Wie die Jahrhunderthalle von Düsseldorf nach Bochum kam
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Bochum. . Nach dem Ende der Stahlindustire schien die Jahrhunderthalle zu verfallen. Heute ist sie Wahrzeichen der Stadt und Ort für viele Kulturevents.
Wenn man die hell erleuchtete, von Menschen belebte Jahrhunderthalle vor Augen hat – etwa bei Premieren der Ruhrtriennale oder bei der Verleihung der 1Live-Krone – dann kann man sich nur schwer vorstellen, dass es ihr auch mal richtig dreckig ging. Damals, als die Halle noch im Griff der Industrie war, und als Gaskraftzentrale des Bochumer Vereins fungierte. Inmitten von Krach, Rauch und Feuer.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Die Halle, heute Bochumer Wahrzeichen der Industriekultur, wurde 1902 vom Bochumer Verein für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung gebaut. Man traut seinen Augen nicht, wenn man die alten Lithographien sieht, auf denen die Industriehalle hübsch „verkleidet“ und von pittoresken Türmchen umgeben, auf dem Messegelände zu sehen ist.
Eines der ersten Beispiele für zweckbestimmte Architektur
Sie wollte Eindruck machen, war Aushängeschild für die technische Kompetenz und die industrielle Potenz des Bochumer Hüttenwerks. Von der Nähe des Messejahres 1902 zur Jahrhundertwende leitet sich schließlich auch der Name „Jahrhunderthalle“ ab, die, in Düsseldorf demontiert, als Gebläsemaschinenhalle für die Hochöfen des Bochumer Vereins im heutigen Westpark wiederverwendet wurde.
Die riesige Stahlkonstruktion der Halle, die immer wieder für Aha-Effekte sorgt, ist besonders bemerkenswert, weil sie nicht in erster Linie nach ästhetischen Gesichtspunkten, sondern nach ingenieurtechnischen Überlegungen entworfen wurde und damit eines der ersten Beispiele für eine rein zweckbestimmte Architektur darstellt.
Die Jahrhunderthalle ist komplett demontierbar
Da bei der Konstruktion schon sicher war, dass die Halle nicht in Düsseldorf bleiben wird, wurde sie so gebaut, dass sie komplett wieder demontierbar ist. An einigen der Stahlträgern in der Halle kann man sogar noch die Beschriftung lesen, die für die Düsseldorfer Ausstellung dort angebracht worden ist.
Mit dem Niedergang der Bochumer Stahlindustrie begann der Verfall der Jahrhunderthalle; spätestens seit den 1980er Jahren war der unzugängliche Westpark in einen tiefen Schlaf versunken. Erst in den 1990er Jahren wurde die Jahrhunderthalle wiederentdeckt: als Kulturspielstätte, anfangs für den „Bochumer Jedermann“ der Gruppe Stahlhausen Enterprises, später von GMD Eberhard Kloke für Klassik-Aufführungen, dann von der Ruhrtriennale.
2003 wurde der revitalisierten Halle ein verglaster Vorbau verpasst. Seit ihrer Sanierung wird sie für die verschiedensten Veranstaltungen genutzt, für Galas, Messen oder Rock-, Pop- und Klassik-Konzerte. Ein starkes Stück Bochum somit – über die Jahrhunderte hinweg.
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