Bochum. 200 Beschäftigte will Eisenbahnzulieferer Wabtec aus Bochum entlassen. Gewerkschaft und Betriebsrat lassen die Zahlen des Unternehmens prüfen.

Der Schock sitzt tief. Von zwei Dritteln seiner Belegschaft in Bochum will sich der Eisenbahnzulieferer Wabtec bis Ende 2023 trennen. Das hat er den Beschäftigten Ende vergangener Woche offenbart.

Betriebsrat und IG Metall beraten weiteres Vorgehen

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Nun herrscht Aufregung unter den Mitarbeitern; zumal Wabtec erst Ende 2020 aus Witten nach Bochum umgezogen ist. In dem größeren und moderneren Betrieb am Wissens- und Wirtschaftsstandort Mark 51/7 im Stadtteil Laer sollten „höchste Produktivitäts- und Qualitätsstandards sowie eine zukunftsorientierte Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeiter“ geschaffen werden, wie es bei der Grundsteinlegung des Werks im Februar 2020 hieß.

Der emeritierte Wirtschaftsprofessor Heinz-Josef Bontrup (links) soll im Auftrag von IG Metall und Betriebsrat die Zahlen von Wabtec Bochum prüfen. Mathias Hillbrandt (rechts), Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Witten, war ebenso wie die Wabtec-Belegschaft überrascht von der Ankündigung des Unternehmens, sich von 200 seiner 300 Mitarbeiter zu trennen.
Der emeritierte Wirtschaftsprofessor Heinz-Josef Bontrup (links) soll im Auftrag von IG Metall und Betriebsrat die Zahlen von Wabtec Bochum prüfen. Mathias Hillbrandt (rechts), Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Witten, war ebenso wie die Wabtec-Belegschaft überrascht von der Ankündigung des Unternehmens, sich von 200 seiner 300 Mitarbeiter zu trennen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Betriebsrat und IG Metall haben sich am Dienstag getroffen, um über das weitere Vorgehen gegenüber der Geschäftsführung zu sprechen. Die hatte angekündigt, bis Ende des Jahres die Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung abzuschließen. Ziel von Wabtec sei es, „gemeinsam sozialverträgliche Lösungen für alle betroffenen Mitarbeitenden zu entwickeln“ – mit Interessenausgleich, Sozialplan und Transfergesellschaft.

Wirtschaftswissenschaftler soll Zahlen prüfen

Gewerkschaft und Betriebsrat geht das zu schnell. „Wir werden jetzt erst einmal das ökonomische Verhalten des Unternehmens prüfen“, sagt Mathias Hillbrandt, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper. Sie ist nach dem Umzug von Wabtec für eine Übergangszeit immer noch für das einst Wittener Unternehmer zuständig. Erst im Laufe des kommenden Jahres soll der Übergang zur IG Metall Bochum erfolgen, so deren Erste Bevollmächtige Ulrike Hölter.

Mit der Prüfung der angekündigten Entscheidung, die Wabtec-Produktion von Bochum nach Italien und Indien zu verlegen, haben IG Metall und Betriebsrat einen Experten beauftragt, den Wirtschaftswissenschaftler Heinz-Josef Bontrup. Der emeritierte Hochschulprofessor hat auch eine „Bochumer Vergangenheit“. Von 1990 bis 1995 war er Arbeitsdirektor und Personalvorstand der Stahlwerke Bochum AG; damals ein Thyssen-Tochterunternehmen.