Bochum. Am Klimastreik von „Fridays for future“ in Bochum nahmen rund 3500 Menschen teil. Sie zogen durch die City. Am Bergbaumuseum gab es ein Programm.
Gegen 14.45 Uhr biegt der Demo-Zug der Umwelt-Bewegung „Fridays for futures“ (FFF) von der Viktoriastraße nach links in den Südring ein. Dort staut sich der Autoverkehr bis zum Hauptbahnhof, weil die Polizei die Kreuzung dicht machte. Die Menschen ganz vorne in der Demo skandieren lautstark zu den zum Stillstand gezwungenen Autofahrerinnen und Autofahrern und anderen Augenzeugen: „Leute lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein!“
Außerdem: „Motoren aus! Motoren aus!“ Rund 20 Minuten stehen die Autos im Stau, erst dann ist der Demo-Zug vorbeigezogen.
FFF spricht von rund 3500 Demo-Teilnehmenden.
Bochumer Klima-Demo: Größte Krise der Menschheit
FFF hatte, wie in vielen anderen Städten, zum „internationalen Klimastreik“ am 24. Septenber in Bochum aufgerufen. Vor fast genau zwei Jahren versammelten sich rund 8000 Menschen auf dem Dr.Ruer-Platz. Eine der größten Demos in der Stadt überhaupt. Diesmal kamen deutlich weniger, diese zeigten sich aber nicht weniger entschlossen. „Wir befinden uns in der gefährlichsten Krise, die die Menschheit je erfahren hat“, ruft die 19-jährige Kira von der FFF-Ortsgruppe Bochum von einer Bühne vor dem Bergbaumuseum in die Menschenmenge.
Dorthin sind gegen 12 Uhr rund 2000 Unterstützer von FFF gekommen. Bands spielen, Reden werden gehalten, Organisationen wie das „Bochumer Klimaschutzbündnis“, die Naturfreunde Langendreer und Tierschützer informieren an Ständen über ihre Arbeit. Eine Gruppe demonstriert: „Das Grabeland ,Am Ruhrort’ darf nicht bebaut werden!“
Hier eine Fotostrecke vom Klimastreik in Bochum
„Wir sind parteiübergreifend, wir sprechen uns nicht für eine Partei aus“
Mitorganisiert hat den Klimastreik der Bochumer Stefan Roth (27), Doktorand an der Ruhr-Uni im Fach Elektro- und Informationstechnik. „Keine Partei hat ein ausreichendes Programm“, sagt er im WAZ-Gespräch auf dem Demo. Alle würden zu viel CO2-Ausstoß zulassen, auch die Grünen. So könne das 1,5-Grad-Ziel nicht erreicht werden. „Wir sind parteiübergreifend, wir sprechen uns nicht für eine Partei aus.“ Und: „Auch im Anschluss an die Wahl werden wir laut sein, Streiks organisieren und den Druck aufrechterhalten.“
Auch ein Paar aus Ennepetal kam nach Bochum zum Klimastreik
Zum Klimastreik nach Bochum sind auch Gesine (30) und Paul (28) aus Ennepetal mit ihren zwei Kleinkindern gekommen – „weil wir für eine nachhaltige Gesellschaft kämpfen wollen, die ohne fossile Energie auskommen soll“, wie der junge Vater sagt. Seine Partnerin, ihr Baby auf dem Rücken, ergänzt: „Wissenschaftlich erwiesen ist, dass politisch gegen die Umweltverpestung gegengesteuert werden muss. Die Politik muss eingreifen, sonst haben wir keine Chance. Der individuelle Beitrag zum Umweltschutz ist wichtig, aber er reicht nicht aus.“
Viele Teilnehmer haben zu Hause Papptafeln gebaut. Darauf steht: „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten noch Zeit.“ Woanders: „Das Klima ist wie Bier – warm ist’s scheiße.“ Oder: „Anfangen mit aufhören!“ Und Kira von FFF ruft von der Bühne: „Es war noch nie wichtiger, für die Zukunft zu kämpfen!“
Rund 20 Menschen machen aktiv bei FFF in Bochum mit
Die Bochumer Ortsgruppe von „Fridys for Future“ besteht aus rund 20 aktiven Teilnehmenden.Zusammen arbeiten sie mit den Gruppen „Students for Future“ und „Parents for Future“ in Bochum.Die Bands am Bergbaumuseum bekamen von FFF eine Aufwandsentschädigung, finanziert aus Spenden.
Als sich die Demo gegen 14.30 Uhr in Bewegung setzt, schwillt die Teilnehmerzahl deutlich an. Keineswegs nur junge Leute gehen mit, auch etwas ältere. Darunter ein Mann mit dem Schild: „Profs for Future.“ Ebenso die Bochumer „Omas gegen rechts“.
„Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“
Immer wieder skandiert der Demo-Zug den Reim: „We are unstoppable – another world ist possible!“ (zu deutsch: Wir sind nicht zu stoppen – eine andere Welt ist möglich.) Und immer wieder wiederholt er die Rufe: „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle!“ Passantinnen und Passanten am Straßenrand ruft er zu: „Wir streiken auch für Euch!“
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Auf mehreren Schildern wird CDU-Kandidat Armin Laschet kritisiert: „Wer den Planeten nicht ehrt, ist als Kanzler nichts wert.“ Oder: „Lasche(t) Klimapolitik verhindern.“ Oder, zusammen mit dem Bild des Kandidaten: „Schluss mit lustig. Konservatismus entschieden bekämpfen.“
„Radwende Bochum“ erschien mit Lastenrädern vor dem Bergbaumuseum
Es gibt auch eine Nebendemo: Das Bündnis „Radwende Bochum“ fährt gegen 16 Uhr mit 150 bis 200 Radfahrenden, darunter ein Drittel Lastenräder und Räder mit Anhängern, vom Schauspielhaus zur Kundgebung vor das Bergbaumuseum. Dort wird das Bühnenprogramm bis zum Abend fortgesetzt.
Unter anderem haben Ensemble-Mitglieder des Schauspielhauses, Michael Lippold, Veronika Nickl, Romy Vreden und Jing Xiang, gemeinsam mit Mitgliedern der Bochumer Symphoniker einen kleinen Beitrag angekündigt.