Bochum-Ehrenfeld. Corona-Krise verhindert klassisches St. Martinsfest in der Bochumer St. Meinolphus-Mauritius-Kirche. Es gibt Alternativen – auch für Weihnachten.
Es wäre wieder einer der Treffpunkte im Bochumer Ehrenfeld geworden: Der St. Martinsumzug der St. Meinolphus-Mauritius-Kirche. Als größter Umzug in Bochum mit über 1000 Teilnehmern ist er seit fast 30 Jahren eine feste Instanz in Bochum-Wiemelhausen. „Die Kirche ist bei der ökumenischen Andacht immer so voll, dass gar nicht alle hineinpassen“, sagt Gemeindemitglied Christian Sternemann.
In diesem Jahr aber: Alles anders. Kein Umzug durch die Gemeinde mit lebendiger Live-Musik, Würstchen, Glühwein und Martinsbrezel. Kein enges Beisammensein in der Dämmerung mit Laternen und netten Gesprächen. Das Fest der Nächstenliebe – so, wie man es im Ehrenfeld gewohnt ist, wäre in diesem Jahr keines. Massenveranstaltungen sind 2020 ihr Gegenteil, begünstigen sie doch die Ausbreitung des Coronavirus.
Drei Bochumer Schulen hatten eine Idee
„Nächstenliebe hat in diesem Jahr ein anderes Gesicht – nämlich Abstand, Hygiene und Mundschutz“, sagt Pastor Jürgen Kuhn. Doch auch wenn in diesem Jahr kein Mantel geteilt wird, gefeiert werden soll das Fest trotzdem. „Wir haben uns eine Alternative überlegt“, sagt Kuhn und erklärt: „Zwischen dem 8. und 13. November rufen wir dazu auf, immer abends eine Laterne oder ein schönes Licht ins Fenster zu stellen.“ So solle spürbar sein, dass die Kirche da sei und St. Martin trotzdem stattfinde.
Aufgekommen war die Idee im Lehrerkollegium der beteiligten Schulen Don Bosco, Drusenberg und Friederika, die an dem Umzug stets mitwirken. „Am 13. November läuten wir außerdem gemeinsam mit der Melanchthon-Kirche um 17.30 Uhr die Glocken. So klingt die Nächstenliebe in die Gemeinde hinein, das ist ein starkes Zeichen“, sagt Kuhn.
Kinder könnten dann ihre Laternen aus dem Fenster hängen und so ihre gebastelten Werke – herbstliche Laternen mit gesammelten Blättern ebenso wie solche in Tierform – auch ohne klassischen Umzug präsentieren. Ein Lichtermeer als Zeichen der Nächstenliebe – möglich ist das auch ohne einen St. Martins-umzug. „In den aktuell schweren Zeiten halte ich das für besonders wichtig“, sagt Kuhn.
„Weihnachtsstraße“ am 24. Dezember
Auch für die Adventszeit hat man sich in der St. Meinolphus-Mauritius Kirche schon von dem Gedanken verabschiedet, dass sie wie gewohnt stattfindet. Normalerweise sorgen Veranstaltungen wie Familiengottesdienste, eine Frühschicht um 6 Uhr morgens mit gemeinsamem Frühstück, Krippenspiele oder Tannenbaumschmücken für emsiges weihnachtliches Treiben. „Die emotionalste Veranstaltung im Jahr – die Christmette mit rund 40 Messdienern – mussten wir absagen“, bedauert Kuhn.
Frieden? Gefällt mir!Auf besondere Initiative von Propst und Seelsorger Michael Ludwig wolle man in der Kirche dennoch ein offenes Angebot schaffen. Am Heiligen Abend (24.) lädt die St. Meinolphus-Mauritius Kirche deshalb zwischen 14.30 und 18.30 Uhr zur „Weihnachtsstraße“. Kuhn verrät, was dahintersteckt: „Die Kirche wird mit Tannenzweigen, Girlanden und Lichtern geschmückt sein und man kann einen gekennzeichneten Weg durch sie gehen“, sagt der Pastor. Angefangen am Hauptportal gehe es durch die Seitengänge vorbei an Bildern mit Textstellen, die von Engeln, Ochs und Eseln, Maria und Josef erzählen.
Offen und solidarisch
„Nahe des Altars werden Weihrauchkörner liegen, die man in eine Weihrauchschale werfen und zum stillen Gebet innehalten kann“, sagt Kuhn weiter. Auch „Weihnachtsgrüße“ – deren Inhalt noch eine Überraschung ist – stünden bereit. Bevor es wieder aus der Kirche hinausgeht, darf auch ein Blick auf die Krippe nicht fehlen. Im Hintergrund werde Musik von einer CD laufen – nicht live, sondern aufgenommen von Organist Christopher Brauckmann mit Solisten.
St. Meinolphus- Gemeindeprojekt Nigeria„Es werden live Texte vorgelesen und man kann die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium hören“, kündigt Kuhn an. So müsse am Heiligen Abend niemand ohne Segen nach Hause gehen. Die Weihnachtsstraße soll durch ihr Einbahn-System lange Verweildauer und Kontakt innerhalb der Kirche verhindern. Die Kirche will mit alldem zeigen: „Wir sind da, wird sind geöffnet, aber wir sind dennoch solidarisch mit Menschen, die leiden – Kranke ebenso wie Gastronomen oder Alleinstehende“, sagt Kuhn.
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