Bochum. Die Bochumer Straßenszene wächst. Dem will die Stadt Bochum nun mit einem Wohnungsnotfallhilfekonzept begegnen. Das steht drin.

Immer mehr Bochumer haben kein Dach über dem Kopf. Um auf diesen Trend zu reagieren, hat die Stadt das „Wohnungsnotfallhilfekonzept 2022“ entwickelt. Das Maßnahmenpaket wurde am Donnerstagnachmittag im Sozialausschuss nach einer kleinen Änderung einstimmig angenommen, ebenso die Umgestaltung der Notschlafstelle Fliednerhaus.

Bochumer Sozialdezernentin: Phänomen der Wohnungslosigkeit nimmt zu

„Das Phänomen der Wohnungslosigkeit nimmt zu“, so Sozialdezernentin Britta Anger und belegte das mit einer Grafik, die die Bochumer Straßenszene abbildet. Laut dieser waren 2015 noch 340 Bochumer wohnungslos, im Jahr 2019 sogar rund 900 Menschen. Die Zahl der untergebrachten Wohnungslosen lag laut der Grafik 2015 bei 53, 2020 dann bei 265 Personen.

Die Stadt will nun alles daran setzen, dass Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren. „Das Fachteam Prävention soll insbesondere aufsuchende Arbeit leisten und Wohnungsnotfälle bei Zahlungsverzug, verhaltensbedingten Kündigungen und Energiekostenrückständen beraten“, so Anger. Auch die Mietschuldenübernahme sei ein Mittel.

Gericht gibt bei Räumungsklage der Wohnungslosenhilfe Bescheid

„Woher erfahren Ihre Mitarbeitenden denn, dass jemand bald seine Wohnung verliert“, fragte Erika Stahl, sachkundige Bürgerin im Ausschuss. „Über die Schuldnerberatungsstelle, das Jobcenter oder bei einer Räumungsklage das Gericht – das ist dann aber schon recht spät“, erwiderte Anger.

Die Stadt setzt nun auf Streetworker sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Obdachlosen- sowie Asylbewerberunterkünften. Anger betonte, man wolle die Dauer der Unterbringungen verkürzen und Geflüchtete von anderen Wohnungslosen trennen. Mittels des „Clearingverfahrens“ soll die Wohnungslosenhilfe fortan systematisch abklären, welchen Hilfebedarf, Gesundheitszustand, welche rechtliche Situation und Unterbringung die Person habe. Dann werde ihr ein passgenaues Angebot gemacht.

Damit die Menschen eine Wohnung erhalten und behalten, will die Stadt sie reintegrieren. Um ihnen neue Perspektiven zu geben, sollten mobile Betreuung, Trainingswohnungen und das Konzept „Housing First“ vorangetrieben werden. Diese Maßnahmen sind laut Anger aber zum überwiegenden Teil noch nicht etabliert.