Hattingen. Die Herausforderungen der Tagespflege in der Corona-Zeit beschreibt die neue Leiterin der Tagespflege der Augusta-Kliniken. Was geht, was nicht.

Singen: Das ist im Moment in der Tagespflege der Augusta-Kliniken in Hattingen an der Waldstraße nicht möglich. Aber die neue Leiterin Rauna Buchholz ist froh, dass die durch Corona bedingte Schließung vorbei ist – und Gäste seit dem 3. Mai wieder kommen können.

Die Abläufe allerdings sind andere: „Schon bei der Abholung der Gäste wird auf Symptome geachtet, beispielsweise ob sie husten“, sagt Rauna Buchholz (30). An der Waldstraße bei der Tagespflege angekommen wird dann die Temperatur gemessen, ein Corona-Abstrich für den Test gemacht. Und alles muss natürlich dokumentiert werden.

Tagespflege kann nur weniger Gäste in der Corona-Zeit in Hattingen empfangen

Neun Gäste statt der üblichen etwa zwölf können derzeit nur die Einrichtung besuchen. „Nicht jeder kommt täglich, wir versuchen das so zu schieben und zu puzzeln, dass es passt.“ Und dass auch Angehörige eine Entlastung spüren. Denn sie hat Rauna Buchholz, die im März ihren Job nach der Elternzeit angetreten hat, ebenso im Blick wie die Gäste selbst – und ist jederzeit ansprechbar.

Film-Tipp der Tagespflege-Leiterin

„Demenz ist unheimlich anstrengend – aber das Zusammensein mit den Betroffenen macht Spaß. Man muss sich auf die Welt, in der sie leben, einlassen, sie nicht immer korrigieren“, weiß Rauna Buchholz, neue Leiterin der Tagespflege der Augusta-Kliniken.

Wer sich mit dem Thema Demenz befassen will, dem empfiehlt sie den Film „Mein Vater“ mit Götz George. „Er zeigt gut, wie es Betroffenen und auch den Angehörigen geht, was passiert.“

„Da setze ich auch klare Prioritäten. Kürzlich rief die Frau eines Gastes an und sagte, dass sie für zwei Tage ins Krankenhaus müsse, ob ihr Mann dann kommen könnte. Dann wäre sie beruhigt, weil er dann wenigstens etwas Warmes im Bauch hätte“, berichtet Buchholz. Es möglich zu machen, dass Angehörige sich beruhigt um eigene Gesundheitsbelange kümmern können, weil sie den Partner versorgt wissen, ist ihr Ziel.

Mögliche Aktivitäten sind stark eingeschränkt

Gemeinsam zu backen, zu kochen oder spazieren zu gehen wie vor Corona-Zeiten: Das geht gerade nicht. „Die Aktivitäten sind stark eingeschränkt, aber das Team ist toll und lässt sich viel einfallen“, lobt die in Hattingen lebende examinierte Krankenschwester und Mutter von zwei Kindern die Mitarbeiter. Gleich bei ihrem Dienstantritt im März habe sie gemerkt, dass die Gäste gerne kommen, das Angebot vermissen: „Manche riefen häufiger an und fragten, wann wir wieder aufmachen können. Das ist ja ein gutes Zeichen.“

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Morgens werde derzeit zusammen die Zeitung gelesen, aktuelle Themen würden besprochen. Je nachdem wie fit die Gruppe sei, würde Bingo gespielt. Gedächtnistraining ist ein beliebtes Angebot.

Neue Leiterin führt auch die Warteliste

Das Händedesinfizieren gehört bei den Gästen inzwischen zum Alltag – sie haben sich gut an die Regeln gewöhnt. Rauna Buchholz schwärmt von der Arbeit mit älteren Menschen, für die ihr Herz schon seit Jugendzeiten schlägt. „Mit elf Jahren habe ich angefangen, ehrenamtlich in einem Seniorenheim mit Bewohnern Mensch-ärgere-Dich-nicht zu spielen. Ich hatte irgendwann vor meiner Mutter gestanden und ihr gesagt, dass ich gerne alten Menschen helfen möchte. Sie hatte dann für mich im Seniorenheim nachgefragt.“

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Der persönliche Kontakt zu und mit älteren Menschen und an Demenz Erkrankten ist Rauna Buchholz trotz ihrer Leitungsfunktion immer noch wichtig. Derzeit ist sie zwar als „Neuling“ viel im Büro, arbeitet sich ein, trifft sich auf Zoom mit dem Team, dessen Zufriedenheit sie anstrebt, führt die Warteliste, auf der derzeit neun Namen stehen. Sie hofft aber, bald auch häufiger mit im Gemeinschaftsraum zu sitzen, um die Gäste noch besser kennen zu lernen.