Bochum. Die Wanderung über den 195 Meter hohen Kalwes im Süden von Bochum ist etwas Besonderes. Sie verbindet Naturerleben mit Eindrücken der Großstadt.

Der Süden von Bochum hat viele schöne Ecken, eine der schönsten findet sich abseits des Steinbruchs der alten Zeche Klosterbusch an der Straße Im Lottental. Zwar ist dieser große geologische Aufschluss aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich begehbar. Aber das Waldgebiet drumherum entschädigt mehr als genug.

Gleich neben den verfallenden Zechengebäuden führt ein Wanderweg hinein ins Naturschutzgebiet Klosterbusch und auf den Kalwes. So heißt der „Berg“, den es nun zu erklimmen gilt – tatsächlich misst die Erhebung gerade mal 195 Meter, aber durchpusten muss man beim Anstieg doch.

Herbstspaziergang über den Kalwes im Süden von Bochum

Verschiedene Wege erschließen das Grün, wir halten uns rechts und gewinnen an Höhe. Dicht stehen die Bäume, der Boden ist gesprenkelt mit buntem Laub. Die Stille ist bemerkenswert, man hört manchmal einen Vogelruf, sonst nichts. Und doch könnte man plötzlich erschrecken, denn man passiert unvermittelt den Ort einer Katastrophe. Ein mitten im Wald in den Felsen eingelassenes Sprengstoff-Depot der Zeche Klosterbusch explodierte am Morgen des 13. Januar 1914. Der Krater ist noch zu erkennen, eine Infotafel weist auf das Unglück hin, bei dem zwei Bergleute starben.

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. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Wir halten uns rechts in östlicher Richtung und haben bald den höchsten Punkt des Kalwes erreicht – eine Waldidylle, die es lohnt, mehr als einen Augenblick lang zu verweilen.

Natürliche Barriere zwischen Querenburg und Stiepel

Für den Abstieg eröffnen sich verschiedene Möglichkeiten, etwa entlang des Studierendenwohnheims. In jedem Fall erreicht man bald die Straße „Auf dem Kalwes“, die aus dem Tal hochkommt und die Ruhrhöhen erklimmt; es geht steil bergan. Auf dem Scheitelpunkt bietet ein kleiner Parkplatz Gelegenheit zur Rast. Von hier aus öffnet sich ein toller Blick in die Weite. Im Westen schießen gewaltig die Bauten der Ruhr-Universität in die Höhe, nach Osten kann das Auge bis nach Heven und Langendreer wandern; der Solitär des Knappschaftskrankenhauses ist gut zu erkennen.

Herbstspaziergang

In der Serie „Herbstspaziergänge“ stellt WAZ-Redakteur Jürgen Boebers-Süßmann seine Lieblingsrunden in Bochum vor. Heute: Über den Kalwes von Stiepel nach Querenburg.Anfahrt mit der U35 vom Hauptbahnhof zur Ruhr-Uni. Dort am Busbahnhof weiter mit dem 320er, Richtung Witten Auf dem Wellerskamp, Haltestelle: Botanischer Garten.Der Spaziergang ist mehr eine Wanderung, festes Schuhwerk empfehlenswert. Dauer 1,5 bis zwei Stunden. Schwierigkeit: mittel. Steile Abschnitte beim Anstieg zum Kalwes.

Ein schöner Aussichtspunkt, der sich bereits in Querenburg befindet. Von altersher ist der Kalwes die natürliche Barriere zwischen Querenburg und Stiepel.

In der Luft liegt das Brausen der Autobahn A 43

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Ein Stück die Straße entlang, wartet rechterhand schon das nächste grün eingefasste Dreiecksschild mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet“. Dort zweigt der Weg ins 13 Hektar große Königsbüscher Wäldchen ab, das vor 30 Jahren unter Schutz gestellt wurde. Es gibt Pfade durch das von Eichen und Buchen geprägte Gehölz, durch das ein Bächlein fließt, und in dem der Eichelhäher nistet. Man kann aber auch am Saum des Königsbusches entlang laufen, wo sich große Freiflächen ausbreiten. Wenn der Wind durch das Gras kämmt, mag man sich unter dem hohen Himmel wie auf der Prärie fühlen. Allerdings sind hier keine Mustangs oder Bisons zu besichtigen, dafür zahlreiche Hunde nebst Frauchen und Herrchen. In der Luft liegt das beständige Dröhnen der nahen A 43.

Weiter geht es in Richtung Klärwerk Oelbachtal und besagter Autobahn, deren Brausen immer stärker wird, je weiter man nach Osten vorankommt. Unterhalb des Wäldchens bzw. der Wiesen stößt man auf die Straße „Vor den Teichen“, dort halten wir uns rechts und spazieren nun entlang der Teiche des Oelbachs, einer wichtigen Bochumer Entwässerungslinie, entstanden als Zusammenfluss vom Harpener Bach und Langendreer Bach.

Herbstspaziergang in Bochum: Vom Kalwes aus geht der Blick ins Weite Richtung Witten-Heven.
Herbstspaziergang in Bochum: Vom Kalwes aus geht der Blick ins Weite Richtung Witten-Heven. © Unbekannt | JBS

Bevor der Oelbach auf die Ruhr bzw. den Kemnader See trifft, wird er zu einer Art Mündungsteich aufgestaut. Von der Straße aus kann man das Betonbauwerk in Augenschein nehmen. Gitterzäune sperren die Anlage ab, Betreten verboten! Aber o.k., das hier ist ja schließlich auch kein Badeplatz, sondern ein Durchflussbassin für Haushalts-, Industrie- und Grubenabwässer.

Trubeliges Treiben samt Blechlawine am Kemnader See in Bochum

Wir folgen dem Teichufer und dem Oelbach bis zur Einmündung in den Kemnader See und erreichen damit Bochums beliebtestes Naherholungsgebiet. Der Kontrast zwischen der eben erlebten Waldesstille auf dem Kalwes und dem trubeligen Treiben samt der Blechlawine am See könnte nicht größer sein. Entlang des Hafens Heveney führt der Weg über die Hevener Straße in die Straße Im Lottental. Nach ein paar hundert Metern haben wir den Ausgangspunkt am alten Steinbruch wieder erreicht.

Eine schöne, große Runde, die Aspekte der Naherholung in künstlich geschaffener Landschaft mit authentischem Naturerleben verknüpft.