Bochum. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich immer mehr Menschen in Bochum einen Hund zugelegt. Wegen Homeoffice und Kurzarbeit haben viele mehr Zeit.
Homeoffice, keine Zeit mehr im Stau verlieren, weniger Hektik draußen im Arbeitsalltag, Kurzarbeit: Das wäre doch eigentlich eine gute Gelegenheit, sich einen Hund anzuschaffen. So haben möglicherweise viele Bochumer gedacht. Die Anzahl der Hunde-Anschaffungen ist in der Stadt rasant angestiegen. Während der Corona-Krise – März bis Oktober – wurden in Bochum knapp 300 Hunde steuerpflichtig angemeldet. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es lediglich 118. Insgesamt sind in Bochum 17.738 Hunde registriert.
VDH-Hundezüchter im Raum Bochum können zurzeit keine Welpen anbieten
Wer jetzt noch einen Hund von einem seriösen Züchter im Raum Bochum haben will, muss Glück haben. Innerhalb der größten deutschen Interessensvertretung der Hundehalter VDH (Verband für das deutsche Hundewesen) sind in Bochum und in einem Umkreis von zehn Kilometern 45 Züchter eingetragen. Bei 36 steht der Hinweis: „Derzeit keine Welpen.“ Bei den Übrigen: „Wurf erwartet“. Bei keinem Einzigen steht: „Welpen abzugeben.“ Man ist sozusagen ausverkauft.
Auch eine Bochumer Hundetrainerin sagt, dass die Kurs-Anmeldungen für Welpen sich zuletzt verdoppelt hätten.
Kakadu wurde in Bochum ausgesetzt
Vor der Tür des „Papageienparks“ am Gersteinring in Bochum ist am vorigen Samstag ein artengeschützter Weißhauben-Kakadu ausgesetzt worden. Ein Unbekannter hat das Tier in einer viel zu kleinen Transportbox dorthin gestellt, wie die Betreiberin des Papageienparks, Heike Mundt , sagt.
Das Tier befindet sich jetzt in Quarantäne . Mittlerweile gehe es ihm gut, es habe sich eingewöhnt.
„Her heißt Rocco sehr liebe Man 7 Jahre“: Dies stand auf einem Blatt Papier, das dem Kakadu beigelegt war. Über einen implantierten Microship wurde ein Tatverdächtiger ermittelt. Er soll mehrere Hundert Kilometer von Bochum entfernt leben und sagt, dass ihm der Vogel wohl gestohlen worden sein muss.
„Die Nachfrage hat enorm zugenommen“, sagt VDH-Sprecher Udo Kopernik. Vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr seien die Anfragen für die – ehrenamtlichen – Hobbyzüchter nicht mehr zu bewältigen und organisieren gewesen. Bis zu 120 Interessenten habe es pro Wurf gegeben.
Viele Welpen werden im Internet bestellt
Kopernik erklärt sich den Run auf Welpen mit drei Umständen: Das nun zwangsweise angeordnete Homeoffice war eine gute Gelegenheit, sich einen schon länger gehegten Wunsch nach einem Hund zu erfüllen. Während der Arbeit könne man ja den Hund mal eben in den Garten lassen. Außerdem hätten wohl Kinder ihren Druck auf die Eltern verstärkt, denn im Frühjahr war ja auch Homeschooling angesagt, weil die Schulen geschlossen waren. Drittens würden jetzt mehr Menschen als vor Corona spazieren gehen und immer wieder auf Hundehalter treffen. Ein Hund spende Emotion und soziale Kontakte. Da überlege wohl so mancher: Vielleicht sollte ich mir auch einen Hund anschaffen?
„Viele Hunde werden demnächst vor dem Tierheim stehen“
Der Zuwachs an Neuanschaffungen in Bochum deckt sich auch mit Zahlen aus anderen Städten in Deutschland. Doch die Entwicklung wird nicht nur begrüßt. Kopernik sagt, dass die Entscheidung für einen Hund für einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren gelte; so lange lebt ein Hund normalerweise. Man könne heute noch nicht absehen, wie sich Corona entwickle. Gibt es Homeoffice noch in einem oder zwei Jahren? Eine Spontan-Entscheidung gehe jedenfalls nicht immer gut. „Viele Hunde werden demnächst vor dem Tierheim stehen.“
Genau das fürchtet Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins, der das Tierheim Bochum betreibt. „Das macht mir ein bisschen Sorge.“
Im Tierheim selbst wurden in der Corona-Zeit allerdings nicht mehr Hunde vermittelt als vorher, allerdings auch nicht weniger, trotz Schließung des Heims für die Öffentlichkeit. „Wir sehen mit Freude, dass die Vermittlung so gut läuft.“ Ganz anders als bei Vermittlungen übers Internet prüft das Tierheim ganz genau, ob der Interessent und seine Lebensumstände geeignet für ein Tier sind. Das funktioniert: Kein einziges Tier wurde in der Corona-Zeit bisher zurück ins Tierheim gebracht.
Nachfrage nach Katzen ist in der Corona-Zeit nicht gestiegen
Bei Katzen ist die Nachfrage in der Corona-Zeit überhaupt nicht gestiegen. So äußern sich sowohl das „Katzenhaus“ in Wattenscheid als auch der Bochumer Tierschutzverein „Tiere in Not“.
Auch der „Papageienpark“ von Heike Mundt am Gersteinring hat in der Corona-Zeit nicht mehr verkauft als sonst. Heike Mundt begründet dies damit, dass man mit Papageien ganz anders kommuniziert als mit Hunden und mit ihnen auch nicht spazieren gehen kann.