Bochum. Um im Notfall effizienter zu helfen, setzt das Bergmannsheil Bochum eine Simulationspuppe ein. Darauf baut auch die HSG: „Frühchen“ Paul ist da.

Ein Motorradfahrer wird nach einem Unfall mit schwersten Verletzungen in die Notaufnahme eingeliefert. Jetzt sind Teamarbeit und Tempo gefragt. Jeder Eingriff, jeder Handgriff muss sitzen. Damit das im Ernstfall klappt, hat das Bergmannsheil in Bochum ein neues Trainingsprogramm gestartet. Wichtigster „Mitarbeiter“: eine Simulationspuppe.

Er kann sprechen und atmen, hat Blutdruck und Puls, man kann ihm Medikamente verabreichen, sogar der Schweiß bricht ihm aus: Der Dummy, den die Uni-Klinik im Einsatz hat, kommt einem echten Patienten dank ausgefeiltem Technik-Innenleben verblüffend nahe. Doch nicht nur deshalb finden angehende Ärztinnen und Ärzte bei ihren Übungseinheiten realistische Bedingungen vor. „Wie im Schockraum einer Notaufnahme sind auch alle nötigen Geräte wie Monitoring, EKG und Beatmungssystem vorhanden“, teilt die Klinik mit.

Bergmannsheil in Bochum: Atmung wird zuerst untersucht


„Bei der Versorgung von Schwerstverletzten kommt es ganz entscheidend darauf an, den Zustand der Patienten möglichst schnell und genau abzuklären und umgehend die richtigen Behandlungsschritte einzuleiten“, sagt Dr. Emre Yilmaz von der Chirurgischen Universitätsklinik. Die speziellen Trainingsräume, „Skills Lab“ genannt, böten dazu die bestmöglichen Voraussetzungen. 

Mithilfe der „intelligenten“ Puppe stellen die Mediziner zunächst sicher, dass die Atemwege frei sind. Danach werden der Kreislauf überprüft sowie innere und äußere Blutungen abgeklärt. Auch mögliche Schädigungen des Zentralen Nervensystems werden untersucht. Schließlich wird der „Patient“ vollständig entkleidet, um keine Verletzungen zu übersehen.

Pilotprojekt soll dauerhaft eingerichtet werden

Zehn Studenten absolvierten die Trainingseinheit zum Auftakt. „Die Resonanz war durchweg positiv“, berichtet das Bergmannsheil und plant, das Simulationstraining künftig regelmäßig anzubieten.

„Paul“ heißt die Frühchen-Simulationspuppe an der Hochschule für Gesundheit in Bochum
„Paul“ heißt die Frühchen-Simulationspuppe an der Hochschule für Gesundheit in Bochum © Unbekannt | HSG Bochum

Der Bedarf ist erschreckend groß – allein bei den Motorradfahrern, um die es zum Start des Pilotprojekts ging. In Bochum kommt es rein rechnerisch alle drei Tage zu einem Krad-Unfall (127 waren es 2019). Vielfach müssen die Fahrer mit schweren Verletzungen in Kliniken behandelt werden.

„Paul“ ist neu an der HSG in Bochum


Auch die Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum setzt auf lebensechte Lehre. „Paul“ heißt eine Puppe, die als Frühgeborenen-Simulator dient. Hebammen-Wissenschaftlerin Prof. Martina Schlüter-Cruse lobt die Neuanschaffung: „Frühgeburten stellen besondere Anforderungen an die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Akteure.“ „Paul“ erweitere die Kompetenzen und Kenntnisse der angehenden Hebammen bei der Versorgung von „Frühchen“, deren Zahl stetig zunimmt.

„Paul“ ist eine Nachbildung eines in der 28. Schwangerschaftswoche frühgeborenen Kindes mit einem Gewicht von 1000 Gramm. „Nicht nur die Haut fühlt sich wie die eines Frühgeborenen an, sondern Paul kann auch atmen und stöhnen. Durch die Nachbildung seiner Atemwege ist auch eine Intubation möglich“, berichtet die HSG.