Bochum.
Die Zeiten ändern sich und das Deutsche Bergbau-Museum mit ihnen – sogar im doppelten Sinne. Wenn zum 1. Mai Dr. Stefan Brüggerhoff (56) die Nachfolge von Prof. Dr. Rainer Slotta (65) als Direktor dieses weltweit größten Bergbaumuseums antritt, läutet er damit einen aufwändigen Wandel in Darstellung und Zielrichtung dieser Institution ein. Für rund zwei Millionen Euro entsteht in acht Hallen eine neu konzipierte Dauerausstellung, die nach neuesten Museumskonzepten die Entwicklung des Bergbaus von den steinzeitlichen Anfängen bis zur Gegenwart präsentieren wird.
Einen ersten Eindruck können sich die Besucher bereits vom kommenden Sonntag an machen. Von da an lässt die komplett umgemodelte Halle 11 des Museums erahnen, was die Stunde geschlagen hat. „Bergbau heute – wozu?“ zeigt auf einer Fläche von knapp 300 Quadratmetern multimedial und museumspädagogisch optimiert einen Strauß von Dingen, die auf den ersten Blick mit Bergbau rein gar nichts zu tun haben.
Museum der Top-Liga
Es dreht sich ein VW Polo auf Plattform, mit freigelegten Innereien, an der Decke tickt ein überdimensionales Uhrwerk und gleich gegenüber blubbert in Plexiglasröhren Museums-Kerosin, -Benzin oder -Kunststoff. Was passiert, wenn an den Sperrventilen gedreht wird, muss der Besucher schon selbst herausfinden. Umgesetzt hat das Konzept der erfahrene Diplom-Objektdesigner des Museums, Detlef Wölfel „Wir zeigen in den verschiedenen Bereichen, was im heutigen Alltag alles aus dem Bergbau kommt.“ Der überwiegende Teil der Präsentation wurde in der eigenen Werkstatt hergestellt. So ganz nebenbei erfährt der Neugierige, dass etwa ein 49-jähriger Mensch in seinem bisherigen Leben bereits 248 Pakete Speisesalz, also immerhin mehr als 124 Kilogramm, vertilgt hat.
Der scheidende Direktor Prof. Slotta nutzte die Gelegenheit, um auf die Entwicklung der letzten Jahre einzugehen. Slotta, der bereits 1974 zum Bergbaumuseum kam, und es seit 1987 leitet, erinnerte an die großen Sonderausstellungen und den auf seine Initiative hin verwirklichten Neubau „Schwarzer Diamant“. „Heute gehört das Haus zu den acht deutschen Forschungsmuseen.“ Es spielt in einer Liga mit dem Deutschen Museum München oder dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz.
Für die Zukunft will Slotta, der unter anderem auch die Traditionsvereine (Knappentag, Bergparade) ans Museum heranführte, dem Museum weiterhin zuarbeiten: „Man hat mir einen kleinen Raum zugewiesen, übrigens das ehemalig Schlafzimmer des Hausmeisters“, frotzelte er gut gelaunt. Sein Nachfolger will den Forschungsschwerpunkt des Hauses weiter ausbauen. Ihm obliegt es nun, das bereits von ihm mitentwickelte Konzept eines zentralen Kernrundgangs, dessen erster Teil erwähnte neue Halle ist, weiterzuentwickeln: „Natürlich blenden wir kontroverse Themen nicht aus.“