Bochum. In „Der Pott“ gab der Bochumer Schauspieler seinen Einstand als Ermittler neben Götz George. Am Dienstag, 1. Februar, läuft der Film im WDR.
Tatort-Kommissare kommen und gehen, doch die Fälle des Duisburger Duos Schimanski und Thanner genießen Kultstatus über Generationen hinweg. Von 1981 bis 1991 ermittelten die beiden schlagkräftigen Partner in insgesamt 29 Folgen, die derzeit jeweils dienstags zu später Stunde im WDR wiederholt werden – frisch restauriert und mit noch nie gesehener Bildqualität.
Eine besonders schillernde Episode wird am Dienstag, 1. Februar, um 23.40 Uhr gezeigt und findet sich ab dann auch in der ARD-Mediathek: In „Der Pott“ (1989) geht es um einen Mord unter streikenden Stahlarbeitern, der Horst Schimanski (Götz George) mit einem neuen Partner zusammenführt. Jo Wilms hieß der junge Mann, gespielt wurde er von dem Bochumer Schauspieler Thomas Rech, seit 2003 Intendant am Mondpalast in Wanne-Eickel. An die turbulenten Dreharbeiten erinnert sich der 67-Jährige mit einem Lächeln, aber auch mit einem Schaudern.
Die nächsten Schimmi-Krimis im WDR
Zum 40-jährigen Bestehen der Schimanski-Reihe zeigt der WDR derzeit sämtliche Tatorte mit Schimmi, Thanner, Hänschen & Co., in HD abgetastet und digital restauriert. Die Bildqualität der alten Filme ist beeindruckend.Die nächsten Folgen sind „Blutspur“ (am 8. Februar), „Katjas Schweigen“ (15. Februar), „Medizinmänner“ (22. Februar) und der Kinofilm „Zabou“ (1. März).
Thomas Rech aus Bochum spielte Hauptrolle neben Götz George
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Rech war Mitte 30, als das verlockende Angebot kam, in einem Schimanski-Tatort mitzuspielen. „Als die Bavaria aus München anrief, habe ich das erst für einen Scherz gehalten und wieder aufgelegt“, erzählt er schmunzelnd. Seine Laune war damals ohnehin nicht die beste: „Ich baute in meiner Wohnung an der Hattinger Straße gerade einen Küchenschrank auf, bei dem die Hälfte fehlte. Ich war stinksauer und dann noch dieser nervige Anruf.“
Auf den jungen Bochumer aufmerksam wurde die Produktionsfirma über Willi Thomczyk, der in „Der Pott“ seinen Bruder spielte. Rech arbeitete damals gerade als Lagerarbeiter bei Quelle in der Drehscheibe: „Morgens von sieben bis elf habe ich dort geschuftet, um Geld zu verdienen, danach habe ich mich um das kleine Theater Ecce Homo in Riemke gekümmert und dort Kunst gemacht.“
Wie der Kohlenpott nach München kam
Mit dem Zug fuhr Rech zum Casting nach München, wo ihm schließlich die Hauptrolle des jungen Ermittlers Jo Wilms angeboten wurde. Was nicht jeder weiß: Gedreht wurden die Schimanski-Filme nicht im Kohlenpott, sondern zum überwiegenden Teil in der bayerischen Metropole. „Das war irre! Die Straßen und die Wohnungen, in denen wir drehten, sahen original so aus wie die Zechensiedlungen bei uns zu Hause. Die streikenden Stahlarbeiter in Rheinhausen waren Studenten der Münchner Filmhochschule.“ Erst gegen Ende der Dreharbeiten zog das Team ins Ruhrgebiet und drehte etwa in der ehemaligen Waschkaue auf Zeche Zollverein.
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Über 20 Drehtage lang stand Thomas Rech an der Seite des großen Götz George, damals der Top-Star unter den deutschen Schauspielern und auch für Thomas Rech ein Idol. George habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, wer der Chef am Set ist. „Anfangs war er skeptisch, weil er mich überhaupt nicht kannte. Aber nach einigen Tagen hatte sich das gelegt und wir sind gut miteinander klargekommen.“ Noch Jahre später habe der Kontakt zu George bestanden. Rech hatte auch einen Gastauftritt in dem nachfolgenden Film „Blutspur“.
Bombardiert von der Boulevardpresse
Weitaus schwieriger geriet das Verhältnis zur Boulevardpresse: „Die haben alle gedacht, ich bin der neue Thanner und spiele künftig immer an Schimanskis Seite. Dabei stimmte das gar nicht.“ Beinahe rund um die Uhr sei Rech damals mit Interview-Anfragen bombardiert worden: „Das war der totale Psychostress und hat mir auch gezeigt, dass ich fürs Filmgeschäft nicht geboren bin. Danach wollte ich lieber wieder Theater spielen.“
Mit Erfolg: Unvergessen sind seine Auftritte 1996 und 1999 als „Bochumer Jedermann“ in der Jahrhunderthalle oder an der Seite von Johannes Heesters in der „Comödie“ am Ostring. Schon viele Jahre ist der Mondpalast seine Heimat. An „Der Pott“ denkt er trotzdem gern zurück: „Unterm Strich war’s eine gute Zeit.“