Bochum. Pünktlich zu Ostern hält der Frühling in Bochum Einzug - auch im Botanischen Garten. Botaniker geben Tipps für die Frühlingspracht.

„Der Wolke gleich, zog ich einher, die einsam zieht hoch übers Land, als unverhofft vor mir ein Meer von goldenen Narzissen stand. Am See, dort wo die Bäume sind, flatterten, tanzten sie im Wind“, so hat es Dichter William Wordsworth auf Englisch einmal gesagt (* Übertragung © Bertram Kottmann)

Wer dieser Tage auf den Botanischen Garten der Ruhr-Universität blickt, der könnte sich an Wordsworths Zeilen erinnert fühlen: Teppiche aus gelb-weißen Narzissen umsäumen den Hauptweg, lilafarbene Kugelprimeln wachsen vereinzelt am Wegesrand, auch die Zierkirschen zeigen ihre hellrosane Blüte.

Bunte Blumenmeere lassen Frühling in den Botanischen Garten Bochum einziehen

„Aktuell blühen rund 20 verschiedene Arten hier im Botanischen Garten“, sagt der wissenschaftliche Leiter Wolfgang Stuppy. Denn auch die Blumenzwiebeln unter der Erde haben gemerkt: Die Temperaturen sind gestiegen, die Sonnenstunden haben zugenommen, Tageslicht lockt sie heraus.

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„Das ganze Farbspektrum ist vertreten. Da kehrt gleich mehr Lebensfreude ein“, sagt Marco Mendrina. Mehr als 1000 Pflanzenarten kennt der technische Leiter des Botanischen Gartens, weiß genau, wann welche treiben, blühen, eingepflanzt werden.

Wegen Corona-Pandemie seit einem Jahr geschlossen

Was für Mendrina „Tulipa daystemon“, „Corydalis“, „Puschkinia scilloides“ oder „Primula veris“ sind, kennt der Volksmund eher unter den Namen kleine Stern-Tulpe, Lerchensporn, Kegelblume oder Schlüsselblume – alles blüht im Botanischen Garten. Besucht werden darf der Botanische Garten aktuell aufgrund der Pandemie allerdings nicht.

„Das bedauern wir sehr“, sagen Stuppy und Mendrina. Denn während beispielsweise der Stadtpark als Parkanlage gilt, ist der Botanische Garten eingefriedet, von einem Zaun umgeben und dürfte deshalb nur mit Maskenpflicht, Kontaktverfolgung und Aufsichtspersonal besucht werden.

Frühling im Botanischen Garten.
Frühling im Botanischen Garten. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Das ist zu viel Aufwand, dafür fehlt uns das Personal“, sagt Stuppy. Zu gerne würde er allerdings wieder mit Besuchern ins Gespräch kommen, ihnen beispielsweise erklären, dass die Schlüsselblume ihren Namen trägt, weil sie im Frühling den „Himmel aufschließt“.

„Das fehlt“, sagt Stuppy. „Man kann aber auch in seinem eigenen Garten oder auf seinem eigenen Balkon theoretisch das ganze Jahr über blühende Blumen haben“, sagt Mendrina. Von Christrosen, Hornveilchen oder Schneeglöckchen im Winter hin zu Tulpen im Frühjahr oder Hängepetunien im Sommer biete die Pflanzenwelt in jedem Monat des Jahres etwas Blühendes.

Obstbäume stehen in den Startlöchern

Wer einen grünen Daumen hat, der kommt jetzt aber voll auf seine Kosten: „Man kann jetzt zum Beispiel alle Zwiebelblumen einpflanzen“, sagt Mendrina. Auch Gemüsesorten wie Sommersalate, Gurken, Paprika oder Tomaten werden jetzt eingesät. „Als nächstes werden Stauden, Gräser und Wiesenpflanzen blühen. Dazu gehören zum Beispiel Mohn, Witwenblumen oder Schafgarben“, erklärt der Botaniker.

Während die Zaubernuss schon fast verblüht sei und die Mahonie gerade das Auge des Pflanzenliebhabers beglücke, könne man sich schon jetzt auf Rhododendron und Kaiserkronen freuen. „Die Obstbäume brauchen noch Zeit. Aber man kann schon jetzt Bärlauch pflücken und daraus Pesto oder Butter machen oder Likör aus Schlehdorn herstellen“, sagt Mendrina.

Klimawandel: Pflanzen blühen immer früher

Was den Botanikern auffällt: „Die Pflanzen blühen immer früher.“ Das hänge mit dem Klimawandel zusammen. „Schädlicher ist das aber vielmehr für Gehölz. Es vertrocknet“, sagen sie.

Nicht alles kann im Botanischen Garten unter freiem Himmel wachsen: Während Leberblümchen von Europa bis Sibirien blühen, Scharbockskraut und Busch-Windröschen sich bis zum Kaukasus finden und die Traubenhyacinthen bis Zentralasien vertreten sind, kommen Fackellilien nur in Südamerika vor. „Sie züchten wir im Gewächshaus“, verrät Mendrina.

Dort lassen sich unter künstlichen Bedingungen auch heimische Frühlingspflanzen vorziehen. Wer sich Pflanzen beim Osterfrühstück wünscht, oder einen Blumengruß zum Fest verschenken möchte, dem raten die Botaniker übrigens: „Lieber Osterglocken, Hyazinthen oder Tulpen im Topf verschenken anstatt als Schnittblumen. Davon hat man viel länger etwas.“