Bochum-Innenstadt. An der Max-Grewe-Straße wurden Bäume gefällt, um Platz zu schaffen für Wohnungen und eine Tagespflegeeinrichtung. Kritik im Bezirk Bochum-Mitte.

Nicht nur bei Bürgerinnen und Bürgern wächst der Unmut über das Fällen von Bäumen. Auch die Politik zieht zunehmend in Zweifel, ob das Abholzen für neue Bauvorhaben immer in der beantragten Größenordnung sein muss. Jüngster Fall: An der Max-Grewe-Straße stehen sechs Bäume einem Wohngebäude im Weg.

Dort sollen 29 Wohnungen und eine Tagespflegeeinrichtung entstehen. Die sechs Bäume fallen unter die Baumschutzsatzung der Stadt. Christiane Laschinski (SPD) zeigte sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Mitte verwundert. „Wir sind allzu schnell beim Fällen dabei. Es sollte künftig abgewogen werden zwischen den Interessen der Investoren und den Anforderungen des Klimaschutzes.“

Bochumer Politik will mehr einbezogen werden

So könnte kleiner gebaut werden, damit weniger Bäume für ein Bauvorhaben fallen müssten. Die Politik wolle mehr einbezogen werden und nicht nur lapidare Mitteilungen erhalten. „Es kann nicht sein, dass wir zu Baumfällungen immer Ja sagen.“ Die Bezirksvertreterin forderte einen Ortstermin, bevor die Bäume abgesägt werden. Ihr Fraktionskollege Holger Schneider aber wusste zu berichten: Ein Ortstermin ist hinfällig, die Bäume sind bereits weg.

CDU-Fraktionschef James Wille nannte die Forderung der Interessensabwägung „fraglich“: Es handele sich um das Eigentumsrecht des jeweiligen Grundstücksbesitzers, da könne die Stadt nicht eingreifen. In keinem Fall aber sollte die Politik soweit gehen, dass Grundstücke nicht bebaut werden können, weil dort Bäume stünden.

Es fehlen Hunderte von Straßenbäumen

„Wir müssen uns darüber Gedanken machen, ob wir bestimmte Dinge verhindern. Uns fehlen Hunderte von Straßenbäumen. Wenn ein Investor Ausgleichszahlungen statt Neuanpflanzungen leistet, könnten mehr Straßenbäume mit dem Geld gekauft werden.“ Auch im Stadtpark seien seit dem Sturm „Ela“ bis heute viele Bäume nicht ersetzt worden.

David Schnell (SPD) erinnerte daran, dass für den Bau eines Klärwerks an der Hordeler Heide vor Jahren ein kompletter Wald entfernt worden war. Weil es an Flächen im Bezirk Mitte fehlte, wurde ein neuer Wald in Herne angepflanzt. „Straßenbäume waren somit auch nicht möglich.“

Eigentümer überzeugen

Karsten Finke (Grüne) warf ein: „Wir wollen vorher wissen, was passiert. Denn manchmal können Eigentümer überzeugt werden, mehr Bäume stehen zu lassen.“

Für den Neubau Max-Grewe-Straße muss der Bauherr als Ersatz 19 Bäume neu pflanzen; nach dessen Angaben sollen neun auf dem Fällgrundstück gepflanzt werden, jeweils fünf auf den Grundstücken Herrensiepen 2 und Breite Hille 27.

Naturschutzgebiet soll wachsen

Das Naturschutzgebiet Am Blumenkamp – zwischen Hordel und Günnigfeld – soll erweitert werden.Die Biologische Station östliches Ruhrgebiet ist zuständig für die Naturschutzfläche. Sie schlägt vor, sie Richtung Westen zu vergrößern und somit den ökologischen Wert zu steigern.

Neuanpflanzungen in Unterhordel

Grüner soll es in Unterhordel werden: Hier plant die Stadt, an der Straße Am Lakenbruch und Hannoverstraße leere Baumscheiben (nach Ela) im kommenden Herbst/Winter neu zu bepflanzen.

Straßenbäume fehlen auch im Riemker Neubaugebiet Am Wiesenstück und am Mühlenbach. Darauf machte die SPD-Fraktion aufmerksam. Die Stadt erklärt nun: Insgesamt sollen dort 20 neue Bäume gepflanzt werden, und zwar zeitnah.