Bochum-Langendreer. Seit Sonntag erinnert ein „Ghostbike“ in Bochum-Langendreer an den Unfalltod einer Radfahrerin (60). Es ist bereits das dritte in Bochum.

Auf Betreiben der Bochumer Fahrradinitiative „urbanradeling.de“ wurde am vergangenen Sonntag ein sogenanntes Ghostbike im Stadtteil Langendreer aufgestellt. Das weiß lackierte Fahrrad soll an den Tod einer 60-jährigen Radfahrerin aus Gelsenkirchen erinnern, die am 29. September auf der Alten Bahnhofstraße von einem abbiegenden Kleintransporter überrollt wurde und eine Woche später ihren Verletzungen erlag.

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Die genauen Umstände des Unfalls sind noch unklar. 30 Radfahrer waren dem Aufruf der Veranstalter gefolgt und hatten sich am Sonntagnachmittag an der Glocke vor dem Bochumer Rathaus versammelt, um von dort zu einer stillen Gedenktour zum Unglücksort aufzubrechen. Begleitet wurde der Fahrradkorso von der Polizei.

Veranstalter appellieren an die Stadt Bochum

Nach der Ankunft der Radler an der Unfallstelle befestigten Jutta Schröder und Jens Eschmann von „urbanradeling.de“ das mit Gedenktäfelchen versehene Geisterfahrrad an einem Baum. Auch einige Anwohnerinnen, Anwohner und Passanten nahmen an der Andacht für die Verstorbene teil.

Neben der Erinnerung an das Unfallopfer soll das „Ghostbike“ auch auf die aus Sicht der Veranstalter unzureichende Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer in Bochum aufmerksam machen. So beklagten die Organisatoren nicht nur den Verlust der Radfahrerin, sondern appellierten zugleich an die Bochumer Stadtverwaltung, mehr für die Sicherheit im Straßenverkehr zu tun.

Bessere Markierungen sollen Parken verhindern

„Niemand erwartet an einem solchen Tag eine detaillierte Ansprache zur Verkehrssicherheit. Aber jeder Tote oder Schwerverletzte ist einer zu viel und sollte Anlass dazu geben, die Bedingungen für Radfahrer in der Stadt zu verbessern“, sagt Jens Eschmann.

In Begleitung der Polizei radelten die Teilnehmer der Fahrradinitiative „urbanradeling.de“ im Korso vom Rathaus nach Langendreer, mit im Gepäck das „Ghost-Bike“.
In Begleitung der Polizei radelten die Teilnehmer der Fahrradinitiative „urbanradeling.de“ im Korso vom Rathaus nach Langendreer, mit im Gepäck das „Ghost-Bike“. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Gut sichtbare Markierungen an Vorfahrtsstraßen oder Poller, die verhindern, das Autos in schwer einsehbaren Kreuzungsbereichen parkten, könnten seiner Meinung nach dazu beitragen, dass derartige Unfälle in Zukunft nicht mehr passierten.

Mehr Unfälle mit Zweirädern

In Bochum nimmt die Zahl der Verkehrsunfälle mit Fahrrad- oder E-Bike-Beteiligung seit Jahren stetig zu. Im Jahr 2020 verunglückten 313 Radfahrer im Bochumer Stadtgebiet. 2019 waren es noch 243. Die Polizei Bochum erklärt diese Entwicklung in ihrer letzten Verkehrsunfallstatistik mit der wachsenden Beliebtheit von Elektrofahrrädern. Gleichzeitig fehle vielen E-Bikern jedoch gerade am Anfang die notwendige Übung. Zum Glück gehen die wenigsten Unfälle tödlich aus. (Quelle: Verkehrsunfallstatistik 2020, PP Bochum)-Die 2014 ins Leben gerufene Fahrradinitiative urbanradeling.de setzt sich dafür ein, Bochum fahrradfreundlicher zu machen. Dazu organisieren die Mitglieder Demos oder beteiligen sich an überregionalen Aktionen, die auf die Interessen des Radverkehrs aufmerksam machen sollen.

Auch Gerlinde Ginzel vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wünscht sich, dass die Stadt mehr unternimmt, um die Situation für Fahrradfahrer zu verbessern. „Eigentlich habe ich mich immer sicher gefühlt. Ein Unfall wie dieser zeigt allerdings, dass dieses Gefühl trügerisch ist“, sagt sie.

Tödliche Unfälle beim Abbiegen

Das in Langendreer aufgestellte „Ghostbike“ ist bereits das dritte im Bochumer Stadtgebiet. Anfang August 2016 wurde ein Radfahrer in Wattenscheid von einem Sattelschlepper erfasst und verstarb. Im Oktober 2019 kam es in Bochum-Gerthe zu einem tödlichen Unfall eines E-Bike-Fahrers aus Herne, der auf einer Kreuzung mit einem Pkw zusammenprallte.

Für Jutta Schröder von der Fahrradinitiative ist auffällig, dass die verunglückten Fahrradfahrer alle auf ähnliche Art und Weise ums Leben kamen. „Die drei Unfälle sind alle beim Abbiegen der beteiligten Autos entstanden“, erklärt sie. „Hier muss die Stadt tätig werden und überlegen, was man tun kann, damit sich so etwas nicht wiederholt“.

Nach einer Schweigeminute für die verstorbene Gelsenkirchenerin zündeten die Teilnehmer zum Abschluss der Gedenkveranstaltung weiße Grablichter an und platzierten sie rund um das „Ghostbike“. Alle hoffen, dass es das letzte war, das sie aufstellen mussten.