Bochum. Bürger beschweren sich über Müll, Lärm und nicht beaufsichtigte Kinder ihrer Nachbarn. Die Fronten sind verhärtet. Die Stadt schaut zu.
Lärm bis tief in die Nacht und Müllberge an der Straße — unter anderem darüber beschweren sich seit einiger Zeit Anwohner einer Siedlung in Bochum. Sie beschuldigen ihre Nachbarn, vorwiegend sind es Südosteuropäer, die drei Häuser unmittelbar an der Siedlung in Günnigfeld bewohnen, sich nicht an Regeln des nachbarschaftlichen Zusammenlebens zu halten. Ein sensibles Thema, das seit einiger Zeit auch Behörden beschäftigt.
Schwere Vorwürfe: Lärmbelästigung und nicht beaufsichtigte Kinder
Die Ostpreußenstraße liegt nahe an einem Feld. Reihenhäuser mit gepflegten Vorgärten prägen das Bild in dem Wattenscheider Ortsteil. Im Kontrast dazu stehen die drei Mehrfamilienhäuser, über deren Mieter sich hier alle ärgern.
Marijke Bajonczak wohnt mit ihrem Mann Sascha und den gemeinsamen zwei Kindern direkt gegenüber. Ein Zaun trennt die Grundstücke. Sie ist diejenige, die die WAZ kontaktiert hat und von einer „unerträglichen Situation“ spricht, die zunehmend ihren Alltag beeinflusse.
Zum Termin vor Ort hat sie die Nachbarschaft zusammengetrommelt, es erscheinen etwa 15 Leute. Die Stimmung ist aufgeheizt. Bajonczak, die als Altenpflegerin im Schichtdienst arbeitet, stört der ständige Lärm. „Ich bin nicht fit für die Arbeit, wenn ich jede Nacht zwei bis drei Stunden wach liege“, meint sie.
Gegen die Nachbarn erhebt sie schwere Vorwürfe. Sie berichtet von unbeaufsichtigten Kleinkindern, die sich aus offenen Fenstern in der ersten Etage beugen, Müllbergen und ausrangierten Möbeln vor den Häusern, Rattenbefall und unbewachtem Feuer bei Grillfesten. Zudem würde ständig an Autos geschraubt werden, was Lärm und Dreck verursache.
„Das ist hier keine Autowerkstatt“, ärgert sich Bajonczak. Alle nicken bestätigend. Fast jeder hat schon einmal die Polizei gerufen. Geändert habe sich jedoch nichts, heißt es. Auch beim Vor-Ort-Termin steht im Hinterhof ein abgemeldeter BMW neben einem Kinderroller.
Hausbewohner sind teilweise selbst betroffen
Was sagen die betroffenen Hausbewohner? Ciceka Cetin, die seit acht Jahren mit dreien ihrer Kinder im Erdgeschoss eines der Häuser lebt, bestätigt die Situation. Auch sie habe die Behörden kontaktiert, so die 47-jährige. „Das Ordnungsamt kümmert sich nicht“, meint sie.
Eine andere Familie aus einem der Häuser steht einem Gespräch mit der WAZ ablehnend gegenüber. Zwar sei es häufig laut, auch spät abends, doch „das sind halt Kinder“, heißt es. Ein Problem sehen sie nicht. Weiter möchte sich der Mann, der gerade mit seiner Familie das Haus verlässt, nicht äußern.
Derzeit betreut die Hausverwaltung Gottschalk die Immobilien, die am 20. August zwangsversteigert werden. Er versuche gegen die Missstände vorzugehen, so Bastian Gottschalk. Dazu habe er auch Kontakt zu der Stadt Bochum aufgenommen. "Des Weiteren betreut ein Hausmeister die Objekte regelmäßig“, sagt er.
Polizei und Stadt bestätigen die Situation in der Nachbarschaft.
Die Polizei Bochum bestätigt ein hohes Einsatzaufkommen zu den Häusern. Es handele sich vorrangig um Ruhestörungen, teilweise auch körperliche Auseinandersetzungen. Oft reiche beim Eintreffen der Einsatzkräfte eine Ansprache zur Aufhebung der Situation, berichtet Polizeisprecher Volker Schütte. Die Situation sei aktenkundig, entsprechende Einsätze würden der Staatsanwaltschaft gemeldet.
Die Stadt weiß ebenfalls um die Umstände. „Der Vorfall ist dem Jugendamt bekannt durch Hinweise, die von Nachbarn eingegangen sind“, berichtet Stadtsprecherin Charlotte Meitler. „Aus Datenschutzgründen können wir dazu aber keine genauen Angaben machen“.
Auch das Ordnungsamt sei des öfteren in Günnigfeld gewesen. Wie sich die Lage verbessern könne, sei jedoch nicht klar. „Vom Jugendamt werden jedoch die Hilfen gestellt, die nötig sind“, so Meitler. Dazu, ob es sich bei den Bewohnern auch um Asylbewerber handelt, äußert sich die Stadt nicht.
Während einige sich das Verschwinden der Nachbarn wünschen, fordern andere lediglich, die Mieter sollten sich an „unsere Regeln halten“. Mit ihnen sprechen möchte niemand mehr.