Bochum. Die Not ist groß in Indien. Corona setzt dem Land sehr zu. Auch in Bochum wird die Lage mit Sorge verfolgt. Es gibt viele Kontakte – und Hilfe.
Corona hält die ganze Welt in Atem, ein Land derzeit aber ganz besonders: Indien. „Es ist eine Katastrophe, meine Landsleute leiden sehr,“ berichtet Masoom Sayed von der deutsch-indischen Gesellschaft in Bochum. Er telefoniert täglich mit der Heimat, mit Familie und Freunden. „Die Not ist groß,“ sagt Sayed, der sich sehr über die Unterstützung seines Landes aus Deutschland freut, speziell auch aus Bochum.
Bochumer verfolgen Corona-Not in Indien mit großer Sorge – und helfen
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„Wir sind für die Hilfe von ganzem Herzen dankbar,“ sagt Masoom Sayed. Es sei wirklich beängstigend, was in Indien vorgehe. Sayed bestätigt, was viele aus den Nachrichten wissen: Die Krankenhäuser sind überfüllt, überall fehlt es an Sauerstoff. Seine Schwägerin sei gestorben, weil sie nicht schnell genug in einem Krankenhaus behandelt werden konnte.
Erschwerend komme nun hinzu, „dass wir nicht wissen, wie wirksam die Impfungen gegen die Corona-Mutation sind“. Und es gibt laut Sayed ein neues Problem in Indien: „Es grassiert derzeit vielerorts der schwarze Pilz (Mukormykose, Anm. d. Red.), der sich vor allem unter Corona-Erkrankten verbreitet. Er befällt insbesondere das Gesicht und ist oft tödlich.“
Auch Anja Sonneborn, evangelische Pfarrerin aus Bochum, verfolgt die Situation in Indien mit großer Sorge. Ihr liegt das Land sehr am Herzen, durch ihre vielen Reisen dorthin, die sie organisiert, hat sie viele Kontakte geknüpft. Unter anderem zu dem Reiseleiter Kaushal Kishor Singh, der vor Ort ein soziales Projekt (Hand in Hand Trust) betreut. Er verwirklicht mit dem Bau eines sozialen Zentrums gerade seinen Traum, Kindern der umliegenden Dörfer Nachhilfe und Förderung zukommen zu lassen und eine Bücherei zur Verfügung zu stellen.
Kalender-Erlös ermöglicht Mauern für einen Unterrichtsraum
Sonneborn hat einen Kalender mit Malereien von ihren Indien-Reisen vertrieben, dessen Erlös in Singhs Zentrum fließt. „Dabei kamen immerhin 5000 Euro zusammen,“ freut sich Sonneborn. „Davon konnten jetzt die Mauern für den Unterrichtsraum gebaut werden.“
Der Bau seines sozialen Zentrums schreite gut voran, sagt Kaushal Kishor Singh. Er habe ja auch Zeit, weil er derzeit nicht als Reiseleiter arbeiten könne. Aktuell ist der 39-Jährige auch eher als Sozialarbeiter gefragt. „Ich helfe der armen und nicht so gebildeten Bevölkerung dabei, Corona-Testtermine zu bekommen und auch dafür zu sorgen, dass die Kosten für Medikamente und Impfungen übernommen werden. Denn das kann sich auf dem Land hier kaum einer leisten.“
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Für Singh ist die Situation in Indien derzeit außer Kontrolle: „Es gibt zu wenig Impfstoff, Medizin, Krankenhausbetten und Sauerstoff.“ Er habe sein Handy Tag und Nacht an, um zu helfen, sagt Singh. „Mit meinem Bruder bin ich ständig auf der Suche nach Sauerstoffflaschen.“
Parallel treibt er den Bau seines sozialen Zentrums voran. „Wenn die Krise vorbei ist, haben die Menschen hier zumindest einen vernünftigen Ort, an dem sie lernen können, wo ihnen geholfen wird.“ Im Norden von Indien will Singh noch ein weiteres soziales Zentrum für Kinder aus verarmten Verhältnissen schaffen.
Speziell um die Kinder in Indien geht es auch Rita Römert-Steinau und dem Bochumer Verein „Chance auf Leben“. Seit 18 Jahren unterstützen die Ehrenamtlichen in erster Linie sozial benachteiligte Frauen und Mädchen, bieten Patenschaften an und schicken Hilfspakete.
Hilfspakete finanzieren
Wer den Verein „Chance auf Leben“ unterstützen möchte, kann zum Beispiel Patenschaften übernehmen und/oder Hilfspakete finanzieren: Ein Paket mit Nahrungsmitteln kostet 10 Euro, eines mit Hygieneartikeln 20 Euro.Kontaktdaten: Tel. 0234/ 30 76 55 88, info@chanceaufleben.de, www.chanceaufleben.de . IBAN: DE30 4307 0024 0101 9298 00, Steuer-Nummer 350/5702/4924 (ohne Gewähr).
Eine Unterstützung, die jetzt wichtiger denn je ist, weiß die Vorsitzende Rita Römert-Steinau. „Die Schulen sind geschlossen, viele Menschen haben keine Arbeit und somit kein Geld, um sich Essen zu leisten.“
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Deshalb werden jetzt wieder Pakete nach Indien geschickt, diesmal auch an Jungen – je 340 mit Nahrungsmitteln (u.a. Reis, Mehl, Öl) und mit Hygiene-Artikeln (u.a. Fieberthermometer, Masken, Desinfektionsmittel). „So ein Paket reicht etwa für einen Monat,“ weiß Römert-Steinau.
Sie hofft auf weitere finanzielle Unterstützung für ihren Verein, gerade jetzt. „Förderung und Entwicklung vor Ort sind durch Corona stark zurückgeworfen worden. Der Vater eines Patenmädchens ist an Covid-19 gestorben. Das sind schlimme Schicksale, die wir in unseren vielen Telefonaten mitbekommen.“