Bochum. Für den Klimaschutz werden Bochums Flachdächer immer grüner. Die Stadt fördert Hauseigentümer mit Zuschüssen und macht Gründächer zur Pflicht.
Die Flachdächer in Bochum werden künftig immer grüner werden. Teilweise sollen die Bauherren oder Eigentümer die Flächen freiwillig begrünen, teilweise wird ihnen das vorgeschrieben. Dachbegrünungen sind eines der großen Projekte, die die Stadt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Klimaschutz auf den Weg gebracht hat.
„Das Thema Dachbegrünung bekommt immer mehr Fahrt und wird bei künftigen Bauprojekten geprüft und mitgedacht“, sagt die neue Klimaschutzbeauftragte der Stadt, Sonja Eisenmann.
Auch die Stadtwerke Bochum begrünen einige ihrer Flachdächer
Die Stadt und ihre Töchter wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Beispiel Stadtwerke: Dort werden in den nächsten Monaten die Dächer zweier Gebäude auf dem Betriebshof an der Darpestraße in Hamme begrünt, im Wege einer ohnehin geplanten Sanierung. Außerdem bekommen mehrere Stromstationen und andere Bestandsbauten ein grünes Haupt. Das sei Teil einer „Nachhaltigkeitsstrategie“, wie Stadtwerke-Sprecher Christian Seger sagt.
Klaus Kleine vom Amt für Stadtplanung und Wohnen blickt aus seinem Büro im Technischen Rathaus auf ein begrüntes Dach und einen begrünten Innenhof. Sinn der Sache ist nicht nur ein natürlicheres Aussehen auf und an Gebäuden, sondern ein ganz konkreter Vorteil für den Klimaschutz, wie Kleine sagt:
Dies sind die Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünungen
– Grünflächen an oder auf Häusern erzeugen Kühle, die bei der Verdunstung von Regenwasser entsteht
– Grünflächen binden und filtern Schadstoffe wie Stickstoffe und auch Stäube
– Grünflächen dämmen
– Grünflächen binden Regenwasser, so dass bei Starkregen die Kanalisation entlastet wird
– Grünflächen wirken dem längst dramatisch fortschreitenden Insektensterben entgegen.
Die Stadt motiviert jetzt auch Privatleute zunehmend, ihr Zuhause auf dem Dach und an den Außenwänden grüner zu gestalten und Schottergärten umzuwandeln. SPD und Grüne haben die Verwaltung beauftragt, ein kommunales Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung sowie die ökologische Aufwertung von Vorgärten und Hofflächen aufzulegen.
50 Prozent der Gesamtherstellungskosten werden bezuschusst
Ab sofort können alle Wohn- und Hauseigentümer in Hofstede und Riemke Förderanträge stellen. Das Programm läuft bis Ende 2021. Gefördert werden 50 Prozent der Gesamtherstellungskosten, der Höchstbeitrag beträgt 25.000 Euro je Antragsteller und Jahr.
Interessierte können sich kostenlos durch den von der Stadt beauftragten Modernisierungsberater Markus Ulmann beraten lassen. Eine Kontaktaufnahme ist möglich per Mail an info@ulmann-architekten.de oder unter 02 34 / 60 14 83 52.
Fassadenbegrünung erhöht Lebensqualität im Innenraum
Dicke und Kosten einer Dachbegrünung
Die Dicke des Erdsubstrats, das für ein Gründach erforderlich ist, liegt bei mindestens sechs Zentimetern. Für die Neubauten am Ostpark sind zwölf vorgesehen.
Als Pflanzen eignen sich etwa Mauerpfeffer, Fetthenne, Mongolen-Sedum, Tripmadam, Teppichsedum.
Die Kosten für ein Gründach schwanken stark. Grundsätzlich gilt aber: Es ist in der Anschaffung zwar teurer als ein schlichtes Flachdach; ein Gründach hat aber eine längere Lebensdauer. Außerdem können durch die Verringerung der Regenwassergebühren die laufenden Betriebskosten des Hauses verringert werden. Auf Dauer könnte sich das rechnen.
Riemke und Hofstede, so argumentiert die Stadt, können aufgrund ihrer Lage in einem Gebiet mit hohem Grundwasserstand und einem hohen Anteil an versiegelter Fläche zukünftig besonders betroffen von Schäden durch Starkregen sein. „Flächenentsiegelung und Begrünungsmaßnahmen tragen dazu bei, diese Schäden zu mildern. Sie fördern aber auch die Biodiversität und tragen insbesondere zur Artenvielfalt, insbesondere der Insekten und Vögel, bei.“ Fassadenbegrünung zum Beispiel erhöhe auch die Lebensqualität im Innenraum eines Gebäudes, indem es dieses gegen Hitze und Wärme abschirme. Von Entsiegelungen und Begrünungen im urbanen Raum würden nicht nur Flora und Fauna profitieren, sondern vor allem auch der Mensch selbst.
Deshalb soll das Förderprogramm in den nächsten zwei Jahren auch auf Dach- und Fassadenbegrünungen sowie ökologische Vorgärten und Hofflächen im Bereich der großen Ausfallstraßen der Innenstadt erweitert werden. Auch sie sind von Hitzehotspots betroffen.
Zahlreiche Bebauungspläne machen Dachbegrünung zur Pflicht
Wer nicht freiwillig sein Flachdach – oder flach geneigtes Dach – begrünt, wird mitunter dazu gezwungen. Das gilt aber nur bei Neubauten, wenn es der Bebauungsplan festlegt, sowie bei genehmigungspflichtigen Änderungen von Dach und Dachhaut. Ein Beispiel sind die neuen Mehrfamilienhäuser an der Hermannshöhe in der Innenstadt.
Auch Bauvorhaben wie zum Beispiel im Ruhrpark, an der Düsterstraße/Vorm Felde, Ostpark/Feldmark oder der Aldi-Markt an der Markstraße sind oder waren an Dachbegrünungen gebunden. Auch das künftige Wohnbaugebiet Querenburger Straße (270 Wohneinheiten) wird grün. Kleine: „Da haben wir überall Dachbegrünungen festgesetzt.“
Hitzeinseln sind über das ganze Stadtgebiet in Bochum verteilt
Vor allem in so genannten Hitzeinseln dürfte eine Verpflichtung zur Dachbegrünung bei Neubauten künftig obligatorisch werden. Diese Hitzeinseln gibt es keineswegs nur in die Innenstadt, sondern auch in Nebenzentren wie Gerthe, Langendreer und Wattenscheid, aber auch im Außenbereich wie in kleinen Teilen Stiepels.