Bochum. Wollschläger 2016, Josef Dewender 2020. Nun hat ein weiterer Großhändler aus Bochum Insolvenz angemeldet. Immerhin gibt es eine Perspektive.
Nach Wollschläger 2016 und Josef Dewender 2020 ist erneut ein Großhandelsunternehmen aus Bochum in Schieflage geraten. Der Nonfood-Spezialist Gebra aus Wattenscheid hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung Insolvenz angemeldet. Ein Konkurrent aus Hamburg übernimmt nun das Geschäft.
Wünsche Group aus Hamburg übernimmt Gebra
Die Wünsche Group hat über mehrere ihrer Tochterfirmen die Mehrheit und die alleinige Kontrolle über den vor mehr als 60 Jahren gegründeten Konkurrenten übernommen. Das Bundeskartellamt hat der Übernahme bereits zugestimmt.
Auch interessant
Drei Viertel der etwa 50 Arbeitsplätze, davon die Hälfte in Wattenscheid, werden voraussichtlich vom neuen Inhaber übernommen, so Dorothee Madsen. Die Rechtsanwältin und Partnerin der Wirtschaftskanzlei BRL wurde vom Amtsgericht Bochum als Sachwalterin eingesetzt. Das Gericht hatte zuvor ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet. Madsen: „Der Gebra-Standort in Wattenscheid bleibt wahrscheinlich erhalten.“
Auch interessant
Jahresumsatz von 78,5 Millionen Euro
Kurt Brausen hatte die heutige Gebra vor mehr als sechs Jahrzehnten Jahren in Bochum gegründet und zunächst als Molkereiwaren- und Fleischgroßhandel geführt. In den 1970er Jahren begann die Firma damit, sich zunehmen auf dem Bereich Nonfood zu verlegen. Sie beliefert heute als Großhandelsunternehmen Discounter in ganz Europa mit Haushaltswaren, Kleinmöbeln, Gartendeko, Bekleidung, Heimtextilien, Schuhen und Lederwaren. Der Jahresumsatz liegt bei etwa 78,5 Millionen Euro.
Allerdings: Da ein Bankenkonsortium auslaufende Kredite nicht verlängert hat, habe Gebra Mitte Oktober Insolvenz anmelden müssen, heißt es bei BRL. Sanierungsexperte Christoph Morgen habe gemeinsam mit Gebra-Geschäftsführer Swen Linberg die Verhandlungen zur Fortführung des Familienunternehmens geführt: „Die Lage war sehr komplex, da wir die Interessen von Kunden, Lieferanten, Banken und Speditionen unter einen Hut bringen mussten“, heißt es. Es sei gelungen, die Verträge mit den Hauptkunden zu halten, die Waren auszuliefern und die Forderungen einzuziehen. „Das war insbesondere im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft der Einzelhändler sehr wichtig.“
Auch interessant
Für Gebra arbeiten erfahrene Handelsspezialisten
Die Hamburger Wünsche Group hatte in dieser Phase ihr Interesse an einer Übernahme signalisiert und einen Kredit zur Verfügung gestellt, der die Handlungsfähigkeit von Gebra bis zum Firmenverkauf sichergestellt hat. „Der Erhalt von drei Viertel aller Arbeitsplätze ist sehr wichtig, denn mit dem Know-how der Mitarbeitenden kann sich Gebra als erfahrener Nonfood-Handelsspezialist innerhalb der Wünsche Group neu entwickeln“, kommentiert Dorothee Madsen die Übernahme. Da alle Beteiligten „bestmöglich zusammengearbeitet haben, ist es gelungen, Gebra innerhalb von nur drei Monaten zu restrukturieren und einen Branchenkenner als Investor zu finden.“