Bochum. Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs steigt stärker als die Zahl der Radfahrunfälle allgemein. Häufig sind Senioren über 65 Jahren beteiligt.
Die Zahl der Radfahrer, die in Bochum verunglücken, steigt seit Jahren kontinuierlich. Waren es vor sechs Jahren 144 Personen, so registrierte die Polizei 2019 schon 243 Unfälle. Auffällig: Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs (ohne Nummernschild) und E-Bikes (versicherungspflichtig, mit Nummernschild) nimmt stärker zu als die Zahl der Radfahrunfälle allgemein.
Experten sind sich einig: Insbesondere ältere motorisierte Radfahrer sind häufig Opfer von Unfällen. 118 Menschen, die ein Pedelec fuhren, verunglückten 2019 in Deutschland tödlich; 32,6 Prozent mehr als 2018. Dabei stieg der Anteil der Getöteten ab 65 Jahren um 25 Prozent im Vergleich zu 2018.
Zahl der Unfälle mit Pedelecs steigt im Polizeibezirk Bochum deutlich an
Insgesamt macht die Gruppe 65 plus 72 Prozent der Getöteten aus. Mit Bezug auf diese Statistik forderte erst in der vergangenen Woche der Deutsche Verkehrssicherheitsrat von Bund. Ländern und Städten, „den Ausbau einer sicheren Radinfrastruktur entschiedener voranzutreiben“.
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Zwar kann die Bochumer Polizei keine Zahlen verunglückter Radfahrer getrennt nach Altersgruppen vorlegen, der Trend aber ist auch hier eindeutig. Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs stieg im Bereich des Polizeipräsidiums (Bochum, Herne und Witten) von 27 im Jahr 2017 auf 67 in 2019. Auch Unfälle mit Todesfolge gab es darunter. Die Zahl aller Radunfälle stieg im gleichen Zeitraum von 306 auf 413.
Verkehrswacht schult Senioren im Umgang mit dem E-Bike kostenfrei
Bis zum 30. Juni dieses Jahres waren allerdings erst 28 Pedelec-Fahrer in Unfälle verwickelt. „Bedingt durch Corona hatten wir aber im Frühjahr insgesamt weniger Unfälle. Es gab weniger Verkehr auf den Straßen und auch Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, waren im Homeoffice“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.
Ältere Pedelec-Fahrer besonders im Blick hat auch die Bochumer Verkehrswacht. 180 Personen nahmen im vergangenen Jahr an den Kursen des Vereins teil, in dem der sichere Umgang mit dem motorisierten Rad geschult wird. Für Teilnehmer ab 50 Jahren sind diese kostenfrei, Jüngere zahlen 30 Euro.
„Besonders den Wiedereinsteigern fehlt die Erfahrung“, sagt Guido Jabusch. Das Fahren mit Pedelecs unterscheide sich nämlich schon sehr vom normalen Radeln. Auch der Umgang mit den meist guten Bremsen und Ausweichmanöver mit den schweren Rädern müssten geübt werden.
Gelenkschonende Sitzhöhe wird beim Anhalten zum Problem
Eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr ergibt sich laut Jabusch auch durch die Wal einer möglichst gelenkschonenden Sitzhöhe. Diese hat in der Regel zur Folge, dass Fahrer mit den Beinen nicht mehr auf den Boden kommen. Beim Anhalten komme es dann häufiger zum riskanten Abspringen vom Rad. „Im normalen Straßenverkehr muss ich aber häufiger anhalten“, warnt Jabusch.
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Wichtig sei der sichere Umgang mit dem E-Bike auch auf beliebten Strecken wie Erzbahn- oder Springorumtrasse, die auch von Skatern und Fußgängern genutzt werden, und bei schönem Wetter rappelvoll sind. Jabusch: „Ein vernünftiges Miteinander dort bedingt, dass man gut mit seinem Rad umgehen kann.“
Es gibt noch freie Plätze in den Kursen der Verkehrswacht
Von einem E-Bike-Führerschein hält Jabusch trotz der Unfallstatistik nichts. Er setzt auf Einsicht und Aufklärung. „Wir machen Angebote zur Unfallprävention und hoffen, dass diese angenommen werden.“ Letzteres scheint der Fall zu sein. Bis Ende Juli waren alle Kurse auf dem Sportplatz Auf dem Esch in Wattenscheid ausgebucht. An den Zusatzterminen am 4 und 18. August, jeweils von 17.30 bis 19 Uhr, sind noch Plätze frei. Info/Anmeldung: info@verkehrswacht-bochum.de oder 02327/ 838 15 66