Bochum-Werne. Weil ein Marktplatz in Bochum komplett umgebaut wird, sehen Händler den Standort bedroht. Und sie fühlen sich bei der Planung übergangen.
Ein richtiges Schmuckstück soll der Marktplatz in Bochum-Werne werden. Die große triste Fläche bekommt Sitztreppen, einen schicken Aufenthaltsbereich mit Bäumen und einer langen Bank und dazu einen Fahrrad-Parcours. Drumherum wird das Grün aufgewertet. Klingt auch für einen Markthändler wie Jürgen Greife erstmal toll. Und doch ist der Sprecher seiner Zunft sauer. Denn sie, die Händler, seien in die Planung nicht mit eingebunden worden. Aus Sicht von Greife nicht das einzige Problem.
Bochum: Händler fühlen sich beim Markt-Umbau in Werne außen vor
Seit 70 Jahren stehe seine Familie auf dem Markt in Werne, angefangen mit seinen Eltern, sagt Jürgen Greife. Er selbst inzwischen nicht mehr. Bruder Michael hat den Stand mit Ost und Gemüse übernommen. Sprecher der Markthändler ist Jürgen Greife aber noch immer. Und in dieser Funktion meldet sich der 67-Jährige nun zu Wort.
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Der Umbau des Marktplatzes sei ja schön und gut, „aber warum wurden wir Händler nicht mal angehört?“. Man habe doch Erfahrungswerte. So sei auch ohne Beteiligung der Marktbeschicker am Ende noch einmal umgeplant worden. „Jetzt kommt der Fahrrad-Parcours zur Straße hin und wir stehen drumherum“, kritisiert Greife, „denn jetzt müssen die überwiegend älteren Besucher über diesen Parcours laufen, um von einem zum nächsten Stand zu kommen.“
Auch soll mit der Umgestaltung des Platzes das „wilde Parken“ unterbunden werden. „Dies hat sich so eingebürgert, weil der Markt immer kleiner wurde und wir uns in einer Ecke zentriert haben. Daneben wird halt geparkt“, sagt Greife, der betont: „Heute sind für einen Markt das Wichtigste die Parkplätze.“ Die Leute müssten nun künftig weitere Wege zurücklegen.
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Große Sorge bereitet den Händlern die Umbauphase. Denn dann muss der Markt an einen anderen Standort verlegt werden. Beispiele in anderen Städten hätten gezeigt, dass dies für einen Markt das Todesurteil sein kann, berichtet Jürgen Greife, der fürchtet: „Viele Kunden kommen anschließend nicht wieder.“
Bochum Marketing sieht mehr Chancen als Nachteile für den Markt
Diese Sorge teilt Bochum Marketing „ganz und gar nicht“, sagt Sprecher Christian Krumm. Die Umgestaltung wird zu einer deutlichen Attraktivierung des Platzes führen, da unter anderem Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kinder eingeplant sind. Das alles sorgt dafür, dass der Platz insgesamt besser besucht sein wird und damit auch zu den Marktzeiten.“
Neuer Fußweg entsteht
Am Parkplatz wird ein neuer Fußweg zwischen dem Werner Markt und der Wittekindstraße angelegt. Dieser führt dann durch einen ebenfalls neu angelegten Obstbaumhain mit Apfel-, Birnen-, Quitten- und Wallnussbäumen. Die Schulwegsituation werde so verbessert und die Streuobstwiese könne zum Spielen und Naturerleben von Jung und Alt genutzt werden, sagt die Stadt.
Im Vorfeld müsse die Fläche jedoch ausgelichtet und gerodet werden. Zwölf zum Teil nicht mehr gesunde Bäume müssten gefällt werden. „Als Ersatzpflanzungen werden insgesamt neun Obstgehölze sowie sechs Bäume auf der Marktfläche – zwei am Fahrradparcours und vier mittig im Aufenthaltsbereich – gepflanzt“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk mit.
Als Ausweichstandort für den Markt ist auch der Parkplatz vom Freibad an der Bramheide im Gespräch. „Eine der rar gesäten Optionen in Werne“, so Krumm. „In erster Linie müssen die infrastrukturellen Rahmenbedingungen im Sinne der Markthändler gegeben sein. Außerdem spielt natürlich auch die Größe einer Fläche eine entscheidende Rolle.“ Entschieden ist aber noch nichts.
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Die Interessen der Händler sieht Bochum Marketing als Markt-Organisator durchaus berücksichtig: „Wir sind auf allen Marktplätzen, auf denen wir die Wochenmärkte durchführen und betreuen, in ständigem Austausch mit unseren Markthändlern“, beteuert Christian Krumm. „Daher kennen wir deren Anliegen und Bedürfnisse sehr gut, sodass wir die Interessen der Markthändler auch in Bezug auf die Umgestaltung von Marktplätzen vertreten können.“
Markt-Umbau in Bochum: Änderungswünsche kamen von der Politik
Jürgen Greife bestätigt, dass es Kontakt zu Bochum Marketing gibt. „Wir haben ein- bis zweimal im Jahr ein Treffen. Und dabei wurde auch mal die vorgesehene Umgestaltung des Marktplatzes erwähnt. Aber explizit über die Planung und unsere Bedürfnisse wurde nicht gesprochen.“
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Zur Erreichbarkeit des Marktes teilt die Stadt mit, dass es auch weiterhin möglich sein werde, trotz des Fahrrad-Parcours zu Fuß zum Markt zu gelangen. Auf Wunsch der Bezirksvertretung sei die Aufenthaltsfläche zur Werner Heide verlegt worden, da von da aus die meisten Menschen kämen. „Die fußläufige Erschließung von beiden Seiten des Marktplatzes ist über die neue Planung sichergestellt“, so Stadtsprecher Peter van Dyk.
Baubeginn für die Umgestaltung des Marktplatzes in Werne soll im dritten Quartal 2022 sein. Laut Stadt ist eine Bauzeit von circa acht Monaten vorgesehen.