Bochum. Die Grundschulen in Bochum haben den Regelbetrieb wieder aufgenommen. Viele Kinder kommen zum Unterricht. Einen Normalbetrieb gibt es aber nicht.

Zwei Wochen vor Ferienbeginn sind die 42 Grundschulen in Bochum wieder zurückgekehrt zum Regelbetrieb – auf Geheiß des NRW-Schulministeriums. Die meisten der 2510 Erst- bis Viertklässler sind auch zum Unterricht erschienen.

Genaue Zahlen werden dem Ministerium am Donnerstag vorliegen. Bis dahin müssen alle Schulen gemeldet haben, wie viele Schülerinnen und Schüler nach der Corona-Pause wieder am Unterricht teilnehmen. Der erste Eindruck in Bochum sieht so aus: „Es fehlen nur eine Handvoll Schüler“, sagt Björn Wiezoreck, Leiter der Neulingschule im Stadtteil Weitmar. Neben den wenigen Kindern, die auch in der Übergangszeit nicht am Unterricht teilgenommen haben, weil sie gesundheitliche Risiken tragen oder aber es Risikopatienten in der Familie gibt, seien lediglich einige weitere Mädchen und Jungen nicht erschienen.

Gespräche mit 20 von 42 Grundschulen

Ähnlich sieht es wohl an vielen Grundschulen in der Stadt aus. Beim Schulamt Bochum, das für die Aufsicht von Grund-, Förder- und Hauptschulen zuständig ist, gibt es jedenfalls keine auffallend hohen Fehlmeldungen. Und: „Es ruckelt zwar ein wenig. Aber ansonsten läuft es erstaunlich gut“, hat Schulamtsdirektorin Astrid Niemeyer nach ersten Gesprächen mit Grundschulrektoren festgestellt. Auch der zweite Schulamtsdirektor Gerhard Blaschke habe diesen Eindruck gewonnen. Mit etwa 20 der 42 Grundschulleitungen habe es schon Gespräche gegeben.

Viele Kinder sind also zurück in der Schule. „Von einem Normalbetrieb kann aber keine Rede sein“, sagt Daniela Lanz. Die Grundschullehrerin spricht in ihrer Eigenschaft als Mitglied des Leitungsteams der hiesigen Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) von „einem Experiment“. Viel Zeit müsse verwendet werden für logistische und organisatorische Aufgaben – „angefangen vom Händewaschen bis zum Einhalten der Toilettenzeiten“. Sie spricht von Verunsicherung bei den Kindern und davon, dass von einem „kindgerechten Unterricht“ in Kleingruppen, von der Möglichkeit gemeinsam zu Singen und anderem keine Rede sein könne. Ihr Eindruck: „Vor allem bei stillen Kindern macht sich das negativ bemerkbar.“

Aufregung bei den Kindern ist groß

Defizite macht auch Schulleiter Wiezoreck bei der aktuellen Regelung aus. „Man kommt zurecht“, sagt er. Aber ohne vier von 13 Kolleginnen sei „an Normalität nicht zu denken“. Zumal die Aufregung unter den Kindern größer sei als das sonst üblich sei in der Phase kurz vor den Ferien. Seine Einschätzung: „In diesem System können wir nicht jahrelang fahren.“ Zumal sich zeige, dass das Gefälle zwischen lernstarken und lernschwachen Schülern größer werde. „Und wenn wir nach den Ferien so weitermachen, dann werden alle Kinder Defizite bekommen.“


Gedanken macht er sich auch über die Einschulung der neuen Erstklässler. Das übliche Spalier, einem Band der älteren Grundschulkinder, die die neuen Schüler an ihrem ersten Schultag willkommen heißen, wird es diesmal nicht geben. Und auch sonst sei der Rahmen, in dem dieser besondere Tag begangen werden können, noch unklar. Nur soviel weiß Björn Wiezoreck: „Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor: auf gleiche Bedingungen wie jetzt, auf eine Rückkehr zu verschärften Regelungen und auch auf weitere Lockerungen.“ Überraschen lassen möchte sich halt sich niemand. Zumal: „Wahrscheinlich bekommen wir doch erst wieder in der letzten Ferienwoche genaue Informationen“, befürchtet ein Lehrer, der lieber ungenannt bleiben möchte.