Bochum. Die Pandemie stellte Nelli Schauer und ihr Team der Kurzzeitpflege in Bochum-Linden vor große Herausforderungen. „Es hat sich alles verändert.“
Diesen schönen Satz hat sich Nelli Schauer stets besonders zu Herzen genommen: „Ich behandele andere Menschen immer so, wie ich selber gern behandelt werden möchte“, sagt die 44-jährige Altenpflegerin. „Mit Liebe, aber auch mit Respekt.“ Dennoch liegen schwierige Monate hinter der sympathischen Leiterin der Kurzzeitpflege, die zu den Augusta-Kliniken in Bochum und Hattingen gehört.
Die Pandemie hat ihren Mitarbeitern und ihr alles abverlangt, die Einrichtung an der Dr.-C.-Otto-Straße 27 musste über Weihnachten wegen Corona sogar einige Zeit schließen. Doch jetzt hofft Nelli Schauer auf einen halbwegs entspannten Sommer bei sinkenden Infektionszahlen: „Verdient hätten wir das wirklich“, sagt sie.
Schwierige Monate liegen hinter der Kurzzeitpflege in Bochum
Die Kurzzeit- und Tagespflege sind wichtige Angebote für Senioren, die meistens zu Hause leben und dort auch gern so lang wie möglich bleiben wollen. Während sie in der Tagespflege bis in den Nachmittag hinein betreut werden und anschließend zurück nach Hause fahren, bleiben sie in der Kurzzeitpflege teilweise ein Wochenende, manchmal auch mehrere Tage oder Wochen.
„Wenn die Angehörigen in den Urlaub fahren wollen, dann bringen sie ihre Verwandten zu uns, weil sie sie hier gut versorgt wissen“, sagt Nelli Schauer. „Das ist ein bisschen wie in einem Hotel mit Rundum-Versorgung.“ So werden die Senioren hier nicht nur gepflegt, sondern auch geistig auf Trab gehalten. Nicht selten sei die Kurzzeitpflege indes auch als Überbrückung gedacht, bis im Seniorenheim ein Platz frei wird. 24 Pflegeplätze gibt es in Linden, die meist gut belegt sind.
Viele Senioren fühlten sich zunehmend isoliert
An die letzten Monate seit Beginn der Corona-Pandemie denkt Nelli Schauer ungern zurück: „Es hat sich alles verändert. Der Aufwand, den wir betreiben mussten, war immens“, erzählt sie. Dies umfasse neben den verschärften Hygienemaßnahmen auch den sonst eher zwanglosen Umgang mit den Gästen: „Gemeinsam singen, spielen und zusammen beim Mittagessen sitzen, das ging plötzlich alles nicht mehr.“ So habe sich das Leben in der Einrichtung zunehmend auf die Einzelzimmer der Senioren verlagert, die für die plötzliche Isolation nicht immer Verständnis gezeigt hätten: „Wir mussten unglaublich viel erklären, um den Gästen begreifbar zu machen, wie gefährlich eine Ansteckung für sie sein kann. Auch einigen Angehörigen fiel es schwer, das einzusehen.“
So sehr sich Nelli Schauer und ihr Team auch bemühten: Manchen Älteren habe man die zunehmende Einsamkeit auf ihren Zimmern schnell angemerkt. „Die psychische Fitness und auch die Lebensfreude hat bei einigen während der Pandemie spürbar nachgelassen“, sagt sie.
Kleine Schritte hin zur Normalität geben Hoffnung
Erschwerend hinzugekommen sei, dass längst nicht jeder Senior, der neu in die Kurzzeitpflege kam, schon geimpft war: „Das waren wirklich nur die wenigsten.“ Die Pflegekräfte konnten die Zimmer teils nur mit Schutzmasken und Kitteln betreten und seien viel mit umfassender Desinfektion beschäftigt gewesen: „Einige Monate mussten wir nach echt strengen Regeln leben. Das ist Gott sei dank jetzt so langsam vorbei.“
Es seien die kleinen Schritte hin zur Normalität, die den Mitarbeitern in der Kurzzeitpflege gerade Hoffnung geben. „Auch unseren Gästen, die teilweise schon zweimal geimpft sind, merkt man wieder mehr Optimismus an“, sagt sie.
Info: Serie über Corona-Helden endet
Die Augusta-Kurzzeitpflege bietet pflegebedürftigen Personen, die nicht alleine zu Hause bleiben können, vorübergehende Pflege und Betreuung an – etwa nach einem Krankenhausaufenthalt, während der Wartezeit auf einen stationären Pflegeplatz oder bei der Abwesenheit pflegender Angehöriger. Info: 0234 / 51 74 500.
Mit dem Porträt über Nelli Schauer endet unsere kleine Serie mit Corona-Helden. In den letzten Wochen haben wir hier Menschen gezeigt, die sich während der Corona-Krise besonders um ihre Mitmenschen verdient gemacht haben, aber nur selten im Mittelpunkt stehen: etwa Busfahrer, Erzieherinnen und eine Mitarbeiterin aus der Obdachlosenhilfe.