Bochum. Der SGV Bochum-Süd bietet trotz Corona wieder eine Wanderung an – aber nur für Geimpfte. Das sorgt für Ärger. So gehen andere Wandervereine vor.

Es war nur eine kleine Meldung in der WAZ, doch sie schlägt hohe Wellen. Der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) Bochum-Süd lädt an diesem Samstag (22.) zu einer geführten Wandertour ein. Es geht von Sythen über Hausdülmen zurück nach Sythen. Allerdings nur für „alle fertig geimpften Mitglieder“, so steht es in der Pressemitteilung, und für geimpfte Gäste. Das sorgt nun für Kritik.

Bochum: Unmoralisch? Kritik an Wandertour für Geimpfte

„Wie kann so etwas sein?“, fragt eine Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte, schimpfend im Telefonat mit der WAZ-Redaktion. „Das ist all denen ungerecht gegenüber, die bisher noch nicht das Glück hatten, geimpft zu werden.“ Sie findet das Vorgehen des SGV Bochum-Süd „total unmoralisch“.

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Auch WAZ-Leserin Susanne Kriwett ist sauer. Sie habe gedacht, sie lese falsch, als sie die besagte Meldung in der Zeitung entdeckte. „Da ist mir ja das Essen aus dem Mund gefallen. Hieß es nicht immer, Geimpfte haben keine Vorteile? Wo ist denn die viel beschworene Solidarität?“ Sie befürchtet: „Wenn jetzt die Priorisierung aufgehoben wird, geht das Hauen und Stechen erst richtig los.“

Beim SGV Bochum-Süd zeigt man sich etwas überrascht über die heftige Reaktion. „Wir haben uns ohne böse Hintergedanken dafür entscheiden, wieder Wanderungen anzubieten“, versichert der Vorsitzende Hermann Köner auf WAZ-Anfrage. Man sei einfach nur froh, wieder wandern gehen zu können. Zunächst eben die Geimpften aufgrund der immer noch geltenden Kontaktbeschränkungen innerhalb der Corona-Schutzverordnung. „Die Noch-nicht-Geimpften kommen dann halt später dazu.“

Kneippverein Bochum will mit Wanderungen Mitte Juni starten

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Ungeimpfte seien bei den Wanderungen ohnehin kaum zu erwarten. „Unser jüngstes Mitglied ist über 60“, sagt Hermann Köner, der beim näheren Betrachten einräumt, den Ärger durchaus verstehen zu können. „Wir haben die Pressemitteilung vielleicht ein wenig unglücklich formuliert.“ Selbstverständlich könnten auch Genesene an den Wanderungen teilnehmen. Und vielleicht könne bald ja auch ein tagesaktueller negativer Corona-Test genügen – so wie man ihn für den Friseurbesuch und das Shopping benötigt.

So weit sei man aber noch nicht, stellt Doris Lewitz klar. Sie ist Wanderführerin beim Kneippverein Bochum und lässt das mit den Wanderungen vorerst noch bleiben. Auch, weil sie selbst gerade erst die zweite „Impfe“ bekommen hat und erst nach 14 Tagen als „durchgeimpft“ gilt. „Von daher wird die erste Wanderung des Kneippvereins nach dem Corona-Lockdown frühestens am 12. Juni starten.“ Dann stünde eine Runde von Essen über Haarzopf nach Mülheim an.

Nachweise erforderlich

Auf der Internetseite des SGV Bochum-Süd wird direkt auf die aktuelle Corona-Verordnung hingewiesen, nach der „vollständig Geimpfte und genesene Menschen mit dem Inkrafttreten der Verordnung von den bislang geltenden Kontaktbeschränkungen befreit“ seien.Weiter heißt es: „Alle, die mit uns wandern wollen, müssen die entsprechenden Nachweise mitführen, vorzeigen und sich, wie gewohnt, in eine Liste eintragen.“ Info: www.sgv-bochum-sued.de .

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Auch sie würde dann nach derzeitigem Stand nur mit Geimpften und Genesenen loswandern. „Wir fallen ja unter die Kategorie Sport, da reicht ein negativer Corona-Test für die Teilnahme aktuell nicht aus“, hat sie sich schlau gemacht. Sollten der Inzidenzwert weiter so sinken, ist sie allerdings guter Dinge, dass die Kontaktbeschränkungen bis Mitte Juni wieder gelockert sein könnten.

Doris Lewitz kann verstehen, dass nicht überall gut ankommt, wenn Geimpfte Sonderrechte genießen. Gleichwohl könne allerdings auch niemand etwas für diese Pandemie. „Die Kontaktbeschränkung bedeutet einen Eingriff in unsere Grundrechte, und durch die Impfung ist dieser nicht mehr nötig.“

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Beim SGV Hordel-Bochum sieht man das ein bisschen anders. „Wir halten uns bewusst noch zurück und werden nicht vor August wieder Wanderungen anbieten“, sagt Wanderführer Bernd Schüngel. Er hält es durchaus für diskriminierend, wenn Geimpfte bevorzugt behandelt werden. „Wenn, dann sollten an einer Wanderung auch alle teilnehmen können.“