Bochum. Corona dünnt das Personal in den Kliniken und Arztpraxen in Bochum zunehmend aus. Mitarbeiter sind krank oder in Quarantäne. Das hat Folgen.

Die rasant steigenden Corona-Infektionen schränken die medizinische Versorgung in Bochum zunehmend ein. Sowohl Kliniken als auch Arztpraxen berichten von immer weniger arbeitsfähigen Mitarbeitern. Der Krankenstand wächst täglich.

Neue Rekordwerte im 24-Stunden-Takt meldet das Bochumer Gesundheitsamt. Die Omikron-Variante breitet sich sprunghaft aus. Allein am Freitag wurden 846 bestätigte Infektionen verzeichnet. Mehr als 3700 Neuansteckungen sind es binnen einer Woche – einmalig seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren.

Klinik-Chef: „Das Hauptproblem ist das Personal“

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Das hat Folgen in den Kliniken. Weniger bei den Covid-Patienten. Deren Zahl steigt zwar stetig, blieb zuletzt aber überschau- und beherrschbar. Aktuell müssen 83 Erkrankte stationär versorgt werden, 14 (meist Ungeimpfte) auf den Intensivstationen. „Das Hauptproblem ist das Personal“, sagt Prof. Christoph Hanefeld, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums (KKB).

165 Beschäftigte in den KKB-Kliniken (u.a. Josef- und Elisabeth-Hospital) fallen wegen Corona aus. Zusätzlich zu allen anderen Krankmeldungen. Die Dienstpläne müssen vielfach mit heißer Nadel gestrickt werden.

Im „Eli“ wird eine Stationshälfte zur Corona-Station

Erste Maßnahmen hat das KKB in dieser Woche getroffen. Im Elisabeth-Hospital wurde eine Station halbiert. Die eine Hälfte wird weiter für die Innere Medizin vorgehalten. Die andere Hälfte wird zur Corona-Station. Zudem hat Hanefeld seine Chefärzte aufgefordert zu prüfen, welche nicht dringend erforderlichen Eingriffe verschoben werden können. Etwa künstliche Hüft- und Kniegelenke. Möglichst für drei bis vier Wochen.

Einschränkungen gibt es auch im Bergmannsheil. „Wir verzeichnen vermehrt krankheits- und quarantänebedingte Ausfälle, insbesondere in unserem Pflege- und Funktionsdienst“, erklärt Sprecher Robin Jopp. Deshalb seien „in einigen Bereichen personelle Umstrukturierungen und Anpassungsmaßnahmen erforderlich“.

Augusta-Klinik setzt verstärkt Leiharbeitskräfte ein

Leiharbeitsfirmen sorgen im Augusta-Krankenhaus mit dafür, dass Lücken durch Krankmeldungen und Quarantänen der Stammbelegschaft geschlossen werden werden können. Von „zusätzlicher punktueller Unterstützung in der Pflege durch externe Personaldienstleister“ spricht Maren Middeldorf. So sei es möglich, „die medizinische Versorgung zum jetzigen Zeitpunkt überwiegend aufrecht zu erhalten“, erklärt die Augusta-Sprecherin.

Im Knappschaftskrankenhaus Langendreer sind in dieser Woche 27 Mitarbeiter corona-positiv getestet und damit in Quarantäne, teilt Sprecherin Bianca Braunschweig mit. „25 Prozent davon sind Mitarbeitende aus dem Bereich Pflegedienst. Hinzu kommen weitere vier Mitarbeitende, die sich als Kontaktpersonen in Isolation befinden.“ Einschränkungen gebe es derzeit nicht.

Für Patienten soll in Kürze die 1G-Regel gelten

Im Katholischen Klinikum wird eine nochmalige Verschärfung der Personalnot befürchtet. „Die Ausfallzeiten steigen täglich“, beobachtet KKB-Chef Hanefeld. Nur wenige Betroffene würden ihre Isolation nach sieben Tagen per „Freitest“ beenden. „Zehn Tage werden die Regel sein.“

Inzidenz kratzt an 1000er-Marke

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bochum kratzt zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie an der 1000er-Marke. Am Freitag lag sie nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bei 986,7.Aktuell sind 4807 Männer und Frauen in unserer Stadt nachgewiesen mit dem Virus infiziert.Weitere zwei Menschen sind im Zusammenhang mit der Pandemie gestorben. Eine 87-Jährige Patientin starb an Corona, eine 88-jährige Frau mit Corona.

Um einer Ausbreitung des Virus innerhalb der Kliniken vorzubeugen, will das KKB in Kürze die 1G-Regel für Patienten einführen. Heißt: Alle Patienten müssen zwingend getestet sein, unabhängig von ihrem Impfstatus. Bei den Besuchern soll es bei 2G-plus bleiben.

Bei den Corona-Impfungen sind die Hausärzte besonders gefordert. Doch in vielen Praxen fallen derzeit Mitarbeiter aus.
Bei den Corona-Impfungen sind die Hausärzte besonders gefordert. Doch in vielen Praxen fallen derzeit Mitarbeiter aus. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

KV-Bezirksleiter sieht viele Praxen „am Limit“

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„Am Limit“ sieht Dr. Eckhard Kampe die niedergelassenen Arztpraxen in Bochum. Auch hier herrsche vielerorts Personalnot. Etliche Praxen seien dramatisch ausgedünnt. „Aktuell müssen deshalb acht Haus- und Facharztpraxen in Bochum geschlossen bleiben“, weiß der Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung.

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Aufgrund von Krankheit und Quarantäne arbeiteten etliche weitere Kolleginnen und Kollegen an der kritischen Grenze – „bei steigenden Covid-Patientenzahlen zusätzlich zur normalen Regelversorgung“, so Kampe. Nach WAZ-Informationen wird die Rückkehr zu Infektionssprechstunden vorbereitet, die räumlich und zeitlich getrennt vom regulären Praxisbetrieb eingerichtet werden.