Bochum. Die Hochschule für Gesundheit in Bochum experimentiert mit kreativen Lernformen. Es gibt neue Herausforderungen für Studierende und Dozenten.
Während die Innenstadt wieder zum Leben erwacht, sind die Bochumer Hochschulen weiterhin geschlossen. Wer die Gebäude der Hochschule für Gesundheit (HSG) betreten möchte, muss sich vorher beim Wachdienst anmelden. Dozenten und Dozentinnen überlegen sich kreative Lehrmöglichkeiten, um den Studierenden das Lernen im Homeoffice zu erleichtern. Obwohl die Hörsäle der HSG erst einmal leer bleiben, wird im sogenannten Skills-Lab weiterhin praktisch gearbeitet - nur eben per Video.
Normalerweise üben Studierende dort Alltagssituationen der Pflege. Da sie derzeit nicht in in dem Raum der Hochschule üben können, haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter das Skills-Lab zu einem kleinen Filmstudio umgestaltet. Mehrere Kameras zeichnen auf, wie die Leiterin des Skills-Lab, Julia Schumacher, den Verbandswechsel an der Puppe vorbereitet. Für die Demonstration trägt sie Haube, Kittel und Handschuhe - es herrschen also ähnliche Bedingungen wie an einem echten Pflegebett. „Es ist schon eine Herausforderung, die richtige Perspektive zu finden, damit wir Studierenden auch Nahaufnahmen zeigen können", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin, Melanie Schnellhoff. Nach dem Dreh wird das Video vertont, geschnitten und den Studierenden zur Verfügung gestellt.
Videokonferenzen und Selbststudium werden kombiniert
Das gelernte Wissen sollen sie dann in den praktischen Studienphasen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen unter Anleitung anwenden. Neben dem Selbststudium mit Videos und Lehrmaterialien finden regelmäßg Videokonferenzen statt. „Wir können Studierende in Untergruppen einordnen. Man merkt, dass es ihnen gut tut, wenn sie sich austauschen können", berichtet Professor Markus Wübbeler vom Department für Pflegewissenschaft. Er versucht durch den Einsatz verschiedener Lehrmethoden, wie zum Beispiel einer App, mit der man digital durch den Körper reisen kann, für möglichst viel Abwechslung zu sorgen.
Doch die kurzfristige Umstellung auf ein rein digitales Semester habe anfangs sowohl für Studierenden als auch Lehrenden für Herausforderungen gesorgt. „Man merkt schon, dass das selbstorganisierte Lernen nicht allen direkt leicht fällt", sagt Wübbeler. Der Austausch in der Gruppe fehlt: „Das fängt schon bei der Organisation der Prüfung an". Zusätzlich reiche nun ein Collegeblock, mit dem man sich Notizen während eines Seminars macht, nicht mehr aus. „Die Studierenden müssen Hardware und Software zum Laufen bringen", betont Wübbeler. Ein funktionierendes Mikrofon und ein guter Internetanschluss seien für die Videokonferenzen besonders wichtig. Auch gängige Office-Programme kommen nun häufiger zum Einsatz.
Doch den Rückmeldungen der Studierenden zufolge gibt es auch Vorteile bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden. Wübbeler: „Jetzt sind noch mehr Dinge dokumentiert. In den Seminaren wurde sonst viel mitgeschrieben." Jetzt können Aufzeichnungen auch zu späteren Zeitpunkten nochmal genutzt werden. Die Erstellung von Materialien sei laut Wübbeler für die Dozenten ebenfalls eine Umstellung - insbesondere das Sprechen vor der Kamera sei eine neue Situation. „Man wird zu einer Art Medienkörper", beschreibt er. Das falle nicht allen auf Anhieb leicht.
Präsenzlehre könnte sich nach der Corona-Pandemie ändern
Für die Vorbereitung und die Aufzeichung von zwei Vorlesungen brauche er einen halben bis ganzen Tag. Ein Vorteil sei, dass die Videos mehrfach eingesetzt werden könnten. Trotz einiger Herausforderungen freue er sich über die Weiterentwicklung der Lehre. „Ich finde, dass man jetzt ein bisschen mutiger sein kann", sagt der Professor. „Ich würde gerne auch später mehr digitale Elemente in die Präsenzlehre einbinden". Er ist davon überzeugt, dass sich durch die Corona-Pandemie die Präsenzlehre verändern wird.
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