander der Menschen in Langendreer fördern und das Erscheinungsbild und das Image des Stadtteils verbessern wollen. Dazu will sie Raum bieten für alle, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren.Die Verteilerreviere sind: Kaltehardt/Wilhelmshöhe/Ümmingen, Langendreer-Oberdorf, Langendreer-Dorf, Langendreer Alter Bahnhof, Werne. Mehr auf https://dopo-online.de/

„Dazu war das immer ehrenamtlich, Kohle blieb nie hängen“, stellt Möller klar, „es musste immer nur so viel über sein, dass die nächste Ausgabe produziert werden konnte. Wir haben kulturelle und soziale Initiativen unterstützt, wie die ,Flotte’ oder die Jugend der Langendreerer Basketballer“.

Und wenn weniger Anzeigen reinkamen „oder wenn im Sommer Flaute war, dann gab’s eben auch mal nur 20 Seiten“.