Bochum. Die Kita St. Joseph in Bochum ist vorbildlich im Klimaschutz. Kinder passen auf, dass kein Wasser vergeudet wird, kein Strom, keine Heizenergie.
Klimaschutz kann so richtig Laune machen. Die Beweise dafür laufen in der Kita St. Joseph in Bochum-Hiltrop herum: fröhliche Kinder wie zum Beispiel Clara, Piero, Leon, Mario oder Petra. Auf dem Rücken ihrer Warnwesten stehen „Klimadetektive“ und „Mülldetektive“. Sie passen auf, dass der Alltag in der Kita so klimaschonend wie möglich vonstatten geht. Damit werden sie zugleich zu Klimaschützern der Zukunft herangebildet.
Die Kita am Hagenacker nimmt am städtischen Klimabildungsprojekt „Klimaschutz. So machen WIR’s!“ teil, wie 19 andere Kitas und Schulen auch. Die Stadt gibt den Erzieherinnen und Lehrkräften Fortbildungen, Lehrmaterial und Beratungen direkt vor Ort.
Während des Händeeinseifens muss kein Wasser fließen
Die kleinen Klimadetektive achten zum Beispiel darauf, dass kein Wasser verschwendet wird. Sich die Hände zu waschen – und das machen die Kinder zigmal am Tag – , muss jeweils nicht mehrere Liter kosten. Für die Zeit des Einseifens sollte der Wasserhahn zugedreht werden.
Sieht ein Kind, dass ein Wasserhahn unnötig geöffnet oder nicht richtig zugedreht ist und tropft, sagt es einer Erzieherin Bescheid – und wird dafür belohnt. Er bekommt einen Stempel mit „Flocke“ auf die Hand oder den Arm.
Flocke heißt die Eisbär-Figur, mit der die Stadt das Klima-Projekt bewirbt. Wie sehr Eisbären in der Arktis unter der Klima-Erwärmung leiden, weiß mittlerweile fast jedes Kind. Der Überlebenskampf von Flocke auf der Eisscholle ist symbolisch.
Klimabildungsmanagerin aus Bochum: „Die Kinder sind auf der Suche nach Werten“
„Wenn wir die Kleinsten der Kleinen erreichen, dann haben wir einen großen Mehrwert bei der Sensibilisierung von klimarelevanten Themen und Verhaltensweisen“, sagt Sonja Eisenmann, Klimabeauftragte der Stadt Bochum. Und die städtische Klimabildungsmanagerin Karen Biesgen ergänzt: „Wo wir hinwollen, ist Nachhaltigkeit. Die Kinder sind auf der Suche nach Werten, sie saugen das auf wie Schwämme.“
Die Kita-Kinder achten darauf, dass auch kein Licht brennt, das gar nicht brennen muss und dadurch Strom verschwendet. Sieht jemand das: Belohnungs-Stempel mit Flocke.
Alle 20 Minuten muss wegen Corona kurz durchgelüftet werden. Wird für diese Zeit ein Heizkörper nicht entsprechend runtergedreht und vergeudet somit Energie, kann sich wieder ein Kind melden: Stempel! Die Kinder tragen für die Lüftungszeit lieber einen Pulli mehr, als das Klima unnötig zu belasten.
Kinder sollen erfahren, dass sie gegen den Klimawandel etwas tun können
Einen Stempel erhalte auch, wer morgens zu Fuß oder mit dem Roller zur Kita komme und nicht mit dem Auto, sagt Kita-Leiterin Gabriele Kühl.
Alle jeweiligen Aktionen bringen nur einen sehr geringen Klimavorteil. Weil der Begriff „Klimawandel“ aber negativ besetzt ist und den Kindern Angst machen könnte, sollen sie lernen, dass sie dem nicht wehrlos ausgesetzt sind. „Kinder sollen erfahren, dass man dagegen etwas tun kann“, sagt Karen Biesgen. Auch im Kleinen.
Und sei es auch nur dadurch, darauf zu achten, dass der Fernseher zu Hause nicht auf „Stand-by“ steht, dass die Lampen in den Zimmern nicht unnötig groß sind und dass man Papierblätter zum Malen manchmal auch zweiteilen kann und trotzdem noch genug Platz für ein Bild bleibt.
Laternen werden aus leeren Tetra Paks gebastelt, nicht aus neuem Material
Ohnehin wird in der Kita stark auf die Vermeidung von Materialverschwendung geachtet. Laternen werden nicht aus neuem Kunststoff, sondern aus leeren Milch- oder Saft-Tetra-Paks gebastelt. Die Herstellung unnötiger Materialien kostet Ressourcen und belastet dadurch das Klima.
Auch das Thema „Treibhausgas“ wird in der Kita anschaulich dargestellt. Kita-Leiterin Gabriele Kühl erzählt, dass jeweils ein Luftballon auf zwei Flaschen gesteckt wird: In der einen ist nur Wasser, in der anderen Apfelessig und Backpulver. Diese Mischung bläht den Ballon auf und produziert CO2, während Wasser keinerlei Wirkung entfaltet.