Bochum.

„Glück auf!“ Der bergmännische Gruß darf nicht fehlen, als Ellen Teuber im Bergbaumuseum willkommen geheißen wird. Für die WAZ-Interviewreihe hat sich die Leserbeirätin ein Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff gewünscht. Der Direktor („Ich richte mich noch ein“) bittet in sein erstaunlich schmuckloses Büro. Die nächsten 75 Minuten indes legen Zeugnis ab von der Leidenschaft und Hingabe, die den 57-jährigen Chemiker mit „seinem“ Museum verbinden.

Welche Ziele haben Sie sich als neuer Direktor gesetzt?

Stefan Brüggerhoff: Dieses Haus ist seit 80 Jahren ein Lehrbuch des Bergbaus, weithin bekannt und geschätzt. Opa erklärte dem Enkel seinen früheren Arbeitsplatz. Wir wollen und werden diesen Markenkern erhalten. Doch: Die Klientel verändert sich. Immer mehr Menschen sind nicht mehr mit dem Bergbau vertraut. Nicht mehr der Opa, sondern wir müssen stärker erklären, was Bergbau bedeutet, für die Vergangenheit ebenso wie für die Zukunft. Es darf nicht der Eindruck entstehen, wir seien ein verklärendes Heimatmuseum. Das globale Thema Rohstoffe nimmt eine zentrale Bedeutung ein – und damit unsere Aufgabe als Forschungsmuseum.

Viele Leserinnen und Leser wissen vielleicht gar nicht, dass das Bergbaumuseum in Bochum neben den Bergbauexponaten auch Forschung betreibt.

Brüggerhoff: Tatsächlich ist nicht ausreichend bekannt, dass wir – unter anderem neben dem Deutschen Museum München – eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft sind. Wir unterhalten Forschungsprojekte weit über die Steinkohle hinaus, untersuchen weltweit Materialien aus der Stein- und Bronzezeit oder dem Mittelalter. Diese Arbeit, die oft hinter verschlossenen Türen geleistet wird, wird zunehmend in das Museum integriert und in Sonderausstellungen gezeigt, wie derzeit in der Schau „Unbekanntes Kasachstan“, in der die hohe technologische Entwicklung dieses Landes und seiner Menschen dokumentiert wird.

Gibt es Planungen für weitere Sonderausstellungen?

Brüggerhoff: Ja. Dabei will ich die Taktung erhöhen und auch bestehende Ausstellungen nach Bochum holen. Ab dem 20. September beschäftigt sich die Ausstellung „Zukunft Leben“ mit der demografischen Entwicklung und Migration im Revier. Im Dezember folgen die Ausstellungen „Wertvolle Erde“ und „Orient und Okzident – Silbergewinnung und -nutzung im Mittelalter“.

Warum sollten junge Leute das Bergbaumuseum besuchen?

Brüggerhoff: Unser Haus schafft ein Bewusstsein für Rohstoffe. Das ist bei jüngeren Menschen oft wenig ausgeprägt. Beispiel Handy: Die Jugend nutzt moderne Technologie, versteht sie aber nicht mehr. Rohstoffgewinnung, Recycling und Energieverbrauch werden ausgeblendet. Wir verstehen uns nicht als „Bildungsanstalt“. Aber wir wollen dazu beitragen, das eigene Verhalten und die Wertschätzung bei der Nutzung von Rohstoffen bewusster zu machen – dank neuer Medien durchaus auch mit Spaß.

Der Steinkohlenbergbau läuft 2018 aus. Hat das Auswirkungen auf das Bergbaumuseum?

Stefan Brüggerhoff: Mehr denn je kommt uns die Aufgabe zu, das Gedächtnis des deutschen Steinkohlenbergbaus zu sein und die technischen und sozialen Entwicklungen zu dokumentieren.
Die Finanzierung wird sich ändern. Voraussichtlich wird die Trägerschaft von der RAG auf die RAG-Stiftung übergehen. Die Gespräche laufen.